Werder (Havel), 13. Juli 2021 – Das vergangene Jahr war geprägt von Einschränkungen und neuen Verordnungen, vor allem die Vereinsarbeit war schwierig umzusetzen. So ging es auch dem Zuckerbaum e.V., der sich um gesunde Geschwisterkinder aus Familien mit einem schwer erkrankten oder lebensverkürzt erkrankten Kind kümmert.
Zur Zeit betreut der Verein 58 Geschwisterkinder, die dringend auf Unterstützung angewiesen sind. Abwechslung im meist strikten Familienalltag bieten die Veranstaltungen, zu denen der Zuckerbaum e.V. regelmäßig einlädt, aber auch Bildungspatenschaften sind sehr beliebt. Dank ihnen können die gesunden Geschwister Freizeitaktivitäten nachgehen, wenn es durch die Erkrankung des Geschwisters finanziell und zeitlich unmöglich wird.
Doch durch die Pandemie fielen nun Fußballtraining, tanzen oder reiten für die Kinder aus und es gab keinen Austausch, keine Begleitung durch die Eltern oder Familienbegleiter dorthin, keine Auszeit von dem oft schweren Alltag. Obwohl sich viele Musikschulen, Nachhilfelehrer, Reitvereine oder Tanzschulen große Mühe gaben, die Kinder zu beschäftigen und Online-Unterricht anboten, so war es nicht dasselbe.
Rausgehen, Freunde treffen, zusammen Sport oder Akrobatik machen, statt zwischen den Arztterminen und dem Pflegepersonal für das kranke Kind in der Familie „festzustecken“ – Das war auch gerade für die gesunden Geschwister von größter Dringlichkeit. Vieles war verboten oder zumindest sehr eingeschränkt. Vor allem die Termine auf der Zuckerbaum-Streuobstwiese in Glindow, wo sich die Kinder mit anderen Kindern und Jugendlichen austauchen konnten, fehlten sehr.
Um den Kontakt zu den gesunden Geschwistern nicht abbrechen zu lassen, wurden Kraftpakete verschickt, unzählige Briefe und Karten geschrieben und telefoniert. So konnte der Zuckerbaum e.V. über die Sorgen und Ängste informiert bleiben. Um aber auch persönlich verbunden zu sein, wurde ein neues Format ins Leben gerufen: das „Picknick im Kinderzimmer“.
„Mit einem Körbchen voller Saft, Kuchen, Büchern, Spielen und einer hübschen Picknickdecke besuchten wir die Kinder einzeln und konnten so eine Abwechslung schaffen, die neue Kraft gab. Einmal wieder nach vielen Monaten Besuch zu bekommen, einen Zuhörer zu haben oder auch nur für zwei Stunden ungeteilte Aufmerksamkeit zu erfahren, war für die gesunden Geschwister ein großes Geschenk. Im Nachgang erhielten wir so zauberhafte Danksagungen, dass wir wussten, das ist die richtige Aktion in einer ungewöhnlichen Zeit“, teilte uns Doreen Bendler vom Zuckerbaum e.V. mit.
Wenn es das Wetter erlaubte, kamen die Familien auch allein auf die Zuckerbaumwiese, genossen die frische Luft, die Weite und freuten sich über die Möglichkeit eines Ausfluges. „In einer Stadtwohnung ohne Balkon rücken die Wände schnell näher und strapazieren die Nerven in dieser schweren Lebenssituation mit einem kranken und gesunden Kind nur noch mehr“, weiß Karin Wiserner, die Vorsitzende des Vereins und Besitzerin der Wiese. Darum wurde auch voller Hoffnung das schönste Projekt des Jahres, die Ferienprojektwoche, mutig für den Sommer geplant.
Die Kinder und Jugendlichen sind unendlich froh, endlich wieder zu ihren Bildungspatenschaften gehen zu können, Veranstaltungen des Vereins besuchen zu dürfen und andere gesunden Geschwister zu treffen, mit denen sie sich austauschen können. (d.b.)