Das schmeckt nach Sommer

Berlin/Brandenburg, 16. Mai 2023 – Erdbeeren findet man bei uns eigentlich das ganze Jahr über im Supermarkt. Meist haben die roten Früchte dann bereits eine lange Reise hinter sich. Zugegeben, wirklich gut schmecken Erdbeeren in der kalten Jahreszeit nicht. Die rote Farbe verspricht zwar ein saftig süßes Fruchterlebnis am Gaumen, doch die Früchte aus Spanien, Israel, Marokko oder Ägypten enttäuschen geschmacklich meist auf ganzer Linie. 

Damit wir auch im Winter Erdbeeren naschen können, ist ein unglaublicher, logistischer Aufwand nötig. Da die Früchte sehr empfindlich sind, müssen sie so schnell wie möglich nach dem Pflücken gegessen werden. Dauert der Transport zu lange, bekommen sie Druckstellen. Und so werden sie mit Flugzeugen oder in großen LKW-Ladungen um den Globus transportiert. 

Nicht nur in Hinblick auf den Transport zahlt die Natur einen hohen Preis für unseren ganzjährigen Erdbeergenuss. Denn Erdbeerpflanzen haben großen Durst. Schaut man z.B. nach Andalusien, Spanien, werden auf riesigen Arealen Erdbeerflanzen unter Folienzelten angebaut, deren Bewässerung knapp ein Drittel der verfügbaren Wasserressourcen verbraucht. (Quelle: Nabu) Das führt zu Dürren und Wasserknappheit bei der Bevölkerung, bei Pflanzen und bei Tieren.

Auch wenn es schwer fällt, im tristen Wintergrau dem verführerischen Duft der Erdbeeren zu widerstehen, lohnt es nicht nur aus ökologischer Sicht, auf den Start der regionalen Erdbeersaison zu warten. Und eben diese startet heute am 16. Mai 2023. 

Eigentlich sollte die Saison der Freiluft-Erdbeere schon eher beginnen, doch die kalten Temperaturen in diesem Frühjahr hatten einen Wachstumverzug zur Folge und somit wurde der Start auf Mitte Mai verschoben. Doch das Warten hat sich gelohnt! 

Saftig süß, fruchtig lecker, knackig und samtig-weich und in einem leuchtenden Rot können wir nun ganz ohne schlechtes Gewissen nach den Erdbeeren aus der Region greifen. Frisch geerntet, voll ausgereift und durch kurzen Transport, enthalten Früchte aus der Region mehr Vitamine und sind geschmacklich meist besser. 

Doch Regionalität hat natürlich ihren Preis. Für den wirtschaftlichen Anbau müsse Geld investiert werden in ausreichend Wasser, besseren Frostschutz im Frühjahr, Schutzabdeckungen sowie in den Einsatz von Nützlingen. Zudem ist der Lohn für Arbeitskräfte in Deutschland auch zumeist höher als in den anderen Erdbeer-Anbauländern. 

Insgesamt werden in Brandenburg auf rund 300 Hektar Erdbeeren geerntet. Unter Folientunneln bzw. in Gewächshäusern wurden 2022 auf nahezu 53 Hektar Erdbeeren angebaut. Gegenüber dem Vorjahr verkleinerte sich die Anbaufläche im Freiland deutlich um rund 42 %. Ein Grund mehr, die heimischen Gartenbaubetriebe zu unterstützen und regionale Erdbeeren vorranging auf den Tisch zu bringen.

Schauen Sie am besten einmal auf dem Werderaner Frischemarkt am Werderpark vorbei – samstags von 8 bis 14 Uhr – oder auf dem Wochenmarkt in Werder Unter den Linden – freitags von 8 bis 14 Uhr. 

Nach den ganzen Belehrungen zu Beginn des Beitrages, abschließend noch ein Werderscher-Spruch zum Schmunzeln: „Nichts schmeckt den Berlinern so gut, wie eine im Straßendreck gekaufte Erdbeere.“ (wsw)

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