Werder (Havel) OT Glindow, 14. Dezember 2021 – Als Harry Kindt die zwei kleinen Kätzchen im Juli dieses Jahres zum ersten Mal zu Gesicht bekam, hatte er keine großen Hoffnungen, dass die beiden die kommende Nacht überleben würden. Eine Dame hatte ihn zuvor telefonisch kontaktiert und den Katzenschützer gebeten, sich die Kitten einmal anzusehen. Wie sie zu den Tieren gekommen ist, sagte sie nicht. Am vereinbarten Treffpunkt übergab die Dame den Karton mit den Katzen an Harry Kindt und unter einem Vorwand, noch etwas aus dem Auto holen zu wollen, fuhr sie ohne ein weiteres Wort der Erklärung davon.
„Die beiden Kitten waren wirklich in einem unglaublich maroden Zustand. Ich bin mit den beiden dann in eine Berliner Tierarztpraxis gefahren, mit der wir vom Berliner Katzenschutz schon seit 17 Jahren zusammenarbeiten. Dort stellte sich heraus, dass die beiden etwa sechs Wochen alt waren“, erinnert sich Harry Kindt, der seit 20 Jahren im Katzenheim Glindow tätig ist und seit 2003 als dessen Leiter fungiert.
Katzenschnupfen und Katzenseuche konnten bei den beiden Samtpfoten schnell ausgeschlossen werden, doch durch Verwahrlosung und wahrscheinlich eine falsche Ernährung klagten die Kitten über vereiterte Augen, Unterernährung und ein Kätzchen fiel infolge von einer irreparablen Gleichgewichtsstörung vermehrt um. Harry Kindt hat sich den Tierchen dann angenommen und durch seine fürsorgliche Hingabe wurden die Kätzchen wieder aufgepäppelt und konnten im Alter von 12 Wochen gemeinsam vermittelt werden. (Achtung: Am Ende des Beitrages befinden sich Fotos der Kätzchen)
„Solche Fälle sind zum Glück eher selten. Warum die Dame in ihrem Auto geflohen ist, bleibt mir bis heute ein Rätsel. Tiere abzugeben, aus welchen Gründen auch immer, ist keine Schande. Wir kümmern uns mit viel Engagement und noch mehr Herzblut um kleine und große, kranke und gesunde Katzen“, so Harry Kindt. Er selbst beherbergt elf Katzen in seinem Zuhause in Berlin Schönefeld und häufig kommen noch Handaufzuchten hinzu, die Tag und Nacht versorgt werden müssen. „Zur Zeit habe ich zum Glück keine Kitten zu Hause, die ich füttern muss. Und auch während der Coronazeit sind nicht vermehrt Tiere bei uns im Glindower Katzenheim abgegeben worden. Nur eine Katze, die wir in Lockdownzeiten vermittelt haben, wurde wieder zu uns zurück gebracht. Aber besser so, als wenn man die Tiere einfach irgendwo aussetzt oder gar wegwirft – das hatten wir leider alles schon.“
Zur Zeit leben 63 erwachsene Katzen und 20 Babykatzen im Katzenheim in Glindow und warten auf ein neues Zuhause. Einige Tiere können aufgrund verschiedenster Faktoren jedoch nicht mehr vermittelt werden. Sie werden ihren Lebensabend bei Harry Kindt und seinem Team im Katzenheim verbringen. Der Tierheimleiter erklärt: „Wir bauen seit etwa sieben Jahren an unserem Gnadenhof. Er soll einmal acht Katzen Platz bieten, mit einem gemütlichen Häuschen und viel Auslauf. Da wir jedoch alles selbst bauen und auf finanzielle Spenden angewiesen sind, zieht sich der Bau natürlich wie Kaugummi in die Länge.“
Besonders ärgerlich war, dass sich unter der neu verlegten Terrasse im Gnadenhof noch Reste von verwildertem Bambus befanden, der die einzelnen Platten wieder hochdrückte. „Das müssen wir jetzt alles wieder aufnehmen und ein 50 bis 60 cm tiefes Fundament setzen, damit nicht erneut Reste vom Bambus die ganze Arbeit zunichte machen“, ärgert sich Harry Kindt. Zum Glück hat er eine tolle Elektrofirma an seiner Seite, die ihm unentgeltlich bei einigen Arbeiten zur Seite steht.
Wer den Glindower Katzenschutz unterstützen möchte – ob finanziell oder mit Manpower – kann sich gerne an Harry Kindt unter kindt.hummelwiese@t-online.de wenden. Übrigens: In der Spendenbox beim Fressnapf wird Futter für die Glindower Miezen gesammelt. (wsw)