Erstmals bekleidet eine Frau das höchste Amt im Glindower Carneval Club: Katrin Stage wurde zur neuen Präsidentin gewählt und löst damit Christian Buge ab. Wir haben die 35-Jährige zum Interview getroffen.
Werder (Havel) OT Glindow, 26. April 2023 – Liebe Katrin, in der Woche vor Ostern wurdest du zur neuen Präsidentin des GCC gewählt. Herzlichen Glückwunsch! Kannst du uns kurz etwas über die Abstimmung erzählen?
Am 31. März fand unsere Mitgliederversammlung statt, bei der ein neuer Vorstand gewählt werden sollte. Von den insgesamt etwa 140 Mitgliedern, die zur Zeit im GCC sind, waren 78 Mitglieder anwesend.
Ich wurde im Vorfeld von einigen Mitgliedern angesprochen, ob ich nicht Lust hätte, mich für die Vorstandswahl aufstellen zu lassen. Als ich dann 72 Stimmen erhalten habe und das Wort „Präsidentin“ im Raum stand, war ich erstmal etwas geschockt. An dem Abend selbst konnten wir uns noch nicht festlegen, wer welche Aufgaben im Vorstand übernehmen soll.
Nach drei schlaflosen Nächten, vielen Gesprächen und Gedanken habe ich mich dann doch durchgerungen. Wenn mich so viele Mitglieder als Präsidentin sehen, dann möchte ich auch für den Verein da sein und dieser Position auch gerecht werden.
Aber ich bin ja zum Glück nicht alleine, sondern habe tolle Vorstandsmitglieder an meiner Seite: Vizepräsident Hardy Wegner, Schatzmeisterin Liane Franke, Schriftführerin Antonia Zart sowie Julia Bär als 1. Beisitzerin (Innenminister) und Petra Kleine als 2. Beisitzerin.
Du bist seit 17 Jahren Mitglied im Glindower Karneval Club und hast ebenso viele Jahre in der Prinzengarde getanzt. Wirst du weiterhin in der Prinzengarde tanzen?
Leider werde ich nicht mehr in der Prinzengarde tanzen. Bereits im letzten Jahr habe ich mich dazu entschlossen, das Schautanzkostüm an den Nagel zu hängen. Für den karnevalistischen Tanzsport mit den Turnier- und Schautänzen sind jede Menge Training, Leistung und Disziplin notwendig – das schaffe ich einfach nicht mehr. Konditionsmäßig würde es vielleicht noch gehen, aber die Zeit fehlt einfach an allen Ecken und Enden.
Wir haben jetzt aber eine neue Garde gegründet, die Knuppergirls, und da tanzen wir „Muttis“, die früher in der Prinzengarde getanzt haben. Wir werden sehen, wohin sich das entwickelt. Zudem werde ich weiterhin das Männerballett, die „Goldene 7“, trainieren, was ich seit 14 Jahren mit größter Begeisterung tue.
Wie managst du den Spagat aus Vereinstätigkeit, Berufsleben und Familienalltag?
Sicherlich wird sich das erst mit der Zeit zeigen, wie gut ich das alles unter einen Hut bekomme – Doch ein Spagat sollte für mich als ehemaliges Tanzmädchen ja eigentlich kein Problem sein.
Ich habe eine tolle Familie, die mich großartig unterstützt, allen voran mein Mann, der selbst auch im Verein aktiv ist, sowie meine Eltern und Schwiegereltern, die immer zur Stelle sind, um auf unsere beiden Kinder aufzupassen. Ich habe aber auch tolle Nachbarn, die immer zur Stelle sind, wenn Not am Mann ist.
Welche Aufgaben hast du als Präsidentin des zweitgrößten Glindower Vereins?
Gute Frage – viele! Meine Hauptaufgabe ist es, den Verein zusammenzuhalten. Nach den drei Jahren coronabedingter Zwangspause ist das schlimmste zunächst überstanden. Doch bei 140 Mitgliedern gibt es natürlich auch immer verschiedene Meinungen, die in Einklang gebracht werden müssen.
Ich werde noch mehr Herzblut in die Vereinsarbeit stecken als in den 17 Jahren zuvor schon. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass der GCC so ein toller Verein bleibt, wie er jetzt ist. Es müssen viele Entscheidungen getroffen werden, aber ich bin ja nicht alleine. Ich werde nicht nur den Verein nach außen repräsentieren, sondern mich auch innerhalb des Vereins. Dies wird ein Lernprozess sein, vor dem ich großen Respekt habe, auf den ich mich aber auch sehr freue.
Was möchtest du anders machen als dein Vorgänger Christian Buge, bzw. was soll genauso weiter geführt werden?
Es sind riesengroße Fußstapfen, in die wir als komplett neuer Vorstand treten. Das wird sicherlich nicht leicht, aber wir werden mit unseren Aufgaben wachsen und der alte Vorstand unterstützt uns auch weiterhin.
Christian hat gemeinsam mit seinem Vize vieles alleine auf seine Schultern geladen. Dies werden wir etwas anders machen. Der GCC wird auf Terminen immer präsent sein, aber dafür muss ich als Präsidentin nicht stets und ständig vor Ort sein. Da teilen wir uns auf. Ich habe einen starken Vize an meiner Seite, auf den ich mich zu 100 Prozent verlassen kann, und einen starken Vorstand hinter mir. Wir möchten Hand in Hand arbeiten und so das bestmögliche für den Verein erreichen.
In diesem Jahr warst du zum ersten Mal als Präsidentin auf dem Baumblütenfest unterwegs. Wie hast du den Besuch des Festes erlebt?
Seit ich neun Jahre alt bin, laufe ich beim Baumblütenumzug mit – zunächst als Cheerleader und dann als Prinzengarde-Tänzerin. Das war für mich am Samstag also ein „Heimspiel“. Aufregender war für mich der erste Baumblütensonntag, als es in die verschiedenen Obstgärten ging. Die ganzen Obstbauern kennenzulernen, mich selbst als Präsidentin vorzustellen, in die Kameras zu lächeln – das war schon neu für mich.
So ganz überzeugt hat mich das neue Konzept des Baumblütenfestes noch nicht. Gerade für Familien wurde nicht so viel geboten. So ganz passt das alles irgendwie noch nicht, aber da kann man ja in Zukunft noch Dinge optimieren. Aber das ist nur meine persönliche Meinung.
Welche Termine warten in naher Zukunft auf dich?
Am 29. April veranstaltet der GCC wie schon im vorherigen Jahr eine Blütenparty. Von 15-22 Uhr wird es auf dem Marktplatz in Glindow verschiedene Marktstände mit Essen und Obstwein, Gardetänze und Partymusik am Abend geben sowie weitere Überraschungen. Kommt gerne alle vorbei!
Anschließend gehen wir dann in die Planung für das Kirsch- und Ziegelfest. Es muss noch so viel geklärt und abgestimmt werden. Und sei es nur die Frage meines Outfits. Das klingt zwar etwas trivial, aber da der GCC noch nie eine Präsidentin hatte und ich schlecht im Schautanzkostüm zu den Terminen gehen kann, muss auch hier eine Abstimmung für Einigkeit sorgen.
Und ganz wichtig: Wir müssen als Vorstand noch zum Notar und Amtsgericht für die öffentliche Eintragung.
Kannst du schon einen Ausblick auf die neue Karnevalssaison werfen bzw. kurz mitteilen, wie die ersten Veranstaltungen in Klaistow abliefen?
Vor der ersten Saison in Klaistow war uns allen etwas bange, da wir nicht wussten, wie der neue Ort von den Besuchern angenommen wird und wie die Veranstaltungen nach der coronabedingten Pause besucht werden würden. Doch abschließend können wir sagen, dass es ein voller Erfolg war. Wie hat Christian Buge immer so schön gesagt: Wir haben den Saal gerockt.
Einige Veränderungen wird es sicherlich geben und da setzen wir uns als Vorstand mit den Verantwortlichen aus Klaistow auch nochmal zusammen, um gemeinsam zu schauen, was optimiert werden muss. Doch wir sind zuversichtlich, dass auch die kommende Saison – unsere 69. – mindestens genauso erfolgreich anlaufen wird wenn nicht sogar erfolgreicher. Glindow Helau!
Vielen Dank für das Interview! (wsw)