Die Schule für Ausgeschlafene

Werder(Havel), 20.Oktober 2022 – Glindow- Es ist Mittwochabend, bereits eine halbe Stunde vor dem eigentlichen Beginn treffen die ersten wissbegierigen Eltern im Kunsthof Glindow ein, um sich über das Schulkonzept der Evangelischen Gesamtschule Werder, die gerade in Gründung ist, zu informieren. Den großen Saal der Evangelischen Kita im Kunsthof hat das Hoffbauer Team der Evangelischen Grundschule übergangsweise in diesem Jahr mit ihrer ersten Klasse bezogen und dieser Raum ist nun auch Ort für die Informationsveranstaltungen der zukünftigen Hoffbauer Gesamtschule. Nach den Sommerferien wird die Gesamtschule ihren Schulbetrieb auf dem Bildungscampus in Werder/Glindow starten. Gleichzeitig werden dann die Campus-Kita, die Grundschule und die Gesamtschule den Bildungscampus gemeinsam mit Leben erfüllen. Zunächst ist geplant, zwei 7. Klassen mit je 25 Schülern aufzunehmen, denn der eigentliche Bau für die „Großen“ wird noch nicht fertig sein. Und so werden die beiden Klassen in dem Bau der Grundschule untergebracht und können von da an hautnah miterleben, wie der Campus weiter wächst und in 2026, mit Sporthalle, Kita, Grund-und Gesamtschule, letztendlich hinsichtlich der Gebäude komplett ist. In 2027 wird der erste Jahrgang die 10. Klasse abschließen. Drei Jahre später halten die ersten Abiturienten ihren Abschluss in den Händen. Eine vollständige Auslastung der Evangelischen Gesamtschule Werder mit rund 525 Lernenden aller Altersstufen wird in rund zehn Jahren erwartet.

Das Interesse ist heute schon sehr groß, worüber sich am Abend der Präsentation neben der zukünftigen Schulleiterin Grit Heuer auch der Geschäftsführer Peter Brandsch-Böhm, der die anwesenden Eltern an dem Abend begrüßt, freut. Beide sind derzeit am Evangelischen Gymnasium Kleinmachnow tätig und sind seit den ersten konkreten Planungen des Standorts involviert. „Wir haben uns lange Gedanken über unsere Vision gemacht. Wir möchten mit dem Konzept, das wir heute präsentieren, den inhaltlichen Grundstein für einen Ort legen, an dem die Schülerinnen und Schüler für das Leben lernen“, betont Grit Heuer. Eingeflossen sind in das Konzept nicht nur die eigenen Erfahrungen. In die Überlegungen wurden unterschiedlichste Blickwinkel der am Schulleben beteiligten Personen einbezogen und zum Beispiel auch die Kinder der Schule in Kleinmachnow befragt, wie sie sich ihre Schule wünschen würden. Die Hoffbauer-Stiftung mit ihren evangelischen Wurzeln stellt, neben den schulischen Leistungen, auch ganz klare ethische Werte in den Fokus. Die Kinder sollen sich mit ihrer Schule identifizieren, sich wohlfühlen und individuell weiterentwickeln können. Dafür soll ein Lern- und Lebensort geschaffen werden, der bunt und kulturell geprägt ist, an dem Offenheit, Verständnis und Verantwortung nicht nur Phrasen, sondern gelebte Werte sind. Eine Struktur, die auch Abwechslung im Lernalltag bietet, soll den Kindern Freiraum geben, in dem sie eigene Stärken entfalten und damit Selbstvertrauen durch schulische Erfolge gewinnen können.

Die Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe als integrierte Schule bietet Abschlüsse von der erweiterten Berufsreife bis hin zum Abitur. Gelernt wird hier im Klassenverband. Je nach Leistungsniveau wird es Fachleistungskurse als Grund- und Erweiterungskurse geben, die jedoch binnendifferenziert in den Klassen unterrichtet werden. Als Ganztagsschule eröffnet die Gesamtschule den Lernenden Erfahrungs- und Entwicklungsräume über den Unterricht hinaus und bietet unterschiedliche AG ́s und zahlreiche offene Angebote. Diese können zwar nicht von Beginn an komplett realisiert werden, wachsen jedoch im Laufe der Zeit mit den zunehmenden Schülerzahlen.

Der Unterricht startet um 8:30 Uhr, jedoch öffnet die Schule bereits ab 7:45 und bietet so Zeit für ein entspanntes Ankommen und die gedankliche Vorbereitung auf den anstehenden Tag. Natürlich wird es auch ein entsprechendes Verpflegungsangebot geben. Eine Mensa und eine Cafeteria sind bereits in Planung. In der Kleinmachnower Schule gibt es sogar ein Buffet, das für abwechslungsreiche Mittagsangebote sorgt und für jeden Geschmack das passende bereithält. Nach diesem Vorbild soll auch die Mittagsversorgung der Gesamtschule in Werder erfolgen. Die Mittagspause dauert insgesamt 50 Minuten und soll neben dem Essen auch Gelegenheit für sportliche oder künstlerische Aktivitäten und Beratungsgespräche bieten. Einen besonderen Schwerpunkt legt das Konzept auf die sogenannten „Life Skills“. Bei diesem verpflichtenden Angebot sollen die Kinder lernen, mit den Herausforderungen des Alltags umzugehen. Je nach Altersstufe werden hier Themen wie gesunde Ernährung, Umweltschutz, Umgang mit Geld, Versicherungswesen, Stressbewältigung, kritisches Denken, erste Hilfe und vieles mehr behandelt. Für die Umsetzung der einzelnen Themen baut die Gesamtschule auf externe Kooperationen.

Der Religionsunterricht ist, genau wie das „Life Skills“-Angebot, für jeden verpflichtend. Dieser vermittelt neben biblisch-theologischem Wissen auch Weltsichten anderer Religionen und Weltanschauungen und soll die Achtung und Toleranz gegenüber Fremdem fördern. Auch wenn der Schulalltag mit beispielsweise Andachten vom evangelischen Schulprofil geprägt ist, sind Kinder aller Konfessionen herzlich willkommen und die Zugehörigkeit zu eben dieser oder jenen Religion kein Ausschlusskriterium.

Vielmehr werde man auf ein ausgeglichenes Klassengefüge achten. Dieses beinhaltet sowohl ein Gleichgewicht von Jungen und Mädchen als auch die Leistungsempfehlungen für die Oberstufe. Bewerbungen können ab dem Erhalt des Endahreszeugnis der 5. Klasse eingereicht und müssen dann um das Grundschulgutachten und Halbjahreszeugnis der 6. Klasse ergänzt werden. Im Anschluss wird es ein Kennenlerngespräch mit der Schulleiterin geben. Die ersten Gespräche werden bereits im Oktober geführt. Da es sich bei der Hoffbauer-Stiftung um einen privaten Schulträger handelt, ist die Zahlung eines Schulgeldes erforderlich. Zwar erhält die Schule eine staatliche Bezuschussung je Kind, jedoch beträgt diese nur rund 75% des Bedarfs, sodass das fehlende Viertel von den Elternbeiträgen gedeckelt werden muss. Dieser Beitrag ist einkommensabhängig und liegt je nach Einkommen zwischen 27,00 und 491,00 Euro für das erste Kind.

Wer aktuell schon ein Schulkind zu Hause hat, der weiß um den aktuellen Lehrkräftemangel. Auf eine Frage aus dem Publikum diesbezüglich verweist die Hoffbauer-Stiftung auf deren glückliche Position, bereits in den eigenen Reihen zahlreiche qualifizierte Lehrkräfte zu haben, die den Standort Werder von Beginn an mit betreuen und abdecken können. Natürlich werden trotzdem Lehrkräfte und anderes Personal explizit für den Werderaner Standort von Beginn an gesucht. Für die Ausgestaltung des Ganztageskonzeptes wurden bereits mit vielen Kooperationspartnern die Weichen für eine Zusammenarbeit gestellt. Eine Musikschule, natürlich die örtliche Kirchengemeinde und viele weitere Akteure werden dann dazu beitragen, den Kindern ein ganzheitliches Lernen zu ermöglichen. Von der Stadt Werder kam beispielsweise bereits die Zusage, dass für den Sportunterricht Hallenzeiten zur Verfügung stehen werden und für den Schwimmunterricht die Havel-Therme genutzt werden kann. Auch sei man bereits in Gesprächen mit der regiobus, um auch die Anbindung an den Campus gemeinsam zu entwickeln. Langsam aber sicher verdichtet sich das Netzwerk, was langfristig zum Erfolg des Campus beitragen wird und zu dem natürlich auch die ortsan- sässigen Vereine, Institutionen und vor allem Firmen gehören werden.

Insbesondere letztere sind ein wichtiger Be- standteil der Berufs- und Studienorientierung, die als zentraler Bildungsinhalt im Lehrplan verankert ist. So soll es eine hausinterne Praktikumsmesse geben, bei der sich regionale Firmen präsentieren können. Insgesamt sind in den Jahrgängen 9 und 10 mehrwöchige Praktika vorgesehen, die dazu beitragen sollen, eigene Interessen und Stärken auszuloten oder eben festzustellen, was nicht zu einem passt. Ebenso wie Praktika sind auch Klassenfahrten ein fester Bestandteil des Bildungsplanes. So wird es in der 7. Klasse eine Kennenlernfahrt, in der 8. eine Aktivfahrt, in der 10. eine Sprachreise und später entsprechende Kursfahrten geben.

Wer sich nun ein eigenes Bild von dem neuen, umfangreichen Bildungsangebot für Werders Jungen und Mädchen machen möchte, ist herzlich eingeladen, die frisch freigeschaltete Webseite der Schule unter www.evangelische-gesamtschule-werder.de zu besuchen. Hier erhalten Sie auch Auskunft zu der Schulgeldtabelle. Rede und Antwort zu Fragen stehen Ihnen am 8. November ab 18:30 Uhr die zukünftige Schulleiterin Grit Heuer sowie der Geschäftsführer Peter Brandsch-Böhm bei einer zweiten Informationsveranstaltung im Kunsthof Werder in der Glindower Dorfstraße 40 in Glindow. (wsw)

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