Werder(Havel), 14.Februar 2022- Werder (Havel) – Es ist Samstag, der 29. Januar – Sturmtief Nadia pfeift durch die Blütenstadt und die umliegenden Ortsteile. Bei Böen um die 90 kmh biegen sich Bäume und Sträucher. Wer vergessen hatte seine Gartenstühle in Sicherheit zu bringen, holt dies spätestens am Nachmittag nach. Das sich ein Sturm ankündigt, hat natürlich auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Werder (Havel) dafür gesorgt, das einige Vorkehrungen getroffen wurden. Alle Kettensägen und auch das übrige Equipment müssen gut in Schuss und vor allem parat sein, um im Notfall schnellst möglich zur Hilfe eilen zu können. Bereits vor Nadias Eintreffen klärten Werders Stadtwehrführer Sebastian Schenk und sein Stellvertreter Stephan Kranig ab, welche Kameraden am Wochenende für die zu erwartenden Einsätze zur Verfügung stehen. „Natürlich bereiten wir uns auf eine solche Sturmlage vor. Aufgrund der aktuellen Omikron-Welle müssen wir insbesondere schauen, welche Kamerad*innen aktuell überhaupt da sind um Einsätze zu fahren.“ erklärt uns Stephan Kranig.
Grundsätzlich ist die Freiwillige Feuerwehr mit aktuell rund 180 aktiven Mitgliedern in Kernstadt und Ortsteilen gut aufgestellt.
Jedoch ändert sich die Zahl der Quarantänefälle innerhalb der Mannschaft fast täglich. Um 21:20 Uhr am Samstag Abend traf die erste Einsatzmeldung ein und der erste Trupp setzte sich Richtung Geltow in Bewegung. Die Nachbarn in Schwielowsee benötigten Hilfe bei der Bergung von losen Dachteilen an der neu erbauten Schule. Insgesamt rücken die Kollegen in der nun folgenden Nacht 21 Mal aus. Glücklicherweise erfolgen die Einsätze alle mehr oder weniger nacheinander. Die Einrichtung einer technischen Einsatzleitung, die die Einsätze nach Priorität koordiniert, war demnach nicht notwendig und auch Stephan Kranig konnte aktiv mit zu den Einsätzen fahren.
Während sich die meisten Notrufe auf umgestürzte Bäume oder auf Bäume, die der kommenden Nacht wahrscheinlich nicht standhalten konzentrierten, wurde in der Nähe des Werderparks ein Dach mit einer Fläche von rund 25 Quadratmetern samt Dachstuhl vom Haus geweht. „Grundsätzlich können wir uns glücklich schätzen, dass aktuell keine Blätter an den Bäumen sind, die die Windlast erheblich erhöhen“ erklärt Stephan Kranig weiter. Die alte Tanne auf dem Hof der Kita Märchenwald in Phöben wurde im Laufe des Sonntags gefällt. Nachdem ein Ast bereits auf dem Gebäude lag, entschied die Einsatzleitung auch den restlichen Baum zu entfernen. Und so konnten Kinder und Erzieher am Montag unbeschwert und sicher in den Kindergarten zurückkehren.
GUTE ZUSAMMENARBEIT MIT DEN NACHBARN
In solchen Nächten machen sich die Investitionen, die die Stadt Werder in den letzten Jahren getätigt hat, bezahlt. Dabei profitieren nicht nur die Werderaner*innen selbst von dem Equipment, sondern auch die Nachbar-Kommunen. In der regionalen Leitstelle Brandenburg, in der alle 112 Notrufe auflaufen, wird Gemeinde übergreifend geschaut und angefordert. Wenn dann in Fichtenwalde eine Drehleiter benötigt wird, die Beelitzer Feu- erwehr jedoch gerade auf einem Einsatz in Michendorf unterwegs ist, springen die Kamerad*innen aus der Blütenstadt ein.
Wichtig ist dabei nicht nur das benötigte Equipment essentiell ist vor allem, dass auch die Mannschaft parat ist, die qualifiziert und ausgebildet ist dieses zu bedienen. Wenn die Einsätze auf den Piepern erscheinen, sind alle wichtigen Informationen hinterlegt. So kann jeder sehen, welche spezifischen Fähigkeiten und Gerätschaften gefragt sind. Im Großen und Ganzen
ist das Wochenende zwar relativ schlaflos, dennoch glimpflich verlaufen und alle Kamerad`*innen der insgesamt drei ausgerückten Löschzüge der Ortswehren Werder, Glindow, Töplitz und Plessow sind unversehrt wieder nach Hause gekommen. Ein Umstand für den man auch in Zukunft die Daumen drücken sollte. Mit rund 340 Einsätzen im letzten Jahr ist die Freiwillige Feuerwehr im Schnitt fast einmal täglich im Einsatz. Ein Bedarf der bei stetig wachsender Stadt zukünftig noch steigen wird.
„Glücklicherweise haben wir in den letzten Jahren mehr Werderaner*innen, die bei uns mitmachen möchten, als uns zum Beispiel durch einen Umzug in eine andere Stadt verlassen“ so Kranig. Insbesondere Neu-Blütenstädter*innen, die bereits an ihrem alten Wohnort bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert waren, möchten dies auch in der neuen Wahlheimat tun. Auch die konstante Jugendarbeit sorgt weiterhin dafür, dass jedem der in Not gerät schnell geholfen werden kann und das wünsche man sich natürlich auch für die Zukunft. In Werder gibt es viele Familien, zu denen die Freiwillige Feuerwehr schon seit Generationen dazu gehört. Eine Familientradition, die auch die Familie Kranig seit fast 100 Jahren begleitet. Die Kamerad*innen freuen sich natürlich immer über Zuwachs. Technikbegeisterte Teamplayer sind immer herzlich willkommen die Gemeinschaft von engagierten Werderanern und Werderanerinnen zu unterstützen. „Für die Zukunft der Feuerwehr wünsche ich mir, dass auch weiterhin in Technik, Ausrüstung und somit auch in die Sicherheit der Kamerad*innen investiert wird.“ schließt er unser Interview ab.
Ein Wunsch für dessen Erfüllung die Weichen bereits gestellt sind. Im Doppelhaushalt 2022/2023 der Stadt sind erneut erhebliche Investitionen in die Ausstattungen der Feu- erwehren geplant. Für die Anschaffung von Feuerwehrfahrzeugen 775.000 Euro, die Errich- tung eines Bootschuppens am Standort Werder 158.000 Euro und den Umbau des Sanitärbereichs im Feuerwehrdepot Glindow 120.000 Euro. Die Umsetzung der Projekte ist teilweise abhängig von der Bewilligung von Fördermitteln des Landes. Jüngst besuchte Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen das neue Feuerwehrgerätehaus in Plessow. Außerdem schaute er sich die zuletzt angeschafften neuen Feuerwehrfahrzeuge – ein Löschgruppenfahrzeug und einen Mannschaftstransportwagen an und ließ sich vom Stadtwehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Werder (Havel), Sebastian Schenk, deren Ausstattung erläutern. Außerdem ging es um die Modalitäten der Landesförderung für die Freiwilligen Feuerwehren, auch unter schwieriger werdenden Vorzeichen des Landeshaushaltes. Das Land hatte den Bau des neuen Gerätehauses mit 470.000 Euro ge- fördert, die Gesamtkosten betrugen 1,19 Millionen Euro.Wir hoffen, die Investitionen können wie geplant umgesetzt werden und schicken allen Kamerad*innen ein großes Dankeschön für ihr unermüdliches Engagement (wsw/wh)