
Werder (Havel), 27. August 2018 – Unter der Schirmherrschaft der Bürgermeisterin Manuela Saß veranstaltet wie berichtet das Aktionsbündnis Weltoffenes Werder vom 2. bis zum 8. September die “Aktionswoche weltoffenes Werder”. Auftakt wird am Sonntag, dem 2. September, ab 10.30 Uhr ein Gottesdienst in der Heilig Geist Kirche mit einer Predigt von Pfarrer Georg Thimme sein. Mit vielfältigen Veranstaltungen laden die Initiatoren ein, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Sie wollen auch Mut machen, Diskriminierung, Beleidigung und Hass entgegenzutreten und für ein demokratisches, solidarisches und friedliches Miteinander aufzustehen. Den Abschluss der Woche bildet das “Konzert für ein Weltoffenes Werder“ am Sonntag, dem 8. September, zwischen 15 und 22 Uhr in der Heilig Geist Kirche.

Das Aktionsbündnis stellte heute bei einer Pressekonferenz das Programm vor. Pfarrer Georg Thimme stellte in seinen einleitenden Worten fest, dass es „in der Wahrnehmung eine latent schlechte Stimmung in Werder gibt“. Aber eigentlich stimme das nicht, so Thimme: „Es schweigen nur sehr viele“. Also sei das ein falsches Bild – und so brauche es ein Podium, um deutlich zu machen, dass die Menschen, die schlechte Stimmung machen, in der Minderheit sind.
Bereits im vergangenen Jahr fand darum ein “Konzert gegen Rassismus” in der Heilig Geist Kirche in Werder statt. Viele Bands aus Werder und Umgebung beteiligten sich und verschiedene Akteure präsentierten vor der Kirche ihre antirassistische Arbeit. Dieses erfolgreiche Projekt soll nun mit der Aktionswoche erweitert werden. „Wir haben festgestellt, dass der Bedarf, sich zu artikulieren, so groß ist, dass wir diese Idee ausbauen“, so Thimme. „Es geht darum, ein Zeichen zu setzen, dass wir tolerant miteinander umgehen. Toleranz heißt, zu akzeptieren, dass es andere Menschen und andere Meinungen gibt, das auszuhalten, offen und neugierig aufeinander zuzugehen und ins Gespräch zu kommen“, fasst Thimme zusammen. Das sei aus sein ganz persönliches Anliegen, wenn es um Bürgerdialog geht. Entscheidend sei, dass man miteinander im Gespräch ist. Und zwar nicht nur Geflüchtete und Einheimische, sondern auch die Menschen untereinander – auch mit unterschiedlichen Auffassungen und Meinungen. Das verstehe er unter „weltoffen“. Thimme: „Nur so kommen wir weg von der latent schlechten Stimmung, von Wut, Aggression und Ignoranz“.
Robin Stock verwies darauf, dass es nach der erfolgreichen Idee des vergangenen Jahres, vor allem Jugendliche und junge Erwachsene mit dem Konzert anzusprechen, nun darum gehe, inhaltlich tiefer zu gehen. „In was für einer Gesellschaft wollen wir eigentlich miteinander leben?“ – diese Frage auch nur ansatzweise zu beantworten, soll mit dieser ganzen Aktionswoche nun versucht werden. Der Zusammenschluss von Initiativen, Schulen, Vereinen, Institutionen und Einzelpersonen hier aus Werder und der Umgebung, der nach dem ersten Treffen im April gab es viele konkrete Ideen, so dass ein vielfältiges Programm zusammengestellt werden konnte.
Mit großer Freude konnten die Veranstalter feststellen, dass es auch bei Unternehmen und Geschäftsinhabern der Stadt große Unterstützung gab. Ob es darum ging, Flyer auszulegen oder Poster ins Schaufenster oder die Tür zu hängen, per eigenem Verteiler auf die Aktionswoche hinzuweisen oder finanzielle Unterstützung zu leisten – überall gab es Sympathie und Hilfe.
Bürgerdialog
Die Schirmherrin der Woche, Werders Bürgermeisterin Manuela Saß wird nicht nur an der Bürgerdialog-Veranstaltung (siehe Programm) aktiv teilnehmen, sie wird auch wie im vergangenen Jahr beim Konzert in der Heilig Geist Kirche ein Grußwort sprechen, wie Simone Holzwarth von den Organisatoren betonte. Zudem bedankte sich Holzwarth im Namen der Veranstalter für die finanzielle Unterstützung der Stadt Werder (Havel) in Höhe von 1000 Euro. In ihrem Grußwort für die Aktionswoche im Flyer betont die Bürgermeisterin, dass Weltoffenheit bereits im neuen Leitbild der Stadt verankert ist. „Diese Einstellung ist in der Stadt, in den kommunalen Schulen und anderen städtischen Einrichtungen gelebter Alltag. Und sie ist tief in der Bürgerschaft verwurzelt“. Die Stadt trage den Titel „Ort der Vielfalt“ zurecht in ihrem Namen, so Saß.
Gemeinsam mit Pfarrer Georg Thimme wird Bürgermeisterin Manuela Saß in der offenen Veranstaltung “Bürgerdialog: Toleranz als Kitt der Gesellschaft“ am Mittwoch, dem 5. September, ab 19 Uhr im Schützenhaus darüber diskutieren, wie ein Miteinander unterschiedlicher Ansichten, Lebenseinstellungen und Sitten in Werder (Havel) gelingen kann. Thimme würde sich freuen, wenn es dort auch Teilnehmer gibt, die verschiedene und andere Auffassungen haben. „Ich bin überzeugt davon, dass diese ganze Wut daher kommt, dass Menschen das Gefühl haben, nicht mehr gehört zu werden“. Man müsse einen Raum schaffen, in dem alle ins Gespräch kommen. Die einzige Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Diskussion in diesem Bürgerdialog sei, dass man sich wertschätze, so Thimme. „Wo ich mit Menschen mit anderen Meinungen ins Gespräch komme, da öffnen sich Räume. Das bringt auch mich weiter“, lautet seine Erfahrung. Wer hätte denn die Sicherheit, dass er recht habe? Man müsse auf alle Befindlichkeiten regieren, alle Gefühle ernst nehmen. Keinen Raum beim Bürgerdialog würde allerdings erhalten, wer nur komme, um zu pöbeln oder die Veranstaltung zu stören. „Wer neugierig auf die Meinung anderer ist und bereit, über den Tellerrand zu schauen, ist herzlich willkommen“.
Abschlusskonzert mit open stage
Gabor Kurucz, zuständig für das Abschlusskonzert am 8. September in der Heilig Geist Kirche auf der Inselstadt, freute sich besonders darüber, dass auch das Konzert in diesem Jahr mit einem erweiterten Programm aufwarten kann. „Wir starten bereits um 15 Uhr mit den Beiträgen der Schulen“, kündigt er einen früheren Beginn an. Das Orchester der Waldorfschule sowie der Blütenchor der Carl-von-Ossietzky-Schule und Gruppen der Kreismusikschule werden auftreten.
Ab 16 Uhr ist eine „open stage“ geplant, bei der jeder auftreten kann, der möchte. Es gebe bereits einige Anmeldungen. „Das muss nicht immer ein musikalischer Beitrag sein“, so Kurucz. Bereit hält er für Interessierte auf jeden Fall Mikrofone, Bassgitarre, E-Piano und Gitarre. Auch Comedy-Beiträge seien für die Vielfalt des Programms erwünscht.
Ab 18 Uhr stehen dann bei freiem Eintritt der Berliner Liedermacher Arno Schmidt, Fulani & Willy Sahel (Music & Rhythms aus West-Afrika) sowie Musicalle Orquesta (Latin Orquesta – Berlin/Lateinamerika) und schließlich die Lokalmatadoren Lennox (Punk – Werder) auf der Bühne. Zudem gibt es Kaffee, Kuchen, Essen und Trinken.
WELToffen im Kino
Bereits am Samstag, dem 1. September, startet die 1. Filmwoche “WELToffen“ im Rahmen der Aktionswoche „Weltoffenes Werder“ im Scala Kulturpalast in der Eisenbahnstraße. Gut 20 Filme in sieben Tagen sind zu sehen – mit fast täglichen Diskussionen um ca. 19 Uhr zu den einzelnen Themen und Filmen.
Antidiskriminierung, Homophobie, Flucht, Vertreibung, Rassismus, die rechte Gefahr und Neonationalismus, werden in den ausgewählten Filmen thematisiert. Sowohl Spiel- als auch Dokumentarfilme zeigen die genannten Themen auf.
“Es ist uns auch gelungen, Filme, die für eine breite Öffentlichkeit und Diskussion sorgen werden, vor ihrem deutschlandweiten Starttermin nach Werder zu holen. Neben verschiedenen Vorführungen der Filme an unterschiedlichen Tagen ist jeweils eine Hauptvorführung zu einem Thema mit Gast und anschließender Diskussion mit dem Publikum geplant“, kündigt das Scala-Kulturpalast-Team an.
Politische Planspiele
Wie berichtet, beteiligt sich der TREFFPUNKT am Plantagenplatz mit Planspielen an der Aktionswoche. Am Mittwoch, 5. September, geht es in zwei verschiedenen Angeboten um „Toleranz und Demokratie“ und „Fake News“.
Die Planspiele richten sich an Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen. Man kann auch als Einzelperson teilnehmen. Die Planspiele sind Rollenspiele, die helfen unterschiedliche Meinungen kennenzulernen, neue Blickwinkel einzunehmen und Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Es geht dabei darum, die Zivilgesellschaft zu stärken und Rassismus entgegen zu treten. Anmeldung: Sigrid Hilburg, Tel: 03327 42423, oder per E-Mail: treffpunktwerder@evbsozial.de. (wsw)