Werder (Havel), 20.Juni 2022– Seit sieben Jahren betreibt Hannes aktiv den Kanurennsport, die dynamischste Wettkampfdisziplin des Kanusports. Ziel hierbei ist es, so schnell wie möglich eine festgelegte Strecke auf einem stehenden Gewässer mit einem Kanu zurückzulegen. Hannes gebraucht hierfür den Bootstyp Canadier, in dem man sich kniend mit Hilfe eines Stechpaddels fortbewegt. Mit einem speziellen Steuerschlag wird die Richtung des Bootes bestimmt, damit laufen die weitgehend oenen Boote auch ohne Steueranlage geradeaus. „Ich habe bis zur sechsten Klasse Fußball gespielt, erst bei Glindow, dann in Deetz und zum Schluss in Werder. Aber so richtig war es nicht das passende für mich“, erinnert sich der Elftklässler. „Durch einen Freund der Familie, Thomas Hanisch, bin ich dann auf das Kanufahren aufmerksam geworden und nach dem ersten Training war meine Leidenschaft für diesen Sport auch schon entfacht.“ Nach dem Besuch der Karl-Hagemeister-Grundschule zog es Hannes dann an die Sportschule Potsdam „Friedrich Ludwig Jahn“ und er wurde Mitglied im Kanu-Club Potsdam im Olympischen Sportclub Luftschiffhafen e.V. Seitdem dreht sich bei dem 17-Jährigen alles ums Paddeln. Trainiert wird hier fast täglich und das bis zu vier Stunden am Tag. „Mein Wecker klingelt früh um 5:45 Uhr und meist bin ich erst gegen 19 Uhr zu Hause“, verrät Hannes. Dass dabei nicht viel Zeit für Freunde und Freizeit bleibt, war dem jungen Mann aber von vornherein klar. Schließlich müssen dann am Abend auch noch die Hausaufgaben erledigt werden, denn auch die schulischen Leistungen müssen an der Sportschule stimmen. „Wenn man erfolgreich Leistungssport betreiben möchte, muss man hierfür auch einiges investieren. Und der Kanusport ist sehr zeit und materialintensiv“, weiß Papa Eckhard Müller.
Bereits im März nahm Hannes an einem Sichtungsevent in Duisburg teil und stach mit seinem Können aus der Masse als Bester seiner Altersklasse heraus und hält nun eine Fahrkarte für die EM vom 23. bis 26. Juni in Belgrad und für die WM vom 1. bis 4. September in Ungarn in der Hand. Bei beiden Wettbewerben wird er mit Teamkollege Patrick Pelzer im Zweier-Canadier auf der Olympischen Strecke (500m) antreten. Eine Besonderheit beide paddeln mit rechts, was es noch schwieriger macht das Kanu gerade zu halten. „In der aktuellen Altersklasse haben wir einen Überschuss an Rechtspaddlern“, erklärt Papa Eckhard weiter. Wenn es dann bald in die nächste Stufe geht, kippt der Trend und Hannes hat als Rechtsfahrer gute Chancen auch hier weiterhin erfolgreich zu sein.
Bis zu den Wettkämpfen stehen jetzt noch einige Trainingslager und auch ein verstärktes Samstagstraining an. Im letzten Jahr erreichte Hannes übrigens zwei stolze 7. Plätze bei der WM in Portugal und auch bei den bevorstehen den Events ist mit einen Erfolg zu rechnen. Hannes hat jedenfalls mit viel Disziplin, Verzicht und hartem Training einen guten Grundstein dafür gelegt.
Leider ist es bei dem Kanusport ähnlich wie bei den anderen Randsportarten, die immer noch unterrepräsentiert und somit auch nicht so interessant für Sponsoren sind. Einer der das Talent von Hannes schon lange erkannt hat, ist der Geschäftsführer des Möbelhaus C.H.R.I.S.T. aus Werder. „Es kommt nicht immer auf die Werbewirksamkeit an ich freue mich einfach über das Engagement und den Ehrgeiz dieses jungen Mannes. Da ist die Unterstützung dann einfach Ehrensache“, erzählt Christian Doeppner. Wer die Wettkämpfe von Hannes Live verfolgen möchte, kann dies im Internet auf dem Youtube-Kanal von Planet Canoe tun. Wir drücken Hannes ganz feste die Daumen und wer weiß, vielleicht sehen wir ihn dann in zwei Jahren bei den Olympischen Spielen wieder. (wsw)