
Werder (Havel), 11. Juni 2021 – 50 Prozent der Kitze, die von ihren Müttern im hohen Gras zum Schutz vor Feinden abgelegt werden, sterben durch Mähdrescher.
Wegen ihres Instinkts laufen Rehkitze bei Gefahr nicht weg, sondern ducken sich und bleiben im hohen Gras liegen. Die Mütter besuchen die Kitze mehrmals am Tag, um sie zu säugen, ansonsten halten sie sich etwas abseits auf, um mögliche Fressfeinde von den Jungtieren ablenken zu können.
Doch das Liegenbleiben macht die kleinen Kitze natürlich zu einer Gefahr für Mähdrescher. Bis zu 100.000 Rehkitze jährlich verenden qualvoll.
Um die kleinen Kitze zu schützen, sind die Landwirte auf freiwillige Helfer angewiesen. Hierzu wenden sich die Bauern aus der Region im Vorfeld der Mahd auch an Jägerin Silke Byl. „Es gehört zur Aufgabe der Jägerschaft, gemeinsam mit den Bauern die Wiesen vor der Ernte abzusuchen“, erklärt uns die Werderanerin. Doch zu zweit schafft man es natürlich nicht, die riesigen Flächen abzusuchen.
Hierfür hat Silke Byl vor sechs Jahren die Abendspaziergänge durch die Kinderzimmer von Kitz und Co. ins Leben gerufen. Mit Freiwilligen geht sie vor der Mahd über die Felder und sucht das Gras nach Jungtieren ab. „Wenn wir Kitze finden, sichern wir sie unter Kisten. Sie sollten nur selten an andere Stellen gebracht werden. Stattdessen umfährt der Mäher das Kitz und lässt eine Wiesen-Insel stehen. Zudem stellen wir Mülltütenmonster und Scheuchen auf und versehen die Fläche mit Flatterbändern. Dies vertreibt die Ricken und sie holen ihre Kitze dann aus dem gefährlichen Gebiet. Leider klappt dies auch nicht immer. Zu junge, schwache Jungtiere schaffen es nicht, dem Ruf der Ricke zu folgen. Die Technik erfasst nicht mehr alles. Das ist traurige Realität“, erklärt Silke Byl.
Zur Zeit sind 32 Helfer in der Whats-App-Gruppe für die Abendspaziergänge. „Wir freuen uns über jeden Helfer, der uns hierbei unterstützt! Und gerne würden wir auch die Pferdehalter hierfür mobilisieren!“
Am 11. und 12. Juni finden ab 17.30 Uhr wieder Abendspaziergänge durch die Kinderzimmer von Kitz und Co. statt. „Der Bauer mäht Samstag und Sonntag, es sind große Flächen, also freuen wir uns über eine rege Teilnahme! Der Bauer legt Getränke und Stecken bereit, vielleicht auch Mülltüten. Kommt alle mit und rettet die kleinen Kitze vor dem Mähdrescher! Wir freuen uns auf euch!“, so Silke Byl abschließend.
Den genauen Standort gibt es hier – rechts und links des Weges.