„Ich bin zwischen Autos groß geworden.“

Werder (Havel) OT Glindow, 8. Februar 2021 – Pünktlich auf die Minute fährt Renzo Schachtschneider an dem sonnigen Januarmorgen auf das Gelände von Schachtschneider Automobile in der Glindower Chausseestraße 22. 

Der sympathische Geschäftsführer ist extra für das Gespräch mit uns aus Potsdam gekommen, in einem Volvo versteht sich. „Das ist das Auto von meiner Freundin. Mein eigenes Auto hat keine Winterreifen“, verrät er lachend. „In Potsdam fahre ich meist mit dem Fahrrad in unsere Babelsberger Filiale.“ 

Aufgewachsen ist der heute 29-Jährige in Beelitz. Hier gründete sein Großvater 1954 das Unternehmen mit einer Reparaturwerkstatt und entwickelte diese im Laufe der Jahre zu einem Automobilunternehmen für Lada und Wartburg. 1981 übernahm sein Sohn Klaus-
Peter Schachtschneider das Unternehmen und ergänzte das Automobilangebot um Opel, Chevrolet, Škoda und Volvo. Die Standorte in Potsdam, Ketzin und Glindow eröffneten. 

„Mein Elternhaus in Beelitz war direkt neben dem Betrieb. Ich bin zwischen Autos groß geworden“, erinnert sich Renzo Schachtschneider. „Als ich 15 Jahre alt war, habe ich mein Taschengeld aufgebessert, indem ich samstags in der Filiale ausgeholfen habe. Ich kenne daher viele Mitarbeiter schon fast mein halbes Leben.“ 

Nach seinem Fachabitur entschied er sich für ein duales BWL-Studium an der Fachhochschule Potsdam. Den Praxisteil absolvierte er im väterlichen Automobilunternehmen. „Ich habe zu der Zeit dort angepackt, wo es nötig war. Und ich habe beim Verkauf mitarbeiten dürfen. Da habe ich gleich gemerkt: Das ist das richtige für mich.“ Parallel zum Studium hat Renzo eine Ausbildung zum Automobilkaufmann gemacht und ist seitdem auch als ehrenamtlicher Prüfer im Prüfungsausschuss tätig. „Heute habe ich dafür natürlich nicht mehr ganz so viel Zeit, aber wenn Not am Mann ist, springe ich immer noch gerne ein.“  

Wie viele andere Studenten auch, war sich Renzo nach seinem Abschluss nicht so recht sicher, wohin seine berufliche Zukunft gehen soll. „Mit einem BWL-Studium kann man ja alles und nichts machen. Während des Studiums werden nur grob alle Themenbereiche angeschnitten, aber wirklich spezialisieren kann man sich nicht. Also habe ich im Anschluss noch an der Bundesfachschule für Betriebswirtschaft im Kraftfahrzeuggewerbe (BFC) e.V. meinen Abschluss gemacht.“ 

Eigentlich wollte der lebensfrohe Absolvent auch noch in andere Betriebe reinschnuppern, doch er wurde bei Schachtschneider Automobile gebraucht. Erst als Controller und kurze Zeit später als Filialleiter der Beelitzer Niederlassung, konnte Renzo nun das theoretische Wissen erfolgreich in der Praxis umsetzen. „Und dann wurde ich zusätzlich noch Gesamtverkaufsleiter für alle Marken. Das heißt ja, dass ich meine Arbeit nicht allzu schlecht gemacht habe, sonst hätte sich mein Vater sicherlich jemand anderen gesucht“, schmunzelt der 29-Jährige. 

Schnell war klar, dass Renzo die Firma übernehmen wird. Noch ist sein Vater ebenfalls im Betrieb tätig, doch das hat eher formelle Gründe. In voraussichtlich einem halben Jahr geht Klaus-Peter Schachtschneider nach 40-jähriger Tätigkeit endgültig in den wohlverdienten Ruhestand. 

Sein jüngster Sohn hatte wahrlich keinen einfachen Start in seine Geschäftsführertätigkeit. Die Corona-Pandemie hat auch das Familienunternehmen getroffen. „Wir sind bisher zwar ganz gut durch die Krise gekommen, aber natürlich standen wir, wie so viele andere Unternehmen auch, vor vorher nicht da gewesenen Herausforderungen. Zum Glück mussten wir niemanden entlassen. Viele Mitarbeiter sind ins Home Office gegangen, doch unsere Werkstätten laufen wie zuvor auch.“ Man habe viel aus dem ersten Lockdown gelernt und konnte so mit Beginn des zweiten Lockdowns besser darauf reagieren, erklärt Renzo Schachtschneider.

Dass viele Mitarbeiter ihn noch als 15-jährigen Praktikanten kennen, sei kein Problem, versichert der junge Geschäftsführer. „Ich habe mich nicht ins gemachte Nest gesetzt, sondern mich in all den Jahren immer wieder aufs Neue bewiesen. Dadurch akzeptieren mich die Kollegen auch als neuen Geschäftsführer. Viele Mitarbeiter sind bereits seit Jahren hier. Da muss ich nicht ständig über die Schulter gucken und die Rolle des neuen Geschäftsführers ausspielen. Ich vertraue ihnen und ihrer Arbeit und verlasse mich auf sie.“ 

Ebenso wie die langjährigen Mitarbeiter begleiten auch viele Stammkunden das Familienunternehmen nun schon über Generationen. „Ich habe im vergangenen Jahr ein Callcenter ins Leben gerufen. So können wir mit unseren Kunden noch besser in Kontakt bleiben und sie unter anderem persönlich an bevorstehende Inspektionen erinnern.“ Das kommt sowohl bei den Geschäfts- als auch bei den Privatkunden gut an. Übrigens, am beliebtesten sind der Opel Corsa, der Volvo XC60 und die SUV-Modelle von Škoda. 

Welche Wünsche hat Renzo Schachtschneider für die Zukunft des Unternehmens? „Mir ist es wichtig, dass wir immer mit der Zeit gehen und Veränderungen nicht blockieren. Die Aussage ‚Das haben wir aber immer so gemacht‘ ist wenig zielführend. Die Automobilbranche ist stetig im Wandel und da darf man den Anschluss nicht verlieren. Ich sträube mich nicht dagegen, weiter zu expandieren, aber ich bin nicht gezielt auf der Suche nach neuen Standorten. Wir möchten den Markt in Zukunft vorerst mit unseren jetzigen Standorten weiter ausbauen.“ 

In seiner Freizeit schraubt der Babelsberger gerne an seinem „Schneewittchensarg“, einem Volvo P1800 ES. „Das Faible für Fahrzeuge liegt bei uns in der Familie. Gemeinsam mit meinem Vater und meinem zehn Jahre älteren Bruder fahre ich oft Motorrad. Ich selbst habe eine MV Augusta. Wir waren zusammen schon in Thailand, Madagaskar und Indien Motorrad fahren und können dies hoffentlich auch bald mal wieder machen.“ 

Und dann verabschiedet uns Renzo mit dem gleichen strahlenden Lächeln wie zur Begrüßung und es bleibt uns nur, ihm alles Gute für die Zukunft zu wünschen! (wsw)

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