Mein Werder (119): Jutta Enke

Kurz & knackig

Name: Jutta Enke

Alter: 62

Wohnort: Werder (Havel) auf der Jugendhöhe, die einmal Teil vom Galgenberg war

Seit wann sind Sie in Werder zu Hause? Seit Dezember 1979 und fühle mich gut adoptiert

Haben Sie Kinder oder möchten Sie gerne welche haben? 

Mein Mann Hartmut und ich haben 2 erwachsene Kinder, einen Sohn und eine Tochter mit Schwiegersohn und 2 kessen Enkelmädchen.

Über unsere Blütenstadt Werder (Havel)

Wie würden Sie Werder einem Fremden beschreiben?

Werder ist ein Kleinod mit der historischen Inselstadt und vielen interessanten Punkten in der Vorstadt sowie auch in der näheren Umgebung – in unseren Ortsteilen. Für Jeden gibt es da etwas zu entdecken: Altes wie Neues an Kunst und Architektur, Wein- und Obstbau. Vom Wasser aus erlebt man ganz neue Sichtweisen und kann der Natur ganz nah sein. Kurzum, an der Peripherie der Landeshauptstadt mit den Welterbestätten liegt unser bezauberndes Urlaubsidyll.

Was arbeiten/machen Sie so den lieben langen Tag?

Wenn ich nicht mit Gästen in Werder, Potsdam oder dem Havelland unterwegs bin, arbeite  ich am Schreibtisch zu Hause. Bin immer auf der Suche nach neuen, interessanten Themen und Aspekten für Führungen und arbeite mich dann als Bücherwurm durch vielfältige Literatur. Zum Ausgleich verbringe ich dann gern Zeit mit den Enkelinnen. Die „Große“  assistiert mir mit ihren 4,5 Jahren sogar schon bei Plaudereien und begleitete mich als Fischerkind um 1900 beim Inselrundgang.

Was würden Sie lieber machen?

Ich kann mir keine schönere Beschäftigung vorstellen. Nach vielen Unternehmungen fand ich nun als Gästeführerin meine Berufung.

Haben Sie einen Lieblingsort in Werder? Wo und warum?

Alle Orte, Ecken und Winkel, die ich meinen Gästen immer wieder gern zeige, haben auch für mich ihren besonderen Reiz, da fällt mir die Entscheidung schon schwer. Doch ganz privat liebe ich die Stunden mit der Familie im Garten gegenüber der Inselnordspitze zu verbringen und zu gärtnern. Das Frühjahr fasziniert mich alljährlich wieder neu mit dem erst langsamen, dann gewaltig schnellen Erwachen der Natur nach der langen Winterzeit.

Rummel oder Muckergarten? Wo ist Ihr Lieblingsort auf der Baumblüte?

Die Baumblüte lässt sich natürlich unter Obstbäumen in Stadtgärten oder den Plantagen um Werder herum am urigsten erleben. Im Reisebus auf dem Obstpanorama-Weg oder bei Spaziergängen entlang der „Höhengaststätten“ von Einst kann ich mich dem Trubel ja nicht entziehen. Und ehrlich gesagt, gehört auch für mich einmal ein Bummel entlang der Festmeile zur „Blüte“ dazu. Gern verweilen wir dann bei unserem RBB – Wetterfrosch im bezaubernden Garten bei märkischer Verpflegung am Hohen Weg. Zum Entspannen nach einem „Touristentag“ sitze ich auch gern am Ufer bei Waches und lasse die Segelboote vorbeiziehen.

Und welchen Obstwein bevorzugen Sie?

Mir gefällt die „Schwarze Johanna“ am besten, schmecke ich doch hier das volle Aroma der gesunden Früchte am stärksten heraus. Nur sollte er nicht zu süß sein.

 

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Sie – ganz speziell

Das alte Werder – Sie lassen es als Gästeführerin, bei Stadtführungen oder Lesungen sowie „Plaudereien“ wieder aufleben – für wen sind diese Geschichten über die Geschichte interessant?  

Ich möchte mit meinen Auftritten viele Menschen erreichen. Touristen kommen stets als interessierte Zuhörer, aber auch Alt- und Neuwerderaner lauschen erwartungsvoll und entdecken auf meinen Touren Neuigkeiten aus alten Zeiten. Da ich mich sehr intensiv mit unterschiedlichen Themen und Persönlichkeiten beschäftige, gibt es auch für „alte Werdersche“ manch neue Geschichte zu hören. Gern bin ich insbesondere mit Grundschülern auf den Spuren des alten Werder unterwegs.

Sie sind in vielen Verkleidungen zu erleben – welche Figur ist Ihnen die liebste?

Besonders gern trete ich als Fischerfrau auf. Da gibt es so viel Gesprächsstoff, alte Bilder und Utensilien, die mich authentisch erscheinen lassen.

Und wie entwickeln Sie diese Figuren und Charaktere?

Das ergibt sich auf der Suche nach neuen Ideen für interessante Führungen oder Plaudereien. Nach Recherchen zu Personen und Gegebenheiten versetze ich mich gern in die Zeit und berichte meinem Publikum aus deren Leben – wie eine gute Bekannte mit Insiderwissen. Auf diese Weise hoffe ich, die alten Geschichten am Leben zu erhalten und Interesse an der Vergangenheit neu zu wecken.

Auch in die Region oder die Landeshauptstadt begleiten Sie die Gäste auf bestimmten Touren?

Gern begleite ich Besucher durch´s Havelland und kann voller Stolz berichten, unser Birnbaum in der Fischerstraße ist um einige Jahre Älter, als der des Herrn von Ribbeck. Es ergeben sich so viele Parallelen und Zusammenhänge von unserem kleinen Ort Werder mit z. B. dem Kloster in Lehnin, der Stadtgeschichte von Brandenburg und auch der Landeshauptstadt Potsdam. Meine Begeisterung hierfür möchte ich weitergeben.

Bei Ihren Diavorträgen begleiten Sie die Bilder mit Wissenswertem. Auch hier beschränkt sich Ihr Repertoire nicht auf Werder allein?

Das Fotografieren hilft mir, bestimmte schöne Momente festzuhalten und später zu Hause das Drumherum zu „erforschen“. Im Laufe der Jahre kamen immer neue Themen hinzu. Jetzt kann ich zu Werder, zum Havelland, um den Schwielowsee sowie durch Potsdam oder den Park von Sanssouci bei schlechtem Wetter mit virtuellen Spaziergängen einspringen oder abends den Gästen einen Vorgeschmack auf den folgenden Tagesausflug geben.  Einige Senioreneinrichtungen hier in Werder und der näheren Umgebung sind inzwischen Stammkunden und da nimmt die Themenvielfalt immer mehr zu.

Seit wann machen Sie das und wie kam es dazu?

Vor mehr als 20 Jahren begann ich mit Dokumentationen von Gartenschauen für Fachpublikum und fand damit schnell auch Anklang in Seniorenheimen. So waren bald immer neue Themen gefragt und aktiv begab ich mich auf die Pirsch nach bunten Bildern von saisonalen Höhepunkten, alten Traditionen oder zu schönen Urlaubszielen.

Man kann ja vieles nachlesen, aber Sie haben einen solchen Wissenschatz – woher kommt der?

Ehrlich gesagt ist es langjährige reine Fleißarbeit. Immer wieder entdecke ich aufs Neue in unseren Chroniken oder alten Zeitungsnotizen neue Aspekte. Da gilt an dieser Stelle den freundlichen Kolleginnen des Stadtarchivs ein Dankeschön. Nicht zu unterschätzen sind allerdings auch Gespräche mit den „alten“ Werderschen. So plaudere ich gern mit Familie Mai  – nicht nur über die Fischerei – und erfahre Vieles beim Stammtisch des Heimatvereins. Und dann „sprudeln“ mir auch manchmal noch Quellen von selbst ins Haus mit interessanten Geschichten oder ich werde zum Plaudern über alte Postkarten eingeladen.

Möchten Sie in einer dieser Zeiten aus denen sie berichten lieber leben als in der heutigen Zeit?

Nein. Die Spurensuche nach dem Vergangenen fasziniert mich zwar aber ich bin in unserer Zeit recht glücklich. So angenehm wie uns ging es bisher noch keiner Generation.

Wie hat sich der Tourismus in Werder Ihrer Meinung nach entwickelt, was fehlt Ihnen dabei noch?

Aus meiner Sicht entwickelt er sich gut. Ich spüre das insbesondere durch vermehrte Anfragen zu Teamtagen und Betriebsausflügen von Gruppen aus Potsdam und Berlin. Auch entdecken immer mehr Reiseunternehmen das Havelland und kommen so an Werder nicht vorbei. Unser Ort muss sich langfristig noch besser auf Touristengruppen einstellen. Ein Schwerpunkt wird da das Baumblütenfest mit den Parkplätzen für Reisebusse bleiben. Viele Hoffnungen ranken sich um das neue Tourismuszentrum im umgebauten Lindowschen Haus.  Meine Sorge gilt insbesondere unseren vielen langjährig zusammengetragenen Utensilien aus Werders Geschichte. In einem modern gestalteten Museum sollte sich unser Erholungsort seinen Gästen präsentieren und  speziell Schulklassen zu interaktiven Entdeckungen einladen.

Wo können Interessierte Sie das nächste Mal erleben? Nennen Sie uns gern Ihre Internetadresse.

Mein nächste Führung wird am Samstag, dem 9. Juni sein, wo ich als „Werdersche“ auf den Spuren des alten Wein- und Obstbaus vom Plantagenplatz vorbei an den Schuffelgärten über den Galgenberg mit neuem Weinanbau bis zur schönen Aussicht von der Bismarckhöhe unterwegs bin. Da haben wir auch die Gelegenheit, den Wein zu probieren.

Info unter: www.stadtführung-werder-havel.de

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten – welche wären das?

Zuerst wünsche ich mir Gesundheit für mich und meine Lieben. Alles Glück geht nicht ohne Frieden in der Welt. Viel Zeit für die Enkelkinder.

Was wir sonst noch wissen wollen …

 

Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?

Rebecca Gable´s Roman „Die fremde Königin“ entführt mich gerade in das Deutschland des 10. Jahrhunderts. Spannend, wie die Politik König Otto I. bis in unsere Region hinein ausstrahlte. 

 

Haben Sie ein verborgenes Talent?

Kreative Gestaltungen reizen mich – auch kleine Basteleien mit den Kindern. Leider bleibt für Handarbeiten kaum Zeit. Da bin ich schon stolz auf das Kostüm für mein Fischerkind.

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