Kurz & Knackig
Name: Hubert Balczerowski
Alter: 39
Wohnort: Werder
Haben Sie Kinder? Ja, drei
Über unsere Blütenstadt Werder (Havel)
Wie würden Sie Werder einem Fremden beschreiben?
Man lebt dort, wo andere Urlaub machen, zwischen Seen, umringt von Wäldern.
Was arbeiten/machen Sie so den lieben langen Tag?
Ich bin Ingenieur und Biersommelier und beschäftige mich mit Technik und Bier. Als Sommelier bin ich immer auf der Suche nach spannenden und einzigartigen Bieren für meine Tastings.
Was würden Sie lieber machen?
Ich würde nichts ändern, denn ich lebe meinen Traum!
Haben Sie einen Lieblingsort in Werder – verraten Sie uns wo?
Auf dem Boot mitten auf dem Plessower See!
Wo muss ein Gast unserer Stadt unbedingt gewesen sein?
Mit einem Eis in der Hand eine Runde um die Insel laufen.
Rummel oder Muckergarten? Wo ist Ihr Lieblingsort auf der Baumblüte?
Definitiv abseits des Rummels, schön weit außerhalb die Ruhe und ein Kaltgetränk genießen.
Und welchen Obstwein bevorzugen Sie?
Ich mag Früchte, sowohl im Bier als auch im Wein, je trockener der Wein und je weniger Zucker er enthält, desto besser.
Sie – ganz speziell
Sie sind als „Hopfen-Hubert, Biersommelier“ bekannt. Vom Wein kennt man den Beruf des Sommeliers, für Bier ist er eher ungewöhnlich. Wie sind Sie dazu gekommen, Biersommelier zu werden, und können Sie uns kurz Ihren Werdegang schildern?
Ich habe im Alter von ca. 12 Jahren mit meinen Eltern eine Milch-Blindverkostung gemacht, weil mir die Milch in der Glasflasche aus dem Ökomarkt viel besser schmeckte. Blind verkostet wurde der Unterschied noch deutlicher – auch bei meinen Eltern. Am Tisch war ich immer der Nörgler, weil mir vieles nicht geschmeckt hat oder ich die Zusammenstellung nicht optimal fand.
Mit der Volljährigkeit bin ich geschmacklich beim Bier hängen geblieben und habe alle Sorten gekauft, die ich kriegen konnte. Nach der Milleniumwende habe ich dann eine Internetseite betrieben, wo ich alle probierten Biere bewertet habe. Doch nach Jahren des Rumreisens und Probierens war das Ergebnis, was die Vielfalt angeht, doch sehr ernüchternd und Craft Bier gab es so gut wie noch nicht.
Als ich mir dann 2015 eine halbjährige Auszeit genommen habe und nach Asien flog, bin ich an einen Punkt gekommen, wo ich mir Fragen über den Sinn des Lebens gestellt habe und meine Frau meinte, ich soll doch das machen, was ich am misten liebe. Dann hab ich mich online auf einer thailändischen Insel zur Diplom-Biersommelier-Ausbildung angemeldet, die ich dann 2016 absolviert habe. Seitdem veranstalte ich Biertastings und bringe Leuten quer durch Deutschland – im Zuge der Craft-Bier-Revolution – guten Geschmack näher.
Ihre Message ist deutlich: „Sie lieben Bier!“ Gibt es auch Momente, in denen Sie das Hopfengetränk nicht mehr sehen und schmecken können?
Es gibt auch Bierstile ohne Hopfen, z.B. Grutbiere oder ein Sahti aus Finnland. Aber grundsätzlich gibt es immer einen passenden Bierstil zu jeder Situation und ich kann mir viel vorstellen, aber ein Leben ohne Bier ist für mich nicht möglich.
Sie bieten unter anderem Bier-Events und Bier-Tastings an. Erzählen Sie uns mehr davon?
Für die meisten ist Bier ein Pils bzw. ein helles, gefiltertes Getränk mit einer Schaumkrone, um die 5% vol. abgepackt im 20er Kasten für um die zehn Euro. Deutschland ist historisch gesehen biertechnisch sehr industriell geprägt und der Bierstil Pils hat mehr als 50% Marktanteil.
Viele Menschen, vor allem Frauen, denen die herben Noten vom Pils nicht passen, sagen dann, dass sie kein Bier mögen. Diese Mauern gilt es für mich aufzubrechen und den Menschen zu zeigen, dass Bier sehr unterschiedlich sein kann und vor allem auch etwas für Frauen ist. Ob fruchtige Sauerbiere, trockene und prickelnde Biere als Aperitif oder holzfassgelagerte Tropfen, die man im Winter genüsslich im Cognacschwenker vor dem Kamin genießt – Bier kann mehr, als die meisten glauben.
Bei meinen Tastings verkosten die Teilnehmer sechs bis acht verschiedene Biere, meistens auch komplett verschiedene Bierstile. Angefangen mit leichten Sauerbieren wie Berliner Weisse oder Gose, über Pale Ales, IPAs bis hin zu Barrel Aged Stouts oder Imperialen Portern, vom alkoholfreien Bier bis hin zum 76,5%-igen stärksten Bier der Welt gibt es viel zu probieren.
Dazu gibt es standardmäßig Fingerfood, optional aber auch passenden Käse oder spezielle Schokoladensorten. Es hängt sehr stark davon ab, was die Teilnehmer sich wünschen, oder sie lassen sich komplett überraschen.
Begleitet mit Info-Unterlagen erzähle ich dazu Geschichten über die einzelnen Bierstile, über die Craft-Bier-Bewegung, die spezifischen Gläser, die richtige Trinktemperatur, räume mit diversen Mythen auf und zum Abschluss gibt’s noch ein kleines Gewinnspiel.
Jedes Tasting hat seinen eigenen Charakter und ist aufgrund der speziellen Zusammenstellung an Bieren und Teilnehmern einzigartig und nicht reproduzierbar, das finde ich großartig, da es nie langweilig wird.
Allgemein bekannt ist, dass man zum Beispiel zu Fisch eher einen Weißwein serviert. Verhält es sich für die verschiedenen Biersorten ähnlich? Welches Bier würden Sie zum Beispiel für ein leichtes Sommergericht empfehlen?
Beim Bier verhält es sich genauso wie beim Wein und bei über 100 Bierstilen und gefühlt unendlich vielen Unterstilen ist die Bandbreite an Optik, Geruch und Geschmack nahezu unendlich, sodass es kein Problem ist, zu jedem Gericht einen passenden Tropfen zu finden. Im Fachjargon wird das Food Pairing genannt. Zur Grillzeit empfehle ich ein IPA, ob West Coast oder New England. Dies harmoniert mit seinen fruchtig-bitteren Noten perfekt mit gegrilltem Fleisch, Vegetarier oder Veganer aber auch Frauen können zu erfrischenden Sauerbieren wie einer Berliner Weisse oder Gose greifen, denn sie passen sehr gut zu knackigen Salaten und anderen rohköstlichen Gerichten. Diese Bierstile leben wieder auf und es gibt hervorragende Neuinterpretationen sowohl aus Deutschland als auch aus dem Ausland.
Verraten Sie uns Ihr Lieblingsgetränk/-bier?
Ich trinke täglich morgens nach dem Aufstehen erstmal einen halben Liter Ingwerwasser mit einem Spritzer Zitrone, das hält mich körperlich und geistig fit. Es gibt so viele leckere Biere, dass ich mich gar nicht auf eins festlegen kann, generell bevorzuge ich ein DIPA, dieses Jahr habe ich den Bierstil Braggot entdeckt und bin hin und weg.
Was wir sonst noch wissen wollen …
Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, welche wären das?
1. Nach Bali auswandern.
2. Die Welt vom Plastikmüll befreien.
3. Alle Kriege beenden.
Welche berühmte Person würden Sie gern einmal treffen?
Bud Spencer. Ich würde ihm gerne zur Pasta ein passendes Bier servieren.
Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?
Die 4-Stunden-Woche von Timothy Ferriss
Haben Sie Vorbilder? Welche und warum?
Andi Schweiger. Er macht, was er liebt, und sagt, was er denkt. Diese Leidenschaft und Offenheit finde ich sehr inspirierend.
Lieben Sie Tiere? Wenn ja, Katze oder Hund?
Ja, ich liebe alle Tiere, deshalb habe ich keine und versuche auch, keine zu essen.