Mein Werder (242): Souzan Kharbotli

Kurz & Knackig

Name: Souzan Kharbotli
Alter: 38 Jahre
Wohnort: Glindow
Wie lange leben Sie schon in Werder? Ich lebe mit meinem Mann und meinen Kindern seit Anfang 2016 hier in Werder.
Haben Sie Kinder?
Ich habe vier Kinder. Aiham, mein ältester Sohn, studiert in Jena Medizintechnik. Obai ist aktuell nach seinem Fachabitur auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Baraa geht auf das Ernst-Heackel-Gymnasium in die 8 Klasse und der jüngste Sohn Mayar besucht die dritte Klasse in der Grundschule Glindow.

Über unsere Blütenstadt Werder (Havel)

Wie würden Sie Werder einem Fremden beschreiben?
Die Stadt Werder hat mit ihrer Natur, ihren Seen, ihrer Kultur und den netten, offenen Menschen, die hier leben, mein kleines Herz erobert. Es ist ein kleines Paradies auf der Erde, wo man für immer bleiben möchte.

Was arbeiten/machen Sie so den lieben langen Tag?
Ich studiere an der FH Potsdam „Bildung und Erziehung in der Kindheit”. Damit werde ich als Kindheitspädagogin ausgebildet bzw. arbeiten. In Rahmen meines Studiums habe ich bereits mein Praktikum an der Evangelischen Kita Kunsthof in Glindow absolviert. Jetzt suche ich noch eine neue Praktikumsstelle, um neue Erfahrungen mit den Kindern und der Einrichtung zu sammeln. Nebenbei arbeite ich als Sprachvermittlerin Deutsch/ Arabisch bei der Gesellschaft für Inklusion und soziale Arbeit e.V. (ISA e.V.) in Potsdam. 

Was würden Sie lieber machen?
Ich arbeite sehr gern mit Kindern und helfe den Menschen auch sehr gern, deswegen bin ich in meiner jetzigen Tätigkeit genau richtig. Mein zukünftiger Plan ist, nach dem Abschluss meines Studiums in einer internationalen Hilfsorganisation zu arbeiten. Dort kann ich mich für die Menschen, besonders für die Kinder auf der ganzen Welt engagieren und helfen.

Haben Sie einen Lieblingsort in Werder – verraten Sie uns wo?
Meine Lieblingsorte sind der Glindower See mit seinem sauberen Wasser und die Glindower Alpen. Und außerdem hat die Insel mit ihren engen Gassen und den kleinen alten Häusern ihren Charme und ihre Faszination.

Wo muss ein Gast unserer Stadt unbedingt gewesen sein?
Überall in Werder kann man etwas entdecken, erleben und genießen. Die Vielfalt der Stadt ermöglicht den Besuchern, den verschiedensten Interessen und Hobbys nachzugehen.

Rummel oder Muckergarten? Wo ist Ihr Lieblingsort auf der Baumblüte?
Ich bin am liebsten dort unterwegs, wo ich die Ruhe genießen kann.

Und welchen Obstwein bevorzugen Sie?
In den Genuss des Obstweins werden meine Familie und ich in diesem Leben nicht kommen, da wir Muslime sind und keinen Alkohol trinken dürfen. Es gibt aber in Werder viele Obstfelder, wo man frisches und gesundes Werderaner Obst ernten kann. 

Sie – ganz speziell

Sie sind im März 2016 als Geflüchtete mit Ihrer Familie nach Deutschland gekommen. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?
Es ist schwer zu beschreiben. Ich erinnere mich an die Angst und an die gemischten Gefühle damals. Mein Mann und ich waren froh, dass wir unsere Kinder an einen sicheren Ort auf diese Erde gebracht haben, trotzdem waren wir traurig, da wir unser Leben zum dritten Mal von Null an neu anfangen mussten. Zuerst mussten wir aus unserem Heimatland Syrien fliehen, wegen der Zerstörung unserer Wohnung, der Werkstatt meines Mannes und unseres Gartens durch den Krieg. Danach begannen wir in Schweden – unser erstes Ziel in Europa – unser Leben aufzubauen. Aufgrund des Dublin-Abkommens wurden wir jedoch weiter nach Deutschland geschoben. Es fehlte mir zur damaligen Zeit die Sicherheit und ich hatte immer große Angst vor der unbekannten Zukunft. Doch im Laufe der Zeit haben sich meine Gefühle dahingehend geändert. Wir sind wirklich glücklich, dass uns das Schicksal nach Werder gebracht hat. Wir haben es mit viel Unterstützung von den Einheimischen geschafft, uns hier zu Hause zu fühlen, und wir möchten noch mehr schaffen. Die Schönheit dieser Stadt war und ist immer noch ein Trost für all das, was wir erlebt haben. So etwas vergisst man einfach nicht.

Wie fühlen Sie sich in Werder (Havel) aufgenommen?
Uns haben von Anfang an die Hilfsbereitschaft der Menschen und deren Offenheit total fasziniert. Wir sind für jedes Lächeln, jede Hilfe, jeden Hinweis und jede Empfehlung sehr dankbar. Meine Familie und ich sind wirklich gut aufgenommen worden und wir sind auch gut angekommen.

Sie arbeiten als Sprachvermittlerin bei der Gesellschaft für Inklusion und Soziale Arbeit e.V. (ISA e.V.) in Potsdam. Was sind dort Ihre täglichen Aufgaben?
Ich übersetze für Menschen, die kein Deutsch sprechen können. Dadurch werden mögliche entstehende Missverständnisse zwischen den beiden Kulturen (Deutsch, Arabisch) vermieden.

Welche Wünsche in Bezug auf Weltoffenheit haben Sie für die Zukunft?
Ich wünsche mir von ganzem Herzen Frieden für unsere Welt und dass keiner unter Hunger, Armut oder Elend leiden muss. Dass alle schrecklichen Krankheiten der Menschheit von Missbrauch über Gier, Mord und Rassismus verschwinden. Und dass Toleranz, Respekt und Offenheit die Prinzipien des Zusammenlebens in der Welt, hier in Deutschland und natürlich auch in diesem hübschen Juwel Werder werden bzw. bleiben.

Womit verbringen Sie Ihre freie Zeit am liebsten?
Wenn ich noch freie Zeit finde, verbringe ich sie mit meiner Familie, ich spaziere sehr gern mit meinem Mann in der Natur und genieße dort die Ruhe und die frische Luft. Manchmal sehen wir auf unseren Spaziergängen auch Rehe. Und Fahrradfahren macht mir besonders großen Spaß. Wir treffen uns sehr gern mit unseren deutschen und arabischen Freunden. Besonders wichtig für mich sind die Telefonate mit meiner Familie in Syrien, um zu wissen, wie die aktuelle Lage dort ist und ob sie unter all den schwierigen Lebensumständen vor Ort zurechtkommen.

Was wir sonst noch wissen wollen …

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, welche wären das?
Meinen größten Wunsch hatte ich ja bereits beantwortet. Ansonsten wünsche ich mir, dass ich mein Bachelorstudium erfolgreich abschließe. Und ich wünsche mir ein schönes Haus mit kleinem Garten und Werkstatt für mich und meine Familie. Dort könnten unsere Kinder ihrem Gärtner-Hobby nachgehen und mein Mann könnte wieder selbstständig als Tischler arbeiten. Das würde uns ein sicheres Gefühl geben und den damaligen Verlust ersetzen.

Welche berühmte Person würden Sie gern einmal treffen?
Gern würde ich jeden Menschen treffen, der sich für die Menschenrechte eingesetzt hat, um von seinen Erfahrungen zu lernen.

Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?
Außer die Bücher über Kinder und ihre Rechte in GG und BGB und ihre Entwicklungspsychologie lese ich als Muslimin unseren Koran. Mehr schaffe ich leider nicht.

Haben Sie Vorbilder? Welche und warum?
Meine Mutter und mein Vater sind meine Vorbilder. Für die Gründe können meine Worte nicht genügend sein. Sie sind tolle, liebe, nette, starke Menschen und sind für mich das Beste, was es im Leben gibt.

Haben Sie einen Lieblingsfilm oder -serie?
Wirklich viel Zeit zum Fernsehen habe ich nicht. Aber ich war ein großer Fan von dem Film „Lion in the desert“.

Haben Sie ein verborgenes Talent?
Ja, ich bin Ehefrau, Mutter von vier Söhnen, Studentin und Sprachvermittlerin zur gleichen Zeit 🙂

Lieben Sie Tiere? Wenn ja, Katze oder Hund?
Ja, Katzen! Sie sind zart und stark zugleich, schlau und lustig und sehr hübsch.

Mehr News

ANZEIGE

X
X