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Mein Werder (260): Peter Groepper

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Mein Werder (260): Peter Groepper

Kurz & Knapp

Name: Peter Groepper
Alter: 69
Wohnort: Werder (Havel)
Wie lange leben Sie schon in Werder? In Werder lebe ich seit 2011, doch seit 2000 war ich bereits für regelmäßige Stippvisiten in der Blütenstadt.
Haben Sie Kinder? Ich habe zwei erwachsene Töchter.

Über unsere Blütenstadt Werder (Havel)

Wie würden Sie Werder einem Fremden beschreiben?
Werder hat eine recht große Fläche. Ein kleiner und gleichzeitig der wichtigste Teil davon ist die architektonisch malerisch gewachsene und gekonnt sanierte Fischerinsel, deren besonderer Charme weit und breit seinesgleichen sucht – und nicht findet. Werder liegt inmitten einer der schönsten Binnen-Wasser(sport)-Landschaften Deutschlands, Europas und sogar darüber hinaus. Oft wurde ich gefragt, warum ich ausgerechnet gerade nach Werder gezogen bin. Meine Antwort: Weil es hier so schön ist. Ich konnte es mir ja aussuchen. Es gibt viele schöne Orte auf der Welt. Und Werder ist einer von ihnen!

Was arbeiten/machen Sie so den lieben langen Tag?
Ich arbeite gar nicht mehr. Die halbe Zeit verbringe ich sehr gerne mit Hobbys und die andere Hälfte sehr gerne mit erfrischender Muße. Damit bin ich ausgelastet.

Was würden Sie lieber machen?
Ich würde vielleicht die Zeitanteile von Hobbys und Muße vertauschen 🙂

Haben Sie einen Lieblingsort in Werder – verraten Sie uns wo?
Glücklicherweise kann ich mir den Ort aussuchen: Zu Hause. Aber auch auf dem Wasser bin ich gerne oder in den Gassen und Gässchen beim Spaziergang mit meiner Frau.

Wo muss ein Gast unserer Stadt unbedingt gewesen sein?
Auf der Insel. Selbstverständlich! Ein Gang ganz herum und mittendurch. Krumme Gassen gesäumt von liebevoll sanierten Fischerhäusern erfreuen die Sinne ebenso wie die herrlichen Blicke in alle Richtungen auf die Havel. Und immer wieder die Frage: Gibt es DAS sonst noch irgendwo?

Rummel oder Muckergarten? Wo ist Ihr Lieblingsort auf der Baumblüte?
Beides. Der Rummel (der über die Jahre erfreulicherweise leiser geworden ist, sodass man sich auch einmal unterhalten kann) und die Obstmucker mit kleinen Speisen und umwerfenden 🙂 Getränken, beides hat seinen Reiz. Wir wohnen ziemlich mittendrin. Die Besichtigung unseres Grundstückes fand seinerzeit an einem Baumblütensamstag statt. Wir wussten also, was uns jedes Jahr erwartet und nehmen es mit Gelassenheit und Humor.

Und welchen Obstwein bevorzugen Sie?
Johannisbeere. Aber weniger „gefährlich“ ist der auch nicht.

Sie – ganz speziell

Wir haben erfahren, dass Sie vor Ihrer Rente als Raumfahrtingenieur bei der ESA gearbeitet haben. Das klingt unglaublich spannend! Erzählen Sie uns etwas über diese Zeit?
Die meisten Jahre in der Industrie und später bei der ESA habe ich an Entwicklung und Betrieb von Ariane-Trägerraketen mitgearbeitet. Ein Raketenstart ist etwas sehr besonderes. Die Startmannschaft arbeitet mit höchster Konzentration und unter hohem Stress. Denn die Startsequenz läuft. Und Routine ist nicht immer Routine. Wenn eine Funktion versagt und eine vorhandene Ersatzfunktion einspringen könnte, dann ist Weitermachen oder Startabbruch fast immer eine Entscheidung von Menschen und letztlich des Startchefs. Was auf dem Startplatz steht, kostet meistens weit über 500 Millionen Euro: die Summe aus dem Preis für die Trägerrakete und die Nutzlast, deren Eigentümer alles bezahlen muss. Da tut man sich mit Entscheidungen nicht leicht. Und nicht jeder Raketenflug gelingt, manchmal entscheiden vermeidbare Kleinigkeiten. Einmal wurde ein Putzlappen in einem Treibstoffrohr vergessen – mit gravierender Folge: Totalverlust von Rakete und Nutzlast. Nach erfolgreichem Transport der Nutzlast in die vorgesehene Umlaufbahn ist dafür die Freude und Erleichterung umso größer. Auch einige lobende Worte der Kunden, die mit der Rakete einen Satelliten in die Umlaufbahn transportieren lassen, sind dann üblich. Einmal sprach der Vorstandschef eines japanischen Weltkonzerns sogar fast geschlagene zwanzig Minuten auf japanisch zu seinen Projektleuten in Japan.

Wenn ein Raketentyp in die Jahre gekommen ist, muss der nächste, stärkere oder billigere oder besser an die Marktsituation angepasste entwickelt werden. Nötig dafür ist die rechtzeitige Zustimmung der zahlenden ESA-Mitgliedstaaten und sehr viel technische Überlegung zur Findung eines neuen, besseren Konzeptes. Das kostet Jahre in einer multinationalen und multidisziplinären Entwicklungsumgebung. Wenn schließlich ein Konzept bis zur Baureife vorentwickelt ist, sind die Konzeptentwickler meist schon bei Entwurfsüberlegungen für den oder die Nachfolger.

2011 sind Sie von Den Haag nach Werder gezogen. Erinnern Sie sich noch an Ihre Anfänge in unserer Blütenstadt? Haben Sie sich schnell „zu Hause“ gefühlt?
Bereits 11 Jahre vor dem Umzug haben wir das Grundstück besichtigt und gekauft. Insel- und Stadtansichten aus der Jetztzeit, vor allem aber auch von früher, gibt es im Internet zu Hauf. In Postkartengröße zierten diese bei uns im Haus in Holland zu Collagen verarbeitet einige Türen. Der tägliche Blick auf diese Fotos, die mindestens jährlichen Besuche in Werder und die Gespräche mit freundlichen zukünftigen Nachbarn haben sehr schnell das wichtige Heimatgefühl entstehen lassen. Es dauerte kaum 2-3 Jahre und wir fühlten uns hier zu Hause – also schon lange, bevor das Haus gebaut wurde. Wir waren froh auf die Aussicht, nach sehr vielen im Ausland gelebten Jahren wieder einmal dauerhaft Heimatluft atmen zu können.

Seit dem 1. Mai beginnen Sie jeden Morgen mit einem beherzten Sprung in die Havel in Ihren Tag. Nicht nur „Warmduscher“ schüttelt es etwas bei diesem eiskalten Badevergnügen. Warum tun Sie sich das täglich an? 🙂 
Einen Sprung würde ich nicht wagen und nicht wollen, aber ein entspanntes Hineingleiten ins Wasser mit einigen Schwimmzügen von nicht mal einer Minute Dauer erfrischt und erzeugt anschließend ein ordentliches Feuer im Körper. Danach friere ich nicht, denn sonst würde ich es nicht machen. Es ist fast wie eine Sucht. Wann höre ich auf? Ich weiß es noch nicht. Aber bestimmt bald – das sage ich mir schon seit Beginn Oktober.

Ihre Frau hat uns verraten, dass Sie in Ihrer Tischlerwerkstatt wunderbare Tische bauen. Haben Sie sich das Tischlern selbst beigebracht und woher stammt Ihre Passion für Holz?
Holz ist wunderbar, sagt fast jeder Tischler. Ich habe natürlich nicht nur Tische gebaut. Aber vier große Esstische waren die letzten größeren Projekte. Schon vor vielen Jahren habe ich die Hobbylehrbücher weggelegt und einige Lehrbücher für das Tischlerhandwerk durchgearbeitet. Mit zunehmender Erfahrung und besseren Möglichkeiten in der Werkstatt wird das Ergebnis dann recht ordentlich. Und ich kann mir ja die Zeit nehmen, die sich ein Berufstischler nicht erlauben kann. Aber bei den Profis kann ich bei sich ergebender Gelegenheit immer etwas mit den Augen stehlen, was ich auch gerne tue.

Ein weiteres Hobby von Ihnen ist die Fotografie. Welche Motive haben Sie am liebsten vor der Linse? 
Ich glaube, meine Tische (als Beispiel) sind besser, als meine Fotos. Aber das Fotografieren macht mir dennoch Spaß. Der Schnappschuss ist nicht meine Stärke und auch nicht mein Interesse. Landschaften, Architektur mache ich lieber. Auch Fotos durchs Mikroskop oder Reproduktionen gehen ganz gut.

Was wir sonst noch wissen wollten …

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, welche wären das?
Den Wunsch, alle weiteren Wünsche frei zu haben, spare ich mir….. Aber

1. Auf dem Mond hat ein Körper nur ein Sechstel seines Gewichtes auf der Erde. Dort könnte man nicht nur herrlich Trampolin springen, sonder auch (mit angeschnallten Flügeln) mit Muskelkraft fliegen. Das wäre was für mich.

2. Dass unser Land von Political Correctness nicht völlig auf den Kopf gestellt wird.

3. Dass meine Kinder und Kindeskinder ein möglichst erfülltes Leben haben werden.

Welche berühmte Person würden Sie gern einmal treffen?
Ein Gespräch mit einem gesunden Michael Schumacher hätte ich mir gewünscht. Oder auch mit Sebastian Vettel. Aber meine Sturm- und Drangzeit am Steuer von Auto oder Motorrad ist jetzt passé.

Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?
Gunnar Heinsohn. „Wettkampf um die Klugen“.
Aber es liegen immer mehrere Bücher dort. Niemals Romane, meistens Sach-Bücher über die Jetzt-Zeit und was es an ihr zu verbessern gäbe – und wie.

Haben Sie Vorbilder? Welche und warum?
Ich eifere niemandem nach. Dazu bin ich nun wirklich zu alt. Welche Vorbilder ich in meiner Jugend hatte, weiß ich nicht mehr. Wahrscheinlich Menschen, die intelligenter, klüger, stärker waren, als ich. Idealerweise alles zusammen.

Haben Sie einen Lieblingsfilm oder -serie? 
Ich sehe seit längerer Zeit fast kaum Filme, weder im TV noch im Kino. Aber Colombo (Peter Falk) fällt mir doch gerade ein. Diese Filme kann ich sogar mehrmals sehen, obwohl ja der Schuldige von Anfang an bekannt ist.

Haben Sie ein verborgenes Talent?
Ich fürchte, nein, weil wohl keines da ist. Ich hoffe, nein, damit keines brach liegen bleibt.

Lieben Sie Tiere? Wenn ja, Katze oder Hund?
Ich bewundere Katzen, aber ich liebe Hunde. Man weiß ja: Hunde schauen zu dir hinauf, Katzen schauen auf dich herab, nur Schweine behandeln dich wie ihresgleichen.

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