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Mein Werder (262): Jens Tronicke

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Mein Werder (262): Jens Tronicke

Kurz & Knackig

Name: Jens Tronicke
Alter: 57
Wohnort: Glindow
Wie lange leben Sie schon in Werder? Seit September 2017
Haben Sie Kinder? Zwei: Einen Jungen, der 15 ist, und eine Tochter, die 9 ist.

Über unsere Blütenstadt Werder (Havel)

Es ist ein verdammt schönes Fleckchen Erde!
Ländlich gelegen, handwerklich geprägt, mit dem Charme einer Kleinstadt, und trotzdem nur 10 Minuten von Potsdam und mit dem Regionalexpress eine halbe Stunde von Deutschlands Hauptstadt entfernt. Besser geht’s doch wohl nicht!

Wie würden Sie Werder einem Fremden beschreiben?
Stellt sich die Frage, wie fremd? Wenn ich Werder und die Gegend jemandem aus Kanada beschreiben sollte, würde ich sagen, dass es Stellen gibt, da würde er sich zuhause fühlen.

Wenn ich jemandem aus New York etwas erzählen sollte, würde ich sagen: So viel Natur und gute Luft kannst Du gar nicht vertragen.

Wenn ich jemandem aus der Toskana Werder beschreiben sollte, würde ich sagen, Deine Sommerferien kannst Du auch hier verbringen: Es ist genauso heiß und der Wein vom Wachtelberg kann es locker mit Eurem aufnehmen.

Wenn ich jemandem aus Irland Werder und „umzu“ beschreiben sollte, würde ich sagen, er solle sich guten Sonnenschutz mitbringen und sich mit Glina auf einen guten Whiskey einstellen.

Und ich denke, es würde mir noch für alle möglichen vermeintlich „Fremden“ etwas einfallen.

Was arbeiten/machen Sie so den lieben langen Tag?
Ganz kurz: Mir wird’s wirklich und ehrlich nie langweilig.

Was würden Sie lieber machen?
Ich bin tatsächlich sehr zufrieden. Das passt alles so, wie’s ist.
Obwohl …, den einen oder anderen Winter in der Karibik zu verbringen, das wäre vielleicht mal ganz schön.

Haben Sie einen Lieblingsort in Werder – verraten Sie uns wo?
Genauso wenig, wie ich eine Lieblingsfarbe nennen kann, kann ich einen Lieblingsort in Werder nennen. Wäre ja auch langweilig, nur einen Ort zu haben. Das würde, glaube ich, auch von wenig Offenheit zeugen.

Ich mag die engen Gassen auf der Insel, ich mag die alten verwunschenen Wege an allen möglichen Seen hier, ich mag das Wasser, und, und, und.

Ein Lieblingsort kann für mich aber auch ganz spontan der Stehtisch bei einem Bäcker irgendwo hier, oder in einem der Dörfer in der Gegend sein. Ich bin immer schon gerne Beobachter von Alltag gewesen.

Vielleicht auch so: Es gibt immer wieder neue, tolle, unbekannte Plätze, die neue Lieblingsorte werden könnten – übrigens auch selbst noch für Einheimische, wie ich mittlerweile weiß.

Wo muss ein Gast unserer Stadt unbedingt gewesen sein?
Ich würde es so sagen: Geh‘ auf die Insel und laufe ein halbes Stündchen rum. Fahr‘ dann mit dem Fahrrad auf den Wachtelberg, von da aus die Uferwege am großen Plessower See entlang, und komm‘ dann über den Panoramaweg wieder zurück. Und wenn ein Gast dann auch von der Insel Töplitz erfährt, von der alten Ziegelei in Glindow, von den hübschen Straßenständen mit Obstwein, Blumen, Früchten und Gemüse, von diesem noch und von jenem noch, dann wüsste dieser Gast, dass er wohl unbedingt noch ein weiteres Mal nach Werder kommen muss.

Rummel oder Muckergarten? Wo ist Ihr Lieblingsort auf der Baumblüte?
Lieber Hummel im Muckergarten, definitiv.

Und welchen Obstwein bevorzugen Sie?
Tatsächlich habe ich Aprikosenwein als meinen Favoriten entdeckt. Kann sich aber auch noch mal ändern, oder dann wieder und noch mal ändern, oder es werden mehrere Favoriten …
Ich glaub, ich muss weiter probieren.

Sie – ganz speziell

Sie sind in Hannover geboren, in der Nähe von Bremen aufgewachsen, für das Studium sind Sie nach Berlin gezogen, anschließend haben Sie 17 Jahre in München gelebt und nun wohnen Sie mit Ihrer Familie in Glindow. Fühlen Sie sich hier in Werder (Havel) zu Hause, sind Sie „angekommen“?
Ich bin in Niedersachsen in der Nähe von Bremen aufgewachsen, bin dann mit Anfang 20 nach Berlin, mit Mitte 30 nach München gegangen. Dort habe ich meine Frau kennengelernt, die von hier stammt. Ich kannte die Ecke aber auch schon kurz nach der Wende, weil ich von Berlin aus viel rumgefahren bin.

Und da meine Eltern wiederum ursprünglich im tiefsten Sachsen aufgewachsen sind, war der „Osten“ für mich sowieso nie die terra incognita. Ich wusste – im allerbesten Sinne – was auf mich zukommt.

Wir haben uns ganz bewusst für Werder bzw. Glindow entschieden. Erstens, weil es eben Teil der Heimat meiner Frau ist, zweitens, weil Land und Menschen auch ein bisschen was vom ländlichen Niedersachsen haben, drittens, weil ich die Natur einfach klasse finde, und viertens, weil ich nach wie vor die Nähe zu Möglichkeiten und Vielfalt und Ideen der Großstadt brauche. Dieses perfekte „Paket“ hätte ich woanders in Deutschland nicht bekommen können. Ich denke, die nächsten 60, 70 oder 100 Jahre werde ich es hier erst einmal aushalten.

Seit 35 Jahren sind Sie als Journalist, Sprecher, Redakteur, Regisseur und Autor tätig. Erzählen Sie uns etwas über Ihren Werdegang?
Ich habe gleich zu Beginn meines Studiums an der FU Berlin als kleiner Mitarbeiter bei der damaligen Berliner Abendschau vom SFB angefangen. Erst habe ich Manuskripte kopiert, den Teleprompter bedient und Kaffee gekocht. Ein halbes Jahr später durfte ich dann mein erstes kleines Filmchen für die Nachrichten machen. NiF hieß das damals: „Nachricht im Film“. Seitdem mach‘ ich Fernsehen und Vieles, was man im Medienbereich so machen kann. Da verschwimmen und wechseln die Bezeichnungen und Positionen oft; je nach Auftrag und Projekt.

In den Medien ist Vieles immer mal wieder kurios. Vor ein paar Jahren ging es mal um eine Autowerbung. Bei dieser Produktion war ich offiziell „Mädchen für alles“; habe also Tische gedeckt, mich ums Catering gekümmert und auch Ordnung gemacht. Was aber Regisseur, Kameraleute und andere aus internen Gründen nicht wissen durften: Ich hatte die Grundidee für den Spot und habe auch weitestgehend das Buch dazu geschrieben.

Auch das ist ein Grund, warum ich nie sagen könnte, ich habe dieses oder jenes so oder so lange gemacht.

Es war immer schon interessant und spannend für mich, und das ist es auch heute noch, hinter alle möglichen Kulissen zu schauen. Das hat mir mein Beruf immer ermöglicht.

Darüber hinaus habe ich gerade durch immer wieder neue und andere Tätigkeiten nicht nur in den Medien, auch eine ganze Menge von der Welt gesehen und durfte viel über den einen oder anderen Tellerrand schauen.

Sie sind zudem Trauerredner. Wie kamen Sie zu dieser besonderen Tätigkeit?
Auch das ist wieder eine besondere Geschichte, die ein bisschen länger dauern würde, sie aufzuschreiben. Die kurze Version ist: Ich habe auf der Trauerfeier des Opas meiner Frau ein paar Minuten gesprochen. Danach sprach mich der Bestatter an und fragte, ob ich das öfter machen würde, weil es ihm gefallen hat bzw. weil es wohl ein klein bisschen anders war als was er bis dahin gehört hatte.

Er hat mir dann Einiges an Literatur geschickt, ich habe viel online gelesen, Bücher bestellt und durchgearbeitet, wodurch ich mich sehr schnell angesprochen gefühlt habe, und was mich auch sehr schnell geerdet hat. Auf einem Seminar habe ich dann noch ein bisschen weiteres Rüstzeug bekommen, und mich danach bei Bestattungsunternehmen hier in Werder vorgestellt. Und dann ging’s tatsächlich sehr schnell los, wofür ich überaus dankbar bin.

Worauf achten Sie beim Schreiben einer Trauerrede besonders und gibt es einen „Ablaufplan“, nach dem Sie sich richten?
Vor dem Schreiben gibt es grundsätzlich ein längeres Gespräch mit den Angehörigen. Um eine Rede auszuarbeiten bin ich ja auf das angewiesen, was mir erzählt wird. Schon allein darum gibt es kein immer wiederkehrendes Schema. Es gibt Trauernde, die möchten, dass bestimmte Lebensabschnitte nicht erwähnt werden, es gibt Trauernde, die können ganz viel erzählen, und andere, die nicht so viel erzählen können oder wollen.

Und da kann sich jeder auch selbst fragen, wie viel er von seinen Angehörigen weiß. Ich selbst habe meine Mutter erst 2019 gefragt, wie sie eigentlich meinen Vater kennengelernt hat, der schon 2010 verstorben ist.

Gern frage ich auch nach Zeugnissen und Dokumenten, die ich eventuell einarbeiten könnte. Wenn zum Beispiel eine Person verstorben ist, über die die Angehörigen erzählen, dass sie Humor hatte und immer für einen Spaß gut war, und ich dann in alten Zeugnissen bei „Betragen“ und „Mitarbeit“ lese, dass dieser Mensch schon als Kind oder Jugendlicher lebhaft war, sich leicht ablenken ließ, oder sogar den Unterricht gestört hat, dann kann das durchaus Teil der Geschichte werden.

Und das ist auch etwas, dass ich sehr, sehr wichtig finde: Eine Trauerrede muss für mich authentisch sein. Man darf auch durchaus mal lächeln. Der Tag des Abschieds ist für alle schwer genug, aber das Leben war doch nicht immer nur schwierig und traurig.

Das versuche ich zu berücksichtigen und einzuarbeiten.

Und wenn zum Beispiel ein Verstorbener bzw. eine Verstorbene aus den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches stammte und gegen Ende des Kriegs vertrieben wurde, dann versuche ich über den Ort und die Lebensumstände zu recherchieren, was dann manchmal selbst die Angehörigen nicht wissen. Gerade für Enkel und Urenkel kann das sehr interessant sein, wenn sie erfahren, wie das früher bei Oma oder Opa war, was sie alles erleben und auch ertragen mussten.

Na ja, und das schreibt sich aber dann natürlich nicht mal in ein paar Stunden zusammen. Das dauert. Aber da kommt dann eben auch immer wieder der Journalist in mir durch.

Wie gehen Sie mit den persönlichen Schicksalen um, mit denen Sie während Ihrer Arbeit als Trauerredner konfrontiert werden?
Die kurze Antwort ist, dass ich ja nicht die Person bin, die jemanden verloren hat. Ich selbst habe also keinen Grund zu trauern.

Die etwas längere Antwort ist, dass ich selbst eigentlich gar nicht gut mit Tod umgehen kann. Das hat zur Folge, dass ich viel über das Leben und das Ende nachdenke. Fragen und Antworten zur menschlichen Existenz finde ich spannend und mache mir viele Gedanken darüber. Ich versuche Leben und Tod zu verstehen, und höre und lese gern darüber, wie die großen Philosophen darüber gedacht haben. Ich lerne dann im Trauergespräch die Angehörigen kennen und versuche zu verstehen, welche Bedeutung der oder die Verstorbene für sie gehabt hat.

Aber so ein Trauergespräch darf man sich nicht so vorstellen, als finde es immer in einer düsteren und unglaublich traurigen Atmosphäre statt. Es wird auch durchaus mal gelacht über Geschichten und Anekdoten. Ich darf mir Fotos und Sammlungen anschauen, ich erzähle auch schon mal ein bisschen von mir, wenn es passt. Denn auch ich habe schon Menschen verloren, und auch in meinem Elternhaus hat es Höhen und Tiefen gegeben.

Und um nun endlich Ihre Frage zu beantworten, wie ich mit den Schicksalen umgehe: Sie erden mich immer wieder, und ich habe erkannt, wie dankbar man sein muss, wenn es einem einigermaßen gut geht, wenn man Familie und Freunde hat, wenn man auch einfach nur mal vor die Tür gehen kann, sich irgendwo einen Kaffee kaufen kann, wenn man einfach nur ins Auto steigen kann, um irgendwohin zu fahren. Das alles sind keine selbstverständlichen und unverletzbaren Grundrechte, dafür ist auch nicht irgendeine Macht verantwortlich; es ist einfach nur Glück.

Haben Sie noch eine andere Leidenschaft neben der „Wortakrobatik“?
Den Ausdruck „Wortakrobatik“ finde ich nicht angemessen. Wenn ich schreibe, tue ich das nicht, um mit Glitzer und Glamour vor den Leuten zu stehen, sondern weil es eine schöne Tätigkeit ist, mit der ich dazu beitragen kann, einen Menschen würdig zu verabschieden.

Mit den Leidenschaften ist das so eine Sache: Ich habe auch mal professionell fotografiert, aber das hat seine Zeit gehabt.

Früher als Jugendlicher bin ich geritten, auch kleine Turniere, aber auch das hat seine Zeit gehabt, wie auch noch so einige andere Sportarten und Hobbys.

In diesem Jahr will ich mit zwei Kolleginnen und Freundinnen eine Idee umsetzen. Die eine ist Pressesprecherin in einem großen Verband und nebenbei Buchautorin, die andere ist erfolgreiche Schauspielerin und Sprecherin. Wir haben alle drei Spaß an Wort und Stimme und möchten eben mit diesem Spaß die eine oder andere Lesung veranstalten. Mit Selbstgeschriebenem, aber auch durchaus mit regionaler Literatur. Hoffentlich wird das wieder möglich sein.

Ich selbst würde gern regelmäßig für eine Zeitung schreiben, oder einen Videoblog machen. Ich würde dabei gern mit besonderen Menschen sprechen und sie zu Alltag und Leben und Liebe und Beruf und Diesem und Jenem befragen. Aber nicht boulevardesk, sondern durchaus ein bisschen provokativ, ein bisschen ironisch und auch mit einer Prise Politik.

Was wir sonst noch wissen wollen …

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, welche wären das?
1) Gesund und klar im Kopf bleiben bis zum Ende für mich und meine Familie.
2) Weitsicht und Vernunft für so ungefähr 8 Milliarden Menschen.
3) Dass ich mir auch mit 85 noch selbst ein paar Nudeln kochen und sie mir auch noch leisten kann.

Welche berühmte Person würden Sie gern einmal treffen?
Das ist ein bisschen so wie mit den Lieblingsorten; da würden mir ganz viele einfallen. Wenn Sie mich aber zwingen, mich auf eine Person zu beschränken, würde ich sagen: Sir Paul McCartney. Als alter Beatles-Fan beeindruckt mich dieser Typ in seiner Musikalität und seiner Internationalität. Ich könnte mir ein sowohl unterhaltsames als auch tiefsinniges Gespräch bei einem guten Glina oder Obstler vorstellen. Obwohl, vielleicht treffen wir uns auch in London; dann würde ich mit ihm über den Zebrastreifen auf der Abbey Road gehen.

Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?
Es gibt zwar keinen Nachttisch, aber Bücher. Letztens habe ich „Becoming“ von Michele Obama gelesen. Im Moment lese ich von Victor E. Frankl „Über den Sinn des Lebens“, und dann habe ich mir ganz aktuell ein Buch von Papst Franziskus gewünscht und von meiner Frau zu Weihnachten bekommen. Es heißt „Wage zu träumen!“ und hat gar nicht viel mit Religion zu tun. Es hat eine fundamentale Gesellschafts- und Kapitalismuskritik zum Inhalt sowie die Forderung nach einem weltweiten bedingungslosen Grundeinkommen. Seine Ideen und Gedanken zu Wirtschaft und Gesellschaft sind für mich völlig unerwartet, sehr gewagt, und darum sehr lesenswert. Dann habe ich vor kurzem noch einen Roman von Benedict Wells gelesen. Und ganz aktuell wartet das Buch „Sommerhaus am See: Fünf Familien und 100 Jahre deutscher Geschichte“ auf mich. Ich habe es bestellt, weil ich eine der Familien, die in diesem Haus gewohnt haben, vor kurzem kennengelernt habe.

Haben Sie Vorbilder? Welche und warum?
Nein, keine Vorbilder.

Ich respektiere das Können und die Leistungen anderer Menschen. Das kann ein KFZ-Meister sein wie mein Schwager, oder ein Alleskönner wie mein Schwiegervater. Das kann ein/-e Politiker/-in, ein/-e Künstler/-in, oder wer auch immer sein.

Von dem einen oder der anderen würde ich mir hier und da gern ein Scheibchen abschneiden. Geht aber leider nicht …

Haben Sie einen Lieblingsfilm oder -serie?
Ich bin überhaupt kein Serien-Gucker. Aber aus Prinzip. Ich glaube nämlich, dass Serien Suchtpotential haben. Und dafür kann und möchte ich meine Zeit nicht hergeben. Ansonsten bin ich sowohl mit dem ersten Alien als auch mit dem ersten Star Wars als auch mit Rocky und Rambo groß geworden. Aber auch mit „La Boum – die Fete“ und „Saturday Night Fever“. Ich glaube, die haben mich alle auf die eine oder andere Weise geprägt.

Haben Sie ein verborgenes Talent?
Die Antwort haben Sie schon oft gehört: Wenn ich eines hätte, wäre es nicht mehr verborgen.

Ich finde das Wort Talent aber auch etwas schwierig. Vieles, was Menschen können, ist erlernt oder hart erarbeitet, oder hat mit ganz viel Leidenschaft zu tun. Begabung oder Talent gibt es möglicherweise gar nicht so oft. Wer ein absolutes Gehör hat, der ist begabt, auch Autisten haben hier und da sogar unglaublich unglaubliche Begabungen.

Ich habe es bis heute geschafft bis auf wenige Jahre in Festanstellung mein Geld frei und selbstständig zu verdienen und davon leben zu können. Dabei bin ich auch noch ganz gut in der Welt herumgekommen. Das ist ganz sicher auch kein Talent oder eine Begabung, aber irgendwie ein bisschen Können.

Lieben Sie Tiere? Wenn ja, Katze oder Hund?
Da mein Vater Land-Tierarzt war, vor allem Pferde seine Patienten waren, und ich als Kind und Jugendlicher sehr oft mit ihm mitgefahren bin, habe ich immer viel und gerne mit allem möglichen „Viechzeug“ zu tun gehabt. Wir hatten in der Familie zwei Schäferhunde, ich hatte Meerschweinchen und Schildkröten und Katzen, ich habe Mäusejunge und Igel und aus dem Nest gefallene Vögel aufgepäppelt, und ich kann – glaube ich – immer noch ganz gut mit Pferden umgehen.

Ja, ich finde Tiere klasse, bleibe dabei aber immer noch meines Vaters Sohn, der Tiere als Tiere sieht und sie nicht verhätschelt.

Letzte Frage: Wie stellen Sie sich Werder in der Zukunft vor?
Ich kann nur hoffen, dass die Ursprünglichkeit erhalten bleibt. Damit meine ich, dass auf keinen Fall alles zugebaut werden darf, nur weil Immobilienhaie, Spekulanten und Heuschrecken jeden Preis für alles bezahlen. Ich glaube, zu einer ordentlichen Entwicklung gehören auch eine Menge Ideen und Kreativität.

Mit Ursprünglichkeit meine ich auch, dass Feldwege Feldwege bleiben dürfen, und Uferwege Uferwege. Ich habe ja lange in Bayern gelebt – suchen Sie mal am Starnberger See eine verwilderte oder ursprüngliche Uferzone. Das müssen Sie ziemlich lange suchen. Das gibt es hier überall und das muss auch so bleiben. Entsprechend wäre es auch wünschenswert, dass die Seen hier in punkto Bootsverkehr nicht voller werden.

Ich hoffe, dass regionale Geschäfte wieder eine Chance bekommen und sich Touris wie Einheimische mehr und mehr über Nachhaltigkeit Gedanken machen.

Ich würde mir auch wünschen, dass es endlich wieder ein Motorrad- und Technik-Museum gibt, das dann weit über die Grenzen der Stadt bekannt wird.

Und ich würde mir ebenso ein bisschen mehr Farbe im Stadtbild wünschen. Das meine ich bezogen auf Menschen aus anderen Ländern, die Werder und die Gegend mit ihren Werten und Möglichkeiten lieben. Ich mag es sehr, wenn es neue Einflüsse gibt, wenn sich unterschiedliche Kulturen miteinander austauschen, miteinander leben, und das Leben bunter und interessanter machen.

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