Kurz & Knackig
Name: Katerina Belkina
Alter: 46
Wohnort: Werder (Havel) OT Glindow
Wie lange leben Sie schon in Werder? Seit Juni 2019
Haben Sie Kinder? Ja zwei, Polina und Mia
Über unsere Blütenstadt Werder (Havel)
Wie würden Sie Werder einem Fremden beschreiben?
Es ist eine kleine, aber unglaublich gemütliche Stadt. Märchenhaft gemütlich. Die Natur in der Umgebung verzaubert. Und die Insel-Innenstadt ist ein ganz besonderer Ort. Ich würde sie nicht typisch Deutsch nennen.
Was arbeiten/machen Sie so den lieben langen Tag?
Morgens bringen mein Ehemann und ich unsere Tochter in den Kindergarten und dann setze ich mich an die Arbeit. Das kann keative Arbeit sein – ich fotografiere oder zeichne. Oder es ist Management-Arbeit – ich organisiere meine Aktivitäten zusammen mit meinem Mann. Wir arbeiten als ein Team und „Belkina“ ist nicht nur die Künstlerin, sondern eine Marke, um die man sich fortwährend kümmern muss.
Was würden Sie lieber machen?
Am liebsten kreiere ich etwas Neues. Ich habe eine wunderbare Idee für die nähere Zukunft, zum Beispiel für den späten Frühling: Ich möchte meine Werke (Objekte und Installationen) in Werder unter freien Himmel ausstellen, hier in Glindow, aber ich brauche Hilfe und Unterstützung dafür.
Haben Sie einen Lieblingsort in Werder – verraten Sie uns wo?
Ich liebe die Insel, natürlich, aber ich bin auch von dem Ort begeistert, wo wir hier in Glindow am See leben. Unser Fensterausblick, unser Balkon, von dem ich direkt zum Wasser laufen kann.
Wo muss ein Gast unserer Stadt unbedingt gewesen sein?
Im Frühling in der Sakura-Allee (Lindenstraße). Sie überwältigt einen mit ihrer Schönheit und Pracht.
Sie – ganz speziell
Sie bezeichnen Ihren Kunststil als „Media-Mix“. Erklären Sie uns, was sich dahinter verbirgt?
Es ist digitale Malerei auf Basis einer Fotografie. Das bedeutet, ich fotografiere als erstes, dann vereine ich mehrere Bilder mithilfe von Photoshop und danach male und zeichne ich in den zusätzlichen Ebenen darüber – als ob ich mit den echten Pinseln und Farben malen würde. Aber ich male in einem Computerprogramm.
Können Sie uns etwas über Ihre künstlerischen Einflüsse erzählen und welcher Künstler hat Sie nachweislich am meisten beeindruckt und geprägt?
Natürlich meine Mutter – sie ist Malerin. Und mein Vater. Meine Liebe zur Kunst kam von beiden. Sie haben mir das Träumen beigebracht und authentisch in Betrachtung des Lebens zu bleiben. Das beste aus Literatur, Musik und Kunst haben sie mir auf dem Silbertablett vorgetragen, wie man es in Russland sagt. Mir blieb nur, dies alles anzunehmen. Außerdem haben sie mich arbeiten gelehrt, und manchmal das ein und dasselbe Werk immer wieder neu anzufangen, um die besten Ergebnisse zu erreichen. Alle andere wunderbaren und talentierten Menschen, die mich reichlich umgeben, können mich durch ihre Anwesenheit, ihre Arbeit und ihre Leistungen inspirieren, jedoch nicht beeinflussen, denke ich.
An welchem Projekt arbeiten Sie zur Zeit?
Ich arbeite an einem sehr persönlichen Projekt, welches auch gleichzeitig sehr aktuell ist und für uns alle Bedeutung hat, es beinhaltet meine Eindrücke von diesem sonderbaren Jahr und dem Leben in der Isolation.
Ich kreiere eine Serie über die Natur im Menschen. Das Experiment des Getrenntseins in der Isolation und wiederum das Miteinander auf engstem Raum hat gezeigt, was uns am meisten gefehlt hat – lebendige Kommunikation und Einheit mit der Welt.
Im vergangenen Jahr eröffneten Sie auf der Insel die „Mia-Galerie“. Der Name ist angelehnt an Ihre kleine Tochter. Schildern Sie uns kurz die Motivation, die hinter Ihrer Galerie steckt?
Mein Mann, der auch mein Manager ist, und ich haben nach einem Studio gesucht, in dem ich meine Arbeiten herstellen kann und welches sich auch als Archiv für mein Werk eignet. Wir sind zufällig auf eine Anzeige gestoßen, dass direkt auf der Insel am Marktplatz eine Räumlichkeit vermietet wird. Es war mitten in der Quarantäne und wir haben uns so gefreut, als wir das Schaufenster gesehen hatten. Wir dachten sofort, es könnte nicht nur ein Studio werden, sonder eine Art Treffpunkt für Kommunikation – ein Showroom. Diese Räumlichkeiten haben wir leider verpasst, aber die Idee hat uns so in ihren Bann gezogen, dass wir einen anderen, nicht weniger schönen Raum gefunden haben. Unserem Showroom haben wir den Namen unserer Tochter gegeben, weil das der Anfang eines neuen Projekts sein könnte, das später vielleicht in ihre Hände übergeht. Wir haben sozusagen einen Blick in die Zukunft geworfen. Und im Moment ist es tatsächlich ein Begegnungsort, keine typische Galerie. Man kann vorbeikommen, zum Reden, meine Arbeiten betrachten, mein neues Buch durchblättern oder auch etwas kaufen.
Sie stehen selbst meist Model für Ihre Werke. Wieso?
Es hat sich schon vor langer Zeit so ergeben, dass ich selbst Model für meine Arbeit stand. Ich weiß nicht mehr, was am stärksten dazu beigetragen hat – die technischen Bedingungen oder meine Unfähigkeit, streng und durchsetzungsstark mit den Models umzugehen. Oder es sind irgendwelche inneren Komplexe und der Wunsch, immer als jemand anderes auszusehen oder jemand anderes zu sein? Ich mache keine Selbstportraits, ich erzähle Geschichten und denke nach, teile meine Gedanken mit den Zuschauern durch die visuelle Arbeit. Themen, die ich aussuche, kommen immer aus meiner persöhnlichen Erfahrung heraus, so wie ich vieles erlebe. Jedoch meine Charaktere gestalte ich immer universell. Sie können alles sein, ich bin dann nur die äußere Hülle, die unterschiedliche Erscheinungsbilder annimmt, setze die Masken auf. Ich mag es, wenn mein Zuschauer sich selbst in einem oder dem anderen Charakter erkennt.
Sie haben viele Jahre in Berlin gelebt und haben jetzt Ihr Zuhause in Glindow gefunden. Wieso wollten Sie von der Metropole in die Kleinstadt ziehen?
Weil wir beide, mein Mann und ich, gespürt haben, dass die Natur uns anzieht. Wir waren uns im Klaren, dass es so ein universeller Ort werden sollte, der gleichzeitig Zivilisation, die Nähe zu Berlin (wegen der Arbeit und Kontakte) und auch die Naturschönheit in sich vereinen sollte. In diesem Sinne entspricht Werder allen Bedingungen überraschend gut.
Ihre Eltern leben noch in Russland. Sehen Sie sich oft?
Vor der Pandemie haben wir uns jedes Jahr getroffen. Entweder sind wir nach Moskau gefahren oder sie kamen zu uns. Jetzt haben wir uns schon seit anderthalb Jahren nicht gesehen und ich vermisse sie sehr. Ich möchte fürchterlich gern wieder nach Moskau!
Sie haben bereits viele renommierte Preise erhalten, z.B. den Lucas-Cranach-Preis und den Kandinsky-Preis. Was bedeuten Ihnen diese Auszeichnungen?
Jede Auszeichnung ist die nächste Stufe nach oben und eine neue Möglichkeit. Die Kunstwelt funktioniert so, dass all das – Auszeichnungen, Prämien, Grants, Aktivitäten, Ausstellungen in Museen und auf Biennalen – notwendig sind, um seine Arbeiten zu präsentieren und sich weiter zu entwickeln. Diese Regel habe ich nicht erfunden. Ich bin eigentlich kein Mensch, der auf Wettbewerbe steht – ich mag es nicht. Ich würde mit Freude auf all das verzichten, aber ich bin sehr ambitioniert, was Perfektion angeht. Ich möchte, dass meine Werke und ich selbst das Niveau größter Museen erreichen.
Wo kann man Ihre Werke überall auf der Welt bestaunen?
Im Moment leider nur online, aber wenn die Grenzen, Galerien und Museen wieder geöffnet werden, dann in vielen Orten in Europa, in Berlin und selbstverständlich in Werder, in unserer Mia Galerie-Studio.
Was wir sonst noch wissen wollten …
Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, welche wären das?
Sehr trivial – die Gesundheit und das Leben der Menschen, die mir nahe stehen, deren Wohlbefinden und meins natürlich auch. Alles andere, materielle Dinge oder das Reisen kann man sich selbst organisieren, wenn man es sich als Ziel setzt.
Welche berühmte Person würden Sie gern einmal treffen?
Es wären zwei – David Lynch und Hayao Miyazaki.
Haben Sie ein verborgenes Talent?
Ja, ich habe ein Talent, mein Leben interessant zu gestalten und kreiere auf einem hohen Niveau Fantasien.
Lieben Sie Tiere? Wenn ja, Katze oder Hund?
Ich liebe Tiere in der Natur im allgemeinen. Ich denke, Tiere sind wie Menschen – jedes hat seine eigene Persönlichkeit und seinen eigenen Charakter, unabhängig von der Rasse. Deswegen hängen wir an einem konkreten Tier.