Mein Werder (275): Maria Goldberg

Kurz & Knackig

Name: Maria Goldberg
Alter: 27
Wohnort: Potsdam
Welche Verbindung haben Sie zur Blütenstadt? Direkt in Werder lebe ich nicht, allerdings bin ich beruflich bedingt oft in der Stadt unterwegs, da sie mit zu meinem Zuständigkeitsbereich im Revier Ferch zählt.
Haben Sie Kinder? Ein Bonuskind.

Über unsere Blütenstadt Werder (Havel)

Wie würden Sie Werder einem Fremden beschreiben?
Als eine wunderschön gelegene Stadt, inmitten einer traumhaften Seenlandschaft. Detailliertere Informationen müsste ich selbst erst bei den Einheimischen erfragen, da ich Werder noch nicht sehr lange und gut kenne.

Was arbeiten/machen Sie so den lieben langen Tag?
Das lässt sich so einfach gar nicht beantworten, da die Tätigkeit als Revierförsterin viele Aufgabenbereiche umfasst. Jeder Tag ist also anders. Im Wesentlichen umfasst es aber folgende Tätigkeiten: Ich bin im Zuständigkeitsbereich des Reviers Ferch als Revierförsterin für die Privat- und Körperschaftswaldbesitzer Ansprechpartnerin und kümmere mich um ihre Anliegen. Dabei stehe ich ihnen mit Rat und Anleitung zur Seite. Insbesondere gebe ich Hilfestellung bei Fördermöglichkeiten im Wald, beispielsweise zu den Themen Waldumbau, Beseitigung von Extremwetterereignissen usw. Ein weiterer Aufgabenkomplex stellt die forstliche Rahmenplanung dar, unter Einbeziehung von Behörden, Trägern öffentlicher Belange und Vertretern der Waldbesitzer. Dabei geht es häufig um Bauanträge, hier in diesem Bereich besonders für Einfamilienhäuser, bei deren Bau Wald in Anspruch genommen werden soll.

Des Weiteren übe ich die sogenannte Forstaufsicht aus, d.h. ich kontrolliere, ob die den Wald betreffenden Gesetze eingehalten werden und muss im Notfall auch mal ordnungsbehördlich tätig werden. Leider kommt es immer wieder vor, dass beispielsweise Müll im Wald abgeladen wird oder im Wald geparkt und gefahren wird, was verboten ist und dann entsprechend geahndet werden muss. Ein weiterer Aufgabenkomplex ist die Überwachung der Waldschutzsituation und das in Wäldern aller Eigentumsarten. Dabei kontrolliere ich die Bestände auf Schädlingsbefall. Im Jahresverlauf werden dabei unterschiedliche Monitoring-Verfahren angewendet, um unterschiedliche Schädlinge und ihre Populationsentwicklung zu überwachen. Nicht zuletzt gehört zu meinem Beruf die waldbezogene Bildungs- und Erziehungsarbeit. Dabei bin ich besonders mit Kindern im Wald unterwegs und organisiere auf die unterschiedlichen Zielgruppen angepasste Waldpädagogikkonzepte zu unterschiedlichen Themen, die den Wald betreffen.

Was würden Sie lieber machen?
Aktuell bin ich sehr glücklich mit dem, was ich mache. Für die Zukunft möchte ich Veränderungen jedoch nicht ausschließen. Schließlich ist nichts so stetig wie die Veränderung. Manchmal hätte ich aber gern mehr Zeit, um die Welt zu erkunden und auf Reisen zu sein.

Haben Sie einen Lieblingsort in Werder – verraten Sie uns wo?
Bisher habe ich den leider noch nicht. Hier gibt es so viele schöne Plätze, dass ich mich wohl nie wirklich nur für einen entscheiden werde. Ich genieße es allerdings immer sehr, wenn ich in mein Revier fahre und dabei über die Brücke zwischen Geltow und Werder komme. Den Blick auf das Wasser zu beiden Seiten finde ich wunderschön.

Wo muss ein Gast unserer Stadt unbedingt gewesen sein?
Sagen Sie es mir und ich werde den Ort besuchen.

Rummel oder Muckergarten? Wo ist Ihr Lieblingsort auf der Baumblüte?
Auch das möchte ich noch gern herausfinden, wenn wir die Corona-Pandemie überstanden haben und man sich wieder ohne Bedenken in geselligen Runden treffen kann.

Und welchen Obstwein bevorzugen Sie?
Wenn ich ehrlich bin, bevorzuge ich trockenen Rotwein, aber vielleicht kann mich Werder ja noch von süßem Obstwein überzeugen. Ich werde es auf jeden Fall ausprobieren.

Sie – ganz speziell

Sie sind als Revierförsterin in einem männerdominierten Beruf doch eher die Seltenheit. Können Sie uns etwas über Ihre bisherige Laufbahn erzählen?
Als Frau in einem männerdominierten Berufsumfeld zu arbeiten, habe ich immer als Herausforderung der positiven Art betrachtet. Ich konnte dadurch einiges lernen.
Der Wunsch, einen „grünen“ Beruf zu ergreifen, liegt wohl in meiner Kindheit. Ich durfte auf einem Bauernhof aufwachsen, umgeben von Wald, Feld und Wiese. Ich bin ein sehr naturverbundener Mensch und der Beruf des Försters hat mich schon sehr früh angesprochen. Da lag die Entscheidung recht nahe, zum Studium an die TU Dresden zu gehen und den Studiengang Forstwissenschaften einzuschlagen. Diesen habe ich erfolgreich absolviert und durfte anschließend ganz stolz mein erstes Revier im Süden Brandenburgs übernehmen. Dieses habe ich knapp vier Jahre geleitet, bis es mich letztlich nach Potsdam in das Revier Ferch verschlagen hat.

In Phöben zum Beispiel sind viele Reiter mit ihren Pferden oft auch in den Wäldern unterwegs. Welche Auswirkungen hat dies auf den Wald?
Der Phöbener Wald ist für mich direkt zu Beginn meiner Dienstzeit im Revier Ferch zu einem besonderen Projekt geworden. Das Problem des Reitens in Phöben entsteht durch eine sehr spezielle und ungünstige Konstellation vor Ort. Es handelt sich im Bereich Phöben um ein ca. 150 ha großes, zusammenhängendes Waldgebiet. An sich ist das noch nichts außergewöhnliches. Um das Waldgebiet haben sich im Laufe der Zeit mehrere Reiterhöfe angesiedelt. Diese beherbergen mittlerweile eine so große Anzahl an Pferden, die natürlich bewegt werden will, dass der Wald extrem stark von Reitern und ihren vierbeinigen Freunden frequentiert wird, so stark, dass die Waldwege in ihrem Zustand einem Reitplatz ähneln. Das Problem besteht darin, die unterschiedlichen Interessengruppen unter einen Hut zu bekommen. Reiter, Anwohner, Waldbesitzer und Jäger haben unterschiedlichste Ansprüche an den Wald in Phöben.

Meist sind die Schädlinge, die den Bäumen größten Schaden zufügen können, winzig klein. Was setzt den Bäumen am meisten zu?
Die letzten Jahre waren und sind für unsere Wälder eine unglaubliche Herausforderung, mit der sie noch lange kämpfen werden. Aktuell kann man im Wald nicht von dem EINEN Problem sprechen. Es sind viele Komponenten, die zusammenwirken und dem Wald als gesamtes Ökosystem zu schaffen machen. In den letzten Jahren hatten wir einige starke Stürme, die vielerorts für große Mengen an Sturmholz gesorgt haben. Dieses Sturmholz bleibt zu lange im Wald liegen und ist ein besonders beliebter Brutplatz verschiedenster Borkenkäferarten. Diese Käfer hatten daher ein gutes Brutraumangebot. Hinzu kam eine Dürreperiode, die die Bäume zusätzlich in einen Stresszustand versetzt hat, da sie nicht ausreichend Wasser generieren konnten. Die Borkenkäferarten hingegen lieben warme Temperaturen und neigen dabei zu Massenvermehrungen. Ein Teufelskreis beginnt. Vereinfacht gesagt wird das Immunsystem der Bäume durch die Dürre geschwächt, damit können sie sich nicht mehr gegen „Angreifer“ (Borkenkäfer) wehren und diese können sich besonders gut vermehren aufgrund der hohen Temperaturen und des großen Brutraumangebots. Hinzu kommen noch pilzliche Erreger, wie Diplodia.

In einem Beitrag auf Zeit Online im Januar 2020 wurde berichtet, dass derzeit gut 250.000 Hektar Wald in Deutschland beschädigt sind. Wie hat sich diese Zahl im Laufe des vergangenen Jahres verändert und wie sieht es speziell für die Brandenburger Wälder aus?
Genaue Zahlen für Gesamtdeutschland kann ich an dieser Stelle nicht nennen. Jedoch erkennt man in Brandenburg und auch anderen Regionen, dass die Wälder unter den veränderten klimatischen Bedingungen leiden. Bäume haben die Fähigkeit, sich an neue Bedingungen anzupassen, jedoch dauert ein solcher Anpassungsprozess viele Jahre und diese Zeit scheint der Klimawandel den Bäumen nicht einzuräumen. Brandenburgs Wälder bestehen zu ca. 70 % aus Kiefernreinbeständen. Reinbestände sind besonders anfällig gegenüber Schädlingen, Stürmen, usw. Daher liegt in Brandenburg die große Chance für gesunde stabile Wälder im Waldumbau, der jetzt vorangebracht werden muss, um unsere Waldflächen zu erhalten. Sehr wahrscheinlich werden sich die Waldbilder überall stark verändern. Das Ziel ist, die Reinbestände mit standortgerechten Mischbeständen abzulösen.

Einige Forstbetriebe setzen auch auf die Hilfe von Ehrenamtlichen, wenn es zum Beispiel um die Aufforstung geht. Wäre dies auch für unsere Region interessant?
Ich halte es für eine sehr gute Methode, Aufforstungsarbeiten auch mit ehrenamtlichen, interessierten Personen durchzuführen. Zum einen kann man Menschen dadurch das Ökosystem Wald und all seine, für uns so wichtigen, Funktionen näher bringen. Zum anderen auch einen Einblick in die forstliche Berufswelt gewähren. Jedoch sollte immer bedacht werden, dass die Pflanzung von Bäumen durchaus anspruchsvoll ist, was Qualität und Quantität angeht. Daher bin ich der Meinung, dass der große Teil der Aufforstungen, die in den nächsten Jahren auf uns warten, in professionelle Hände gehört.

Ihr Beruf bringt es mit sich, dass Sie sich die meiste Zeit des Tages wahrscheinlich draußen aufhalten. Welchen Indoor- oder Outdoor-Hobbys gehen Sie denn in Ihrer Freizeit nach?
Als Hoheitsförsterin muss ich Ihnen diese Illusion nehmen. Natürlich habe ich das Privileg, in meinem Beruf auch immer wieder die frische Luft genießen zu können, aber einen großen Teil meiner Arbeit erledige auch ich vom Büro aus.
Daher bin ich auch gern in meiner Freizeit draußen unterwegs. Zum Ausgleich gehe ich regelmäßig Joggen und mache Yoga. Wenn es denn wieder zulässig ist, bin ich auch im Fitnessstudio unterwegs. Besonders gern bin ich im Hochgebirge unterwegs und probiere mich als Bergsteigerin aus.

Was wir sonst noch wissen wollen …

Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, welche wären das?
An erster Stelle steht bei mir, ein zufriedenes Leben in Gesundheit mit meiner Familie genießen zu können. Danach kommt das Stillen meiner Reiselust, ich würde gern so viel wie möglich von dieser Welt kennenlernen. Letztendlich wünsche ich mir auch beruflich weiterhin Erfolg und Entwicklung.

Welche berühmte Person würden Sie gern einmal treffen?
Sigmund Freud

Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?
Der Australien-Reiseführer von Lonely-Planet

Haben Sie Vorbilder? Welche und warum?
Es gibt viele Menschen, die mich inspirieren aufgrund unterschiedlichster Eigenschaften oder Dinge, die sie getan haben. Allerdings wäre es manchmal nicht schlecht, die Gelassenheit von Buddha zu besitzen.

Haben Sie einen Lieblingsfilm oder -serie?
Es gibt so viele schöne Filme. Besonders im Gedächtnis aus der letzten Zeit ist mir aber „Honig im Kopf“ von Til Schweiger geblieben. Bei der Serie kann ich mich auch festlegen, das sind bei mir ganz eindeutig die Gilmore Girls.

Haben Sie ein verborgenes Talent?
Mir wird des Öfteren gesagt, dass ich ein Organisationstalent bin, besonders was Veranstaltungen angeht.

Lieben Sie Tiere? Wenn ja, Katze oder Hund?
Ja ich liebe Tiere, ich durfte schließlich mit vielen Tieren auf dem Bauernhof aufwachsen. Ganz klar bin ich ein Hunde-Mensch.

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