Kurz & Knackig
Name: Jan Haufe
Alter: 47
Wohnort: Glindow
Wie lange leben Sie schon in Werder?
Seit 2015 wohne ich mit meiner Ehefrau im wunderschönen Glindow, direkt an den Alpen.
Haben Sie Kinder? Nein
Über unsere Blütenstadt Werder (Havel)
Wie würden Sie Werder einem Fremden beschreiben?
Unsere Stadt mit ihren Ortsteilen ist sehr facettenreich. Da ist für jeden etwas dabei. Vor allem viel Natur: zum Beispiel die Glindower Alpen und die vielen Seen in der Gegend sowie Obstplantagen. Dazu ist es nach Potsdam oder Berlin nicht weit.
Was machen Sie so den lieben langen Tag?
Hauptsächlich betreue ich die Internetpräsenz meines Wohnortes: www.Glindow.de.Zudem bringe ich mich ehrenamtlich in unserem Heimatverein hier in Glindow ein. Unter anderem baue ich derzeit ein digitales Archiv auf, um das kulturelle Erbe zu bewahren. Für den Aktionstag „Feuer und Flamme für unsere Museen“ habe ich das Lichtkonzept für den illuminierten Museumsgarten entwickelt.
Haben Sie einen Lieblingsort in Werder – verraten Sie uns wo?
Das Jahnufer am Glindower See. Der herrliche, freie Blick aufs Wasser und daneben die Ziegelei.
Wo muss ein Gast unserer Stadt unbedingt gewesen sein?
Nachdem die Kernstadt besichtigt wurde, sollte ein Gast auf jeden Fall nach Glindow kommen, um das Heimatmuseum und den Kietz zu besuchen. Dann auf dem Obstpanoramaweg über die Plantagen zum Telegraphenberg radeln oder wandern und zurück am Ufer des Glindower Sees entlang zur Ziegelei und in die Glindower Alpen.
Rummel oder Muckergarten? Wo ist Ihr Lieblingsort auf der Baumblüte?
Muckergarten!
Und welchen Obstwein bevorzugen Sie?
Hauptsache süß.
Sie – ganz speziell
Sie sind als Tausendsassa bekannt – ob musikalisch – bei Dreharbeiten oder Weltenbummler – auf zwei Beinen oder vier Rädern. Das Leben hat ihnen zwei Perspektiven mitgegeben also wer ist Jan Haufe?
Mein Leben wurde durch ein einschneidendes persönliches Ereignis geprägt, sodass ich tatsächlich zwei komplett unterschiedliche „Leben“ beschreiben kann.Vor 2012: Aufgewachsen bin ich in der Nähe von Dresden. Die elektronische Musik seit Anfang der 90er-Jahre hat mich sehr geprägt – schon damals mit dem heimlichen Wunsch, DJ zu werden. Zur Schuldisco Ende der 80er-Jahre habe ich bereits mit Kassetten aufgelegt. Mit 16 kaufte ich mir Plattenspieler, Mischpult und einige Schallplatten. Erste Gigs erfolgten in kleineren und später auch großen regionalen Clubs. Als ich 2000 nach Berlin zog, ergaben sich völlig neue Möglichkeiten. Nachdem ich angefangen hatte, selber Musik zu produzieren und zu veröffentlichen – meist auf Vinyl – durfte ich regelmäßig im TRESOR auflegen. Das war das Tor für internationale Bookings. So habe ich damals mit meiner „elektronischen Tanzmusik“ auf der ganzen Welt die Menschen zum Tanzen gebracht: deutschlandweit, in Singapur, Barcelona, Moskau, San Francisco, Rotterdam, Mailand, Thessaloniki, Ibiza, Tel Aviv usw. Ich habe die Welt gesehen, erlebt und gefühlt. In Berlin wurde ich einmal für ein Fotoshooting angefragt und für kleine Drehs als Komparse oder Kleindarsteller. Da mir das Spaß machte, entschied ich mich für eine private Schauspielausbildung, sodass ich dann auch etwas größere Rollen bei Film und Fernsehen hatte. Am meisten liebte ich jedoch meine Theaterrollen: denn hier hast du das Publikum direkt bei dir. Sport war zudem immer ein großer Teil in meinem Leben, insbesondere das Radfahren. Mit dem Mountainbike habe ich zwei Mal die Alpen überquert und bin in einem Sommer mehrere tausend Kilometer quer durch Dänemark und Schweden geradelt. Als Training bin ich einige Mountainbikerennen gefahren und regelmäßig durch das Elbsandsteingebirge gejoggt. Seit Anfang der 1990er-Jahre interessiere ich mich für Industriekultur, „Lost Places“ zu erkunden und zu fotografieren. Mein Motto war immer: machen. Alles ausprobieren. Alles mitnehmen, was das Leben anbietet. 2012 war eine Zäsur. Nach einer schweren Lungenembolie, Herzstillstand, Reanimation und 10 Tage Koma wurde mir ein zweites Leben geschenkt. Was ich größtenteils auch so empfinde. Seitdem fahre ich Rollstuhl. Dieser Umstand hat mich nach langer Wohnungssuche nach Glindow gebracht, worüber ich sehr froh bin. Ich genieße die Natur und die Ruhe.Was mich mein Leben lang begleitet hat: Musik verbindet! Vor Corona legte ich noch einige Male auf. U. a. habe ich den Festakt „10 Jahre UNBehindertenrechtskonvention“ musikalisch begleitet sowie einige Inklusionsveranstaltungen und – ein bisschen wie früher – diverse Openair-Festivals bespielt.
Barrierefreiheit in unseren Ortsteilen – wie steht es aus Ihrer Perspektive um einen Besuch der Region für Menschen mit Handicap?
Unsere Region hat eine lange Geschichte – damit geht der Charme des Ursprünglichen einher. Zum Beispiel uneben gepflasterte Straßen oder viele alte Häuser mit schmalen Türen, Stufen oder Treppenaufgängen. Das kollidiert dann leider oft mit dem Thema Barrierefreiheit. Aber an vielen Stellen kann man die Anpassungen und Bemühungen sehen, für alle leicht zugängliche Orte und Wege zu schaffen. Zum Beispiel die Regattastrecke auf der historischen Insel oder das Kunstgeschoss und der neue Radweg am Jahnufer, der zum Glück noch erweitert werden soll.
Sie gestalten aktiv die Webseite www.Glindow.de mit – wie kam es dazu und was bewegt Glindow in 2023 am meisten?
Über den Heimatverein habe ich Fred Witschel kennengelernt. Er hatte damals die Ortswebseite www.Glindow.de allein betreut. Wir kamen ins Gespräch und ich habe mich angeboten, eine Überarbeitung mit neuem Layout, übersichtlicher Bedienung und Funktionalität auf allen Endgeräten zu erstellen – mit ihm zusammen. Seitdem kümmere ich mich um die täglichen Aktualisierungen und den weiteren Ausbau der Seite. So hat u. a. nun auch das Heimatmuseum eine virtuelle Präsenz. Es ist mir ein großes Anliegen, die Menschen und Vereine in Glindow zu vernetzen und Informationen zu teilen. Wenn jemand glindow-relevante Themen oder Veranstaltungen hat und veröffentlichen möchte, kann man uns gern erreichen unter der E-Mail-Adresse: info@Glindow.de
Zum zweiten Teil der Frage: In 2023 werden bereits bestehende Themen weiter wichtig sein. Dazu gehört zum einen das Thema eines neuen, barrierefreien Vereinsgebäudes für Glindow. Zudem wäre es aus meiner Sicht erstrebenswert, wenn der typische Ortskern erhalten bleibt und es eine öffentliche Toilette geben würde – idealerweise behindertengerecht.
Was wir sonst noch wissen wollen …
Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, welche wären das?
1. Ein Buch schreiben über mein verrücktes Leben. 2. Eine Fotoausstellung mit meinen Lost Places-Fotos. 3. Noch viele Jahre mit guten Freunden, immer ein spannendes Buch und Pizza auf unserer Terrasse.
Welche berühmte Person würden Sie gern einmal treffen?
Torsten Sträter
Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?
„Stillgelegt – 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa“. Ein großformatiger Bildband über Lost Places. Einige dieser Orte kannte ich schon, da ich seit Anfang der 90er-Jahre selbst nach solchen Gebäuden und Anlagen gesucht habe und Fotos davon gemacht habe – lange bevor es „hip“ wurde und der Begriff „Lost Places“ geprägt wurde. „Electronic Germany“ und natürlich alle Bücher von „Torsten Sträter“.
Haben Sie einen Lieblingsfilm oder -serie?
„Kleo“ – eine Serie über eine abgesägte Spitzenagentin der Stasi. „The Game“ – dieser Film hat mich damals echt umgehauen.
Haben Sie ein verborgenes Talent?
Nein, kein verborgenes Talent. In meinem Leben habe ich viele sehr unterschiedliche Dinge ausprobiert, dabei hat sich dann gezeigt, ob ich darin talentiert war oder eher nicht so.
Lieben Sie Tiere? Wenn ja, Katze oder Hund?
Haustiere habe ich keine aber wilde Gartentiere :). Denn nicht selten verirrt sich ein Reh aus den Glindower Alpen bei uns im Garten und auf der Terrasse. Sehr zur „Freude“ meiner Frau, die mit Argusaugen über ihre geliebten Kulturen wacht.