Mein Werder (43): Stephan Gericke

Mit Carlos im Beiwagen unterwegs. Foto: privat

Kurz & knackig

Name: Stephan Gericke

Alter: Jahrgang 1970, geboren in Potsdam

Wohnort/Ortsteil : Werder OT Kemnitz

Seit wann sind Sie in Werder zuhause?
2011 eröffnete ich meine Praxis am Werderpark und bin seitdem in Werder heimisch.

Haben Sie Kinder oder möchten Sie gerne welche haben?
Ich habe zwei Kinder, die Große (fast 18) beginnt gerade ihr Studium und der „Kleine“ (13 und Schuhgröße 46!) hat nächstes Jahr Jugendweihe.

Was arbeiten/machen Sie so den lieben langen Tag?
Ich bin jetzt seit 20 Jahren praktischer Tierarzt und 5-6 Tage die Woche für alle Sorgen von Hund-Katze-Maus erreichbar. Schon als kleines Kind war ich auf diesen Beruf fixiert und wollte nie etwas anderes werden.

Was würden Sie lieber machen?
Ich habe nach der Niederlassung in Werder noch keinen Tag davon bereut und ein „lieber“ gibt es nicht.
Natürlich genieße ich auch die privaten Momente und setze mich gern mal aufs Motorrad oder entspanne in der Sauna (die Therme mit Wasserblick zieht sich ja ein wenig hin).

Über unsere Blütenstadt Werder (Havel) 

Wie würden Sie Werder einem Fremden beschreiben?
Meist können Fremde ja die Faszination von Wasser, Insel und Landschaft viel besser beschreiben. Dazu gehören aber sicher der Wechsel von Trubel und Beschaulichkeit, die Idylle der Insel, die Initiative und Kreativität der Menschen vor Ort und natürlich die Landschaft, die zu Wasser oder Land hinter jeder Ecke neu entdeckt werden kann.

Haben Sie einen Lieblingsort in Werder? Wo und Warum?
Die stille Morgendämmerung am nebelverhangenen Plessower See mit meinem Hund „Kalle“ Carlos beim ersten Spaziergang des Tages.

Rummel oder Muckergarten? Wo ist Ihr Lieblingsort auf der Baumblüte?
Natürlich der Muckergarten und zur Baumblüte geht es jährlich mit Freunden auf dem Fahrrad durch die Obstplantagen.

Was ist das Besondere an Ihrem Ortsteil?
Der Spaziergang um den See und dann ein handgemachtes Bier vom „Rittmeister“, das es auch wie vor hundert Jahren im Siphon „to go“ gibt.

Welche ist Ihre Lieblings-Jahreszeit und warum?
Solange sich etwas Sonne blicken lässt, reicht die von Frühling bis Herbst. Dann geht’s aufs Fahrrad oder noch besser mit Motorrad und Hund im Beiwagen durch die Landschaft. Und wenn der Sand auf dem Beachvolleyballfeld warm genug ist, bin ich auch hier jede Woche zu finden.

Wo muss ein Besucher unserer Stadt unbedingt gewesen sein?
Abends von der Brücke einen Blick auf die Insel mit der beleuchteten Mühle und Kirche werfen und im Mai zur Baumblüte mit dem Fahrrad durch die Obstplantagen radeln.

Sie – ganz speziell

In der vergangenen Woche gab es in Werder einen ganz besonderen Fund. Jemand hat Giftköder ausgelegt, die wohl in der Absicht verteilt wurden, Hunde zu vergiften. Ein aufmerksamer Hundehalter brachte die Giftköder in Ihre Praxis. Wissen Sie, ob es geschädigte Hunde gab?
In Zusammenhang mit diesem Fund nicht, grundsätzlich werden aber jeden Tag Hunde mit Symptomen wie Erbrechen, Durchfall und Apathie vorgestellt, die auch zu Vergiftungen im Allgemeinen passen. I.d.R. handelt es sich aber glücklicherweise um „biologische“ Vergiftungen, wie Infektionen und Unverträglichkeiten, also eine Magen-Darm-Grippe.

Gibt es schon Informationen des Veterinär-Amtes dazu? Wie geht es in dieser Sache weiter?
Die offensichtlich giftige Substanz wurde dem Ordnungsamt übergeben, das in Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt die Untersuchung einleitet hat.

Was sollte die erste Reaktion eines Hundehalters sein, wenn das Tier möglicherweise einen solchen Giftköder gefressen hat?
Bitte versuchen Sie kein Erbrechen auszulösen! Immer wieder geben verzweifelte Hundehalter ihrem Tier gesättigte Salzlösungen ein, die erstens kein Erbrechen auslösen, zweitens selber toxisch oder zumindest krankmachend wirken und die Auflösung sowie die Magenpassage von Giftpellets eher beschleunigen.
Durch eine Injektion kann der Tierarzt das Erbrechen zielgerichtet erreichen und dann je nach Mageninhalt weitere Maßnahmen bis hin zu einer Magenspülung, Gegenmittel und Infusion einleiten.

Giftköder können unterschiedliche Giftstoffe enthalten. Können Sie welche nennen und die Unterschiede erklären?
Zum Glück sind die „handelsüblichen“ Giftstoffe auffallend gefärbt. Im aktuellen Fall waren es lilablaue Pellets. Am häufigsten sind wohl folgende Giftstoffe, da sie auch in jedem Garten– und Baumarkt erhältlich sind:

  • „Rattengift“ – seine chemischen Inhaltsstoffe (Cumarinderivate) stören die Blutgerinnung und führen zu inneren Blutungen
  • „Schneckenkorn“ – diese Nervengifte führen zu Muskelkrämpfen bis zu Atemlähmung und Tod
  • „Mechanische Fremdköper“ wie Reißzwecken und Rasierklingen, die innere Verletzungen auslösen sollen

Viele Besitzer haben auch Angst, wenn ihr Hund am mineralischen Rasendünger geleckt hat. Hier handelt sich aber meist um Mineralsalze, die fast nie in toxischer Menge aufgenommen werden.
Eindeutig lebensgefährlich sind dagegen organische Dünger wie Hornspäne, die attraktiv wie ein Leckerli auf Hunde wirken (vgl. Kauartikel aus Horn). Diese können durchaus mit einem Leberversagen enden.

Bei aller Wut auf unverbesserliche Hundehasser wird aber doch die Mehrheit der klassischen Vergiftungen durch das Verteilen von Rattengift und Schneckenkorn im eigenen häuslichen Umfeld ausgelöst. Und kein Köder ist hundesicher! Hier kommt noch dazu, dass der Hund häufig wiederholt auch kleinere Mengen aufnehmen kann.

Auf welche Vergiftungserscheinungen ist zu achten? Es gibt ja verschiedene Gifte, die unterschiedlich wirken.
Wie erwähnt, sind Symptome wie Erbrechen und Durchfall, so unerwartet sie auch immer auftreten, meist eher unspezifisch und glücklicherweise eher selten die Folge eines Giftstoffes. Auch der blutige Durchfall des Hundes nicht zwingend. Ihr Tierarzt kann aber im Kontext aus der Untersuchung von Körpertemperatur, Kreislaufzustand und Blut durchaus die Gefährlichkeit beurteilen.

Beim Schneckenkorn finden wir über Speicheln, Muskelzittern, Gangstörungen bis hin zu generalisierten Krämpfen in Seitenlage durchaus typische und akute Vergiftungserscheinungen innerhalb von Stunden, die nur durch eine stationäre Therapie mit entkrampfenden Medikamenten bekämpft werden können.

Das Rattengift wirkt verzögert meist erst nach Tagen im Verborgenen. Es führt zu inneren, durchaus unsichtbaren Blutungen. I.d.R. werden diese Tiere daher als schlapp und appetitlos, wie bei vielen anderen Krankheiten, vorgestellt. Erst eine Blutuntersuchung gibt uns wirklich Aufschluss. Bei rechtzeitigem Eingreifen kann mit Gegenmitteln (hochdosiert Vitamin K als Infusion und anschließend über mehrere Wochen ins Futter) allerdings meist erfolgreich und zielgerichtet behandelt werden.

Metallische Fremdkörper lassen sich einfach durch Röntgen feststellen und dann entfernen, sind in der Praxis aber als Folge eines Köders m.E. eher selten. Dagegen hatte ich bisher aber schon ein rundes Dutzend Fälle von Rouladennadeln aus der heimischen Küche, „heimtückisch“ im Sonntagsessen versteckt. 😉

Können Sie die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen nennen?
Bisher habe ich ja schon einiges erwähnt. Der Hundebesitzer kann meist leider wenig erreichen. Das Sichern von Köder oder Erbrochenem kann für die weitere Behandlung wichtig sein.
Sollten Sie Ihren Hund wirklich akut, z.B. an Rattengift, das sie selbst ausgelegt haben, erwischt haben und er zeigt noch (verzögerte Wirkung!) keinerlei Symptome, kann die prophylaktische Gabe von Vitamin K über mindestens zwei Wochen (rezeptfrei aus der Apotheke) die Giftwirkung aufheben. Aber eine tierärztliche Begleitung sollte aber zwingend dazu gehören.

Was wir sonst noch wissen sollten . . .

Lieben Sie Tiere? Wenn ja, Katze oder Hund?
Na was sonst, täglicher Begleiter ist mein sportlicher Mischlingshund Carlos. Auch Katzen finde ich faszinierend, besitze aber derzeit keine eigene.

Welche berühmte Person würden Sie gern einmal treffen? Welche Fragen würden Sie ihr stellen?
Auf jeden Fall Christopher Timothy – den Tierarzt aus „Der Doktor und das liebe Vieh“ – ich kann mir heute einfach nicht vorstellen, dass immer alles welldressed im Tweedanzug mit Gummistiefeln behandelt und operiert wurde. Oder Stephen Hawking – ein oder zwei Sachen mit der Raum-Zeit-Krümmung sind mir da noch nicht so klar 😉.

Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?
Die GEO, ich bin kein Bücherwurm.

Haben Sie Vorbilder? Welche und warum?
Eigentlich die alte Dame um die Ecke mit ihrem Leben zum Bücher füllen: eine glückliche Kindheit auf dem Pferdewagen, den Krieg überlebt, etliche Schicksalsschläge verwunden aber immer gespannt auf jeden neuen Tag und einen Plausch beim Kaffee.

Haben Sie einen Lieblingsfilm oder -serie? Warum?
Von „Transformers“ bis zum „The Mentalist“. Welcher Junge mag nicht „Transformers“: Action, coole Autos, Roboter und nebenbei  die Welt oder hübsche Frauen retten. Und wie der Mentalist aus jeder Geste sein Gegenüber entlarven – wie toll wäre das erst.

Haben Sie ein verborgenes Talent?
Meine Freunde lieben meinen selbstgemachten Feta-Dip.

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