Kurz & knackig
Name: Frank Ringel
Alter: Geboren am 1. 9. 1961, der 1. September ist der Weltfriedenstag. 1961 wurde ja auch die Mauer gebaut, dann kam meine Geburt als Weltfriedenskind dazwischen. Den Mauerbau konnte ich damals nicht mehr verhindern, aber später 1989 den Mauerfall mit erreichen.
Wohnort: Werder (Havel), Ortsteil Töplitz, An der Havel
Seit wann sind Sie in Töplitz zu Hause? – Seit 1.9. 1961 – Urtöplitzer –
Haben Sie Kinder oder möchten Sie welche haben?
Meine Frau Kathy und ich haben einen Sohn, Justus, der bereits 18 Jahre alt ist. Er geht zur Sportschule in Potsdam, ist Leichtathlet, Mittelstrecke, 400 Meter und Hürdenläufer. Fährt jetzt zu den Deutschen Meisterschaften, worauf wir sehr stolz sind. Er hat natürlich ein Boot bei mir im Hafen. Wassersport wurde ihm in die Wiege gelegt.
Über unsere Blütenstadt Werder (Havel)
Wie würden Sie Werder einem Fremden beschreiben?
Eine Idylle an den Ufern der Havel. Werder ist für mich in erster Linie die Insel Töplitz und das Wasser rundum, das uns miteinander verbindet. Wir wohnen dort, wo andere Urlaub machen. Das ist das Schöne – am Wasser wohnen, am Wasser arbeiten.
Rummel oder Muckergarten? Wo ist Ihr Lieblingsort bei der Baumblüte?
In diesem Jahr war ich zur Baumblüte auf den Spuren meiner Jugend unterwegs. Auf der Friedrichshöhe. Da war doch früher immer Disko. Wir sind den Kesselgrund hoch, wo wir damals mit den Mopeds lang gefahren sind.
Anschließend waren wir auf der Bismarckhöhe, dort habe ich früher als Mitglied der SG Töplitz 1922 e.V. Kegelturniere gehabt. Ich bin sogar einmal Kreismeister geworden. Es gab ja auch mal eine Kegelbahn in Töplitz, auf der wir trainierten. Danach gingen wir runter in Richtung Insel. Ich brauche ja das Wasser! Da haben wir ein „Bierchen“ getrunken, zum Neutralisieren des Obstweines.
Mein Lieblingswein war in diesem Jahr Schwarze Knupperkirsche von Schultzens Siedlerhof. Und wenn man den dort trinkt, erfährt man, dass es auch Whisky gibt, der in Kirschfässern reift und lagert.
Sie – ganz speziell
Was machen Sie den lieben langen Tag?
Ich arbeite im Yachthafen, wir vermieten Liegeplätze für Sportboote. Die Boote sind bei uns gut behütet – im Sommer im Wasser, im Herbst kommen sie an Land und werden eingewintert. Ich bin sozusagen der Hafenkapitän.
Was würden Sie lieber machen?
Arbeit ist für mich ein bisschen wie Urlaub. In den Ferien geht es auch an die See, Warnemünde, Ostsee. Und ich bereise meine Havel mit dem Boot, fahre mal meine Kolle- gen zum Erfahrungsaustausch an und schaue, wie sie das so machen in ihren Häfen. Da kann man sich manchmal auch etwas abgucken, wie zum Beispiel die Kran- und Lagertechnik von Booten und das Freizeitangebot mit Beherbergung und Gastronomie.
Die meisten Gäste kommen zu uns in Familie und benötigen zum Schlafen ein Dach über dem Kopf. Ein Fahrradverleih gehört natürlich auch dazu. Als Neuestes habe ich kleine Motorboote und Paddelboote im Angebot, sodass man auch ohne Bootsführerschein ein bisschen aufs Wasser kommt. So entwickelt sich das Hafenkonzept – Angebot und Nachfrage.
Wie hat das denn hier alles angefangen?
Angefangen hat es unter der Autobahnbrücke. Mit einer so genannten Slip-Anlage, das ist eine Gleisanlage mit Lore und Winde sowie Bockkran, auf der man Boote ins Wasser bringt und wieder herausholt.
Mit 18 habe ich mir ein ausgemustertes Minensuch- und Räumboot der Nationalen Volksarmee gekauft, ein „MSR 13“, 13 Meter lang, um es privat zu nutzen. Außerdem stand dort mein Bauwagen am Brückenpfeiler, da waren das Werkzeug und die Ausrüstung drin.
Ich war immer viel auf dem Wasser unterwegs, auch mit den Freunden – Rundfahrten, Herrentagsfahrten. Mein Boot konnte ich mittels dieser Anlage im Herbst zur Winterlagerung aus dem Wasser slippen, überholen und streichen. Die Autobahnbrücke bot mir ja einen trockenen Unterstand.
Irgendwann fragten mich die Wassersportkollegen: „Sag‘ mal, kannste Dich nicht um mein Schiff auch kümmern und um das meiner Kumpel?“ – Klar, mach ich! Und so hat sich das entwickelt, dass ich mich immer mehr und mehr um die Boote anderer gekümmert habe.
Der nächste Schritt war dann die Überlegung und der Entschluss, mich damit selbständig zu machen. Vorher habe ich an der Uni in Potsdam Polytechnik studiert und war zwei Jahre an der Inselschule als Lehrer tätig.
Wann sind Sie in die lokale Politik eingestiegen? Ortsvorsteher, das ist ein Engagement, das überlegt man sich ja …
Vor 14 Jahren – das begann am Kneipentisch. Töplitz war politisch immer durch die großen Parteien vertreten, die hatten irgendwie immer sehr mit sich selbst zu tun. Da fühlten wir Bürger uns vernachlässigt. Und so wurde der Bürger Bund Töplitz, BBT gegründet.
Wir hatten guten Zulauf und stellten die Frage, worum wir uns kümmern wollen und sollen. Und die Eckpunkte, die wir uns gesetzt hatten, wie Schule, Kita, Feuerwehr und Sport, konnten wir gut umsetzen. Der Bürger Bund Töplitz erhielt bisher immer ein Mandat in der Stadtverordnetenversammlung, so dass man aktiv Einfluss nehmen kann. Ich bin jetzt Hospitant bei der CDU-Fraktion. Das ist gut – man befruchtet sich gegenseitig und macht zusammen eine gute Politik und zwar keine Ellbogenpolitik sondern sachbezogene Bürgerpolitik. Auf dieser Grundlage arbeiten wir seit 13 Jahren mit Werder gut zusammen! Eine gute Vernetzung gehört dazu.
Kleine Anekdote: Ich saß einmal mit Werner Große am Tisch und fragte: „Was ist denn nun mit meiner Kita – rekonstruieren oder neu bauen?“ – „Frank, die bauen wir neu“, war die Antwort. Ich habe nie daran geglaubt. Es hat zehn Jahre gedauert – aber wir haben neu gebaut. Und Werner Große hat Recht behalten. Ich habe wiederum Recht behalten mit der Entscheidung, den Bereich des grünen Gruppenzimmers zu überbauen und dafür einen Mehrzweckraum zu erhalten. Heute ist das wieder ein Gruppenraum, der dringend benötigt wird, denn die Kita ist voll ausgebucht. Ein schöner gemeinsamer Erfolg.
Welche Erfolge können sie verbuchen und was gibt es für Pläne für Töplitz?
Unsere Schule ist inzwischen nachweislich eine der besten Grundschulen des Landes, was die letzte Schulvisitation des Bildungsministeriums bewies. Eine „Schule im Grünen“.
Wir haben ein neues Feuerwehrgerätehaus. Das alte Gebäude ist jetzt Inselzentrum geworden und besitzt einen großen Versammlungsraum, den Töplitz dringend benötigt. Aus den Garagen, in denen früher die Fahrzeuge untergestellt waren,
kann man Räume für Senioren und Jugendliche aber auch ein Bürger- büro einrichten und so ein Bürgerzentrum entwickeln und bauen. Denn unser Bürgerhaus ist ein wenig beengt. Mit der Stadtverwaltung sind wir da im Gespräch, wir könnten Fördergelder im Rahmen der Förderung Integrierter ländlicher Entwicklungskonzepte beantragen. Bis 2020 wollen wir das schaffen. Aber die Räume nutzen wir schon. Hausverwalter ist die HGW.
Der Geschäftsführer Herr Lück schloss mit dem Ortsbeirat einen Mietvertrag. Die HGW ist uns ein verlässlicherPartner. Sie hat unsere schöne Kita und dann die Feuerwehr gebaut. Das Gerätehaus wurde sogar früher fertig als geplant.
Der Landkreis lässt leider nicht mehr viel Entwicklung in den Ortsteilen zu. Über 2000 Einwohner leben jetzt in Töplitz. Der Andrang ist immer noch da – aber wir haben zu wenig Baugrundstücke.
Es gibt nur noch Randzonen an Straßen oder Wegen, die bebaut werden dürfen, neue Baufelder nicht mehr. Das ist schade. Wir bräuchten noch ein paar mehr Einwohner. Dann hätten wir vielleicht wieder einen Geldautomaten hier im Ort und mehr Gewerbe! Da geht noch was – denn die Infrastruktur steht! Kita, Schule, Einkaufsmöglichkeiten, Arzt – alles da!
Wir haben den zweitgrößten Sportverein der Stadt Werder hier im Dorf mit über 360 Mitgliedern – die SG Töplitz 1922 e.V. – vom Fußball bis hin zum Line Dance, Tischtennis, Schach, Hundesport sind auch integriert. Entweder gehen die Kinder in die Feuerwehr oder in den Sportverein. Wir sind kein Schlafdorf – wir sind ein sehr lebendiges Dorf. Und der Zusammenhalt in unserem Dorf ist schon durch die Vereine großartig, alle machen mit, wie beispielsweise bei der malermäßigen Renovierung des Inselzentrums.
Sie selbst sind auch sehr sportlich – Sie laufen sogar den Marathon in Berlin?
Ja, ich laufe den Marathon zwischen viereinhalb und fünf Stunden. Ich mache das aber just for fun. Ich versuche damit auch, dem Körper etwas Gutes zu tun, mich sportlich zu bewegen.
Der Töplitzer Insellauf ist ein Halbmarathon – damit hat es angefangen. Und auch das ist eine schöne Geschichte – da hat mich die Feuerwehr „überrumpelt“.
Die Feuerwehr sichert ja den Insellauf ab, Streckenposten und so weiter. Ich wusste gar nicht, dass wir einen Halbmarathon machen. Es gibt ja den Sparkassencup mit 6,7 km, den Schnupperlauf für Kinder und Familien um den Mühlenberg mit 1,8 km und den 21,2 km langen Halbmarathon auf dem Inselrundwanderweg. Und da sagten die Kameraden: „Du bist Ortsvorsteher, da musst Du wenigstens die Streckenposten kontrollieren. Aber nicht per Rad, sondern zu Fuß“. Da habe ich gesagt: „Kein Problem, ich komme vorbei und schau nach, ob die alle richtig stehen“. Darauf antworteten sie: „Herzlichen Glückwunsch zum Halbmarathon! Unsere Strecke hat über 21 Kilometer, da musst Du die Posten kontrollieren!“ – Untrainiert! Damals war ich nicht mal joggen! DDR-Gummiturnschuhe, Baumwollshirt – Blutblasen überall. Ich kam im Ziel an, als ob ich vom Fleischer massakriert wurde. Aber ich hab’s durchgezogen.
Dann wurde mir gesagt, was ich alles falsch gemacht habe: „Junge, Du musst ein Funktionsshirt anziehen, Du brauchst neue Schuhe, Einlagen und so weiter!“
Inzwischen habe ich das alles, damit geht es natürlich leichter und ich trainiere einmal pro Woche in der Läufergruppe der SG, immer sonntags. Für den nächsten Marathon im September in Berlin habe ich bereits die Starterkarte. Und im nächsten Jahr ist dann auch wieder der Rennsteiglauf dran, den habe ich in diesem Jahr ausgelassen. Ich hatte eine Leistenbruch-OP, da muss man ein bisschen ruhiger treten.
Was wir sonst noch wissen wollen …
Haben Sie ein Vorbild?
Also in der Schule hatten wir Juri Gagarin als Vorbild, später kam dann Sigmund Jähn, Ernst Thälmann war es für die Pionierorganisation. Man hatte ja für die verschiedensten Lebensabschnitte ein Vorbild.
Und jetzt: Ich habe mich immer ein bisschen an Werner Große orientiert. Wie er Politik und Bürgernähe hinbekommen hat. Er verbindet das ja sehr gut miteinander. Ich denke, da konnte ich mir ein bisschen von ihm abgucken und „eine Scheibe abschneiden“.
Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?
Auf meinem Nachttisch liegen nur Fachzeitschriften des Wassersports. Literatur ist zeitlich gar nicht mehr drin. Ich lese natürlich auch viel kommunalpolitische Artikel und Nachrichten. Aktuelles eben.
Mögen Sie Tiere? Katze oder Hund?
Wir haben zwei Hunde, einen kleinen und einen großen für meine Frau und mich.
Haben Sie einen Lieblingsfilm oder -serie?
Nein, das ist zeitlich einfach nicht machbar. Großes Kino hat man ja jeden Tag im Leben.
Drei Wünsche?
Frieden: Dass wir in Frieden leben, ist schon sehr wichtig. Das habe ich vom Opa gelernt, der war noch im Krieg. Das ist die Nummer 1.
Familie: Der Familie muss es gut gehen. Der Junge muss weiter versuchen, sportlich erfolgreich zu sein. Meine Frau ist Lehrerin an der Inselschule, da muss es auch laufen. Ich baue den Hafen weiter aus und werde damit nie fertig sein. Das ist mein Lebenswerk.
Kommunalpolitisch: ein Bankautomat für Töplitz, das Inselzentrum, die Vernetzung nach Werder rüber – ein Wassertaxi, dass es hier weiter geht und wir hier keine Sackgasse bilden und uns aktiv als Insulaner am gesellschaftlichen Leben der Stadt Werder beteiligen können.