Kurz & knackig
Name: Angelika Thierschmann
Alter: bald 50
Wohnort: Werder (Havel)
Seit wann sind Sie in Werder zu Hause? Seit 1999.
Haben Sie Kinder oder möchten Sie gerne welche haben?
Ich habe vier Kinder und möchte (noch mehr) Enkelkinder haben.
Über unsere Blütenstadt Werder (Havel)
Wie würden Sie Werder einem Fremden beschreiben?
Werder ist ein Traum – Du kommst hin, es ist eine schöne Landschaft da, es ist Geschichte da, die Menschen sind freundlich. Man hat viele Einkaufsmöglichkeiten, man kann alle Nachbarorte besuchen – man muss einfach herkommen und es sich anschauen.
Haben Sie einen Lieblingsort in Werder – verraten Sie uns, wo?
Oh, darüber habe ich noch nie nachgedacht! Es ist überall schön!
Rummel oder Muckergarten – wo ist Ihr Lieblingsort auf dem Baumblütenfest?
Leider zu Hause, weil wir selbst zur Baumblüte öffnen. Aber wenn wir in der Woche geschlossen haben und auch Zeit, dann gehe ich auf die Insel.
Was arbeiten/machen Sie so den lieben langen Tag?
Wenn ich arbeite, dann in unserer Mosterei – dann machen wir schönen Apfelsaft oder auch andere Säfte – was saisonal gerade da ist. Und wenn ich zu Hause bin, genieße ich die Zeit im Garten, gern mit unserem Enkelkind oder fahre zu meiner Familie. Ich gehe auch gern mal einkaufen.
Was würden Sie lieber machen?
Wenn ich nicht arbeiten müsste, wäre ich draußen in der Natur. Kinder dabei, Hunde dabei – unterwegs sein. Städte ansehen, Dörfer besuchen – das finde ich schön.
Sie – ganz speziell
Eine neue Anlage glänzt hier in Ihrem Produktionsbereich der Lohnmosterei. Was kann die Anlage und erleichtert sie die körperlich schwere Arbeit?
Natürlich. Vorher musste ich jede Kiste in die Hand nehmen, jede Maische in Tücher legen musste, mit Brettern gestapelt – diese Arbeiten habe ich gar nicht mehr! Jetzt drücke ich einige Knöpfe und die Maschine macht, was ich gern hätte. Das funktioniert wunderbar. Ich bin sehr überrascht, wie angenehm das Arbeiten jetzt ist. Natürlich hat der Abfüller immer noch die selbe Arbeit – aber das war ja nie mein Job! 😉 Ich war ja immer vorn an der Maschine.
Laufen die Arbeitsprozesse jetzt schneller?
Ja. Wir schaffen mehr. Wir hoffen, dass aus den 16 Stunden in der Hochsaison jetzt nur noch 12 Stunden werden. Immerhin vier Stunden gespart! Das ist toll. Und dass die körperlich schwere Arbeit weg ist, ist einfach toll.
Die alte Anlage war ja eine mobile Mosterei – wo ist die denn jetzt?
Die ist immer noch da, die wird jetzt mal überholt, der Heizkessel wurde erneuert. Denn ausfahren werden wir mit der Maschine immer noch. Zum Beispiel nach Nuthe-Nieplitztal, da sind wir immer beim Apfelfest dabei, wenn die Baumpaten die Äpfel von der Streuobstwiese ernten. Die verarbeiten wir dann vor Ort. Bei Stefan Lindicke stehen wir in der Regel beim Hoffest im November und dann gibt es noch so ein, zwei Events. Und dafür bleibt die alte Maschine. Oder als Notmaschine, wenn doch mal etwas kaputt gehen sollte an der neuen. Sonst müssten wir ja den Leuten sagen, dass sie ihre Äpfel wieder mit nach Hause nehmen müssen.
Gibt es aufgrund der Fröste im Frühjahr überhaupt genug Obst in diesem Jahr?
Kirschen und Erdbeeren waren wirklich wenig – da haben auch wir nicht viel verarbeiten können. Sommeräpfel waren auch weniger. Aber die Herbst- und Winteräpfel – denke ich mal – das wird schon. Die Natur ist eben nicht zu beeinflussen – und das ist ja eigentlich auch gut so. Jetzt ruhen sich die Bäume aus, dafür haben wir dann im nächsten Jahr wieder ordentlich zu tun. Das passt schon.
Wenn private Leute Obst bringen, was bringen die zu Ihnen und bekommen die dann den Saft von ihren eigenen Früchten?
Ja. Das ist ja die Geschäftsidee. Man kommt mit mindestens 60 Kilogramm und bekommt dann von seinen Früchten – im Moment viele Äpfeln, Birnen oder Quitten – auch seinen Saft. Und das Schöne ist ja auch – die Leute können dabei sein und sogar zuschauen. Bei weiten Anfahrtwegen ist das praktisch. Dafür muss man einfach nur einen Termin vereinbaren.
Wieviel Prozent Saft bleiben denn übrig?
Beim Apfel rund 70 Prozent, also von 100 Kilo 70 Liter Saft. Wir haben auch Kunden, die haben schon 80 Liter mitgenommen. Wenn die Äpfel groß sind und frisch geerntet, dann hat man die beste Ausbeute und der Saft schmeckt auch am besten.
Geben Sie irgendwelche Zusatzstoffe in den Saft?
Nein, das machen wir nicht. Wir wollen ja einen hundertprozentigen Direktsaft herstellen. So nennt man diesen Saft nämlich, keine Konzentratware. Kein Zucker, kein Wasser, keine Chemie – das braucht es nicht. Der ist auch so haltbar.
Wie lange hält der denn?
Mindestens ein Jahr – ob nun in den Beuteln oder in den Flaschen. Der Saft wird erhitzt auf 78 Grad, das nennt sich pasteurisieren. Dadurch wird er haltbar gemacht.
Es gibt bei Ihnen auch Sauerkirschsaft – wo ist denn da der Unterschied zu dem Sauerkirschsaft, den man im Handel kaufen kann?
Da kann man beispielsweise Kirschnektar kaufen. Nektar bedeutet aber immer, dass Zuckerwasser zugeführt wurde. Der Saft wurde also gestreckt. Wer hier bei uns einen 100prozentigen Saft kauft, kann sich den zu Hause gern selbst mit seinem Wasser verdünnen. Dann muss man auch nicht so viel schleppen 😉. Man sollte sich das schon durchlesen, was auf den Etiketten steht. Und wenn wir Sauerkirschsaft machen, dann pressen wir Kirschen, wir kaufen keinen Sirup und machen Wasser rein. Das geht nicht.
Was ist zu beachten, wenn man ein privater Kunde ist? Muss man einen Termin vereinbaren?
Ja, das wünschen wir uns. Wenn die Kunden ihre Äpfel anschauen, mal einen aufschneiden und sehen, dass die Kerne schon ein bisschen braun sind, dann sollten sie schon bei uns anrufen und einen Termin machen. Nach zehn, vierzehn Tagen sind die Äpfel dann erntereif und können zu uns. Bitte kein Fallobst, das schon drei Wochen unter den Bäumen gelegen hat. Das ist meist Notobst, was abgeworfen wurde, das ist oft mürbe und hat Faulstellen. Das will man ja nicht. Wenn man schon von seinen eigenen Äpfeln den eigenen Saft bekommt, dann sollte man die Äpfel auch pflücken. Frei nach dem Motto: „Bücken ist nicht gut für den Rücken – wir pflücken!“.
Welche Angebote gibt es hier bei Ihnen im Hofladen?
Alle Säfte, die wir selbst produzieren – beispielsweise Quitte, Erdbeere oder Kirsche. Dann haben wir noch Honig, der kommt von einer Freundin aus Golzow, dann haben wir Marmeladen von Frau Jessen aus Trechwitz, wir haben die „Moppel und Mücke“-Bücher von Christine Pohl und einige Flyer, die wir hier auslegen. Ein Riesenangebot haben wir nicht – aber wenn Leute auf mich zukommen und fragen: „Magst Du das für drei Monate in Deinen Hofladen aufnehmen?“, dann mache ich das sehr gern. Ich will auch gar nichts daran verdienen.
Wenn Sie drei Wünsche frei hätten – welche wären das?
Gesundheit für alle. Natürlich müssen wir irgendwann sterben, vielleicht gibt es ja noch eine andere Ebene, wo wir weiter leben können? Aber Gesundheit ist schon wichtig. Zufriedenheit wünsche ich mir für alle Menschen, dass der Neid aufhört. Das Streben nach mehr und noch mehr – nein. Und ich wünsche mir eine gesunde Umwelt.
Was wir sonst noch wissen wollen …
Welche berühmte Person würden Sie gern einmal treffen?
Bruce Willis. Ich finde den einfach cool.
Welche Fragen würden Sie ihm stellen?
Hhm. Schwierig. Ob er einen Film mit mir drehen würde? 😎 Ob er Demi Moore wirklich so abgöttisch geliebt hat, wie es immer dargestellt wird?
Welches Buch liegt auf Ihrem Nachttisch?
Drei Bücher liegen da! Endzeitgame, das ist eine Trilogie, da bin ich gerade beim dritten Band. Ich lese gern Fantasy-Romane, dann etwas „Normales“, aber keine Liebesromane. Und dann lese ich meist noch ein Mittelalter-Roman.
Haben Sie Vorbilder? Welche und warum?
Mein Papa. Weil er uns drei Kinder groß bekommen hat, weil Mutti zu Hause bleiben durfte am Anfang, wir eine schöne Kindheit hatten, auch wenn die Eltern streng waren – er hat uns alle drei gerade bekommen, auch wenn wir mal gestolpert sind. Er war immer da, selbst wenn ich heute sagen würde „ich komme nicht mehr klar“, dann würde er mir ein Bett machen. Ich liebe meine Mutter natürlich auch! Die war immer die liebe, der ruhige Pol. Aber Papa war eben immer der Fels, der ruhige Pol. Wenn Papa gesagt hat, „es wird gut“, dann wurde es auch gut, dann war die Angst weg.
Haben Sie einen Lieblingsfilm oder -serie? Warum?
Meine Lieblingsserie ist „Bounce“, mein Lieblingsfilm ist „St. Elmo’s Fire“.
Haben Sie ein verborgenes Talent?
Verkaufen. Das ist ja aber nicht verborgen. Ich mache gern Handarbeiten! Ich stricke gern, ich habe für meinen Enkel Leo die Schühchen und Mützchen gemacht – das macht mir Spaß.
Lieben Sie Tiere? Wenn ja, Katze oder Hund?
Beide! Wir haben zwei Hunde und zwei Katzen.