Nach der Radlerbrücke soll noch nicht Schluss sein

Werder (Havel),07.November 2022 – Nahezu alle, die in Werder gern mit dem Rad unterwegs sind, werden sich noch an den schmalen und brüchigen Steig erinnern, der sich an der Eisenbahnbrücke zwischen Wildpark West und der Blütenstadt entlang hangelt. Mühsam musste man sein Fahrrad die steilen Treppen hochhieven, um die Havel überqueren zu können. Für Menschen im Rollstuhl stellten die Stufen ein unüberwindbares Hindernis dar. Das das so nicht weitergehen kann, dachten sich schon vor vielen Jahren die zahlreichen Nutzer des Übergangs. Zu ihnen gehört auch der im Wildpark West lebende Ingenieur für Konstruktionstechnik Manfred Swoboda. Er nutzte die Brücke regelmäßig, um zum Bahnhof in Werder zu gelangen und von dort zu seiner Arbeitsstelle nach Berlin zu pendeln. Seit 2004 träumt er von einer Fahrradbrücke und fing an sich in der Materie zu vertiefen. Am Ende stand der Entwurf einer 117 Meter langen barrierefreien Fahrradbrücke mit genug Platz zum Radeln. Ein besonderes Highlight sollte eine Plattform sein, die nicht nur als Rastplatz, sondern auch als kultureller Treffpunkt dienen sollte.

Nachdem Swoboda seinen Entwurf über Jahre hinweg immer wieder vorstellte, war es im März 2018 endlich so weit und es sollten insgesamt drei Entwürfe für das Gemeinschaftsprojekt zwischen Potsdam Werder und der Gemeinde Schwielowsee vorgestellt werden. Darunter befand sich auch ein Konzept von dem Swoboda wusste, dass es sich stark an seinen Vorgaben orientiert. Nachdem alle behördlichen Vorgänge abgeschlossen waren und die Abschluss Genehmigung erteilt wurde, konnte im Februar 2021 mit den ersten Baumfällungen begonnen werden, um den Bau vorzubereiten. Nachdem ein Baubetrieb gefunden wurde, konnte im Juli 2021 mit den eigentlichen Bauarbeiten zur der Brücke begonnen werden. Trotz zahlreicher Widrigkeiten, wie Diebstahl, Sachbeschädigung und krankheitsbedingter Ausfälle, konnte die Brücke bereits ab dem 7. Oktober 2022 teilweise von Fahrradpendlern und Freizeitradlern genutzt werden. Im November soll die Brücke nun endgültig freigegeben werden. Statt einer einzelnen Plattform, wie in Manfred Swobodas Entwurf, hat die Brücke nun zwei kleinere Ausbuchtungen, die zum Verweilen einladen. Dicke Geländer aus Metall sichern die Ränder der Brücke ab und eine Treppe gibt es nicht mehr. Auch wenn die Brücke nicht ganz der Idee des Ingenieurs entspricht, kommt sie ihr doch sehr nahe. „Ich bin sehr zufrieden mit dem neuen Entwurf!“, erzählt er. Und so machte sich Manfred Swoboda am 13. Oktober, nach erster Öffnung der Brücke, auf um mit Freunden auf die Fertigstellung anzustoßen und auch ein paar Passanten auf ein „Schlückchen“ einzuladen.

Neben der Beteiligung an der Fahrradbrücke ergreift die Stadt auch noch weitere Maßnahmen, die das Radfahren in Werder (Havel) sicherer und besser machen sollen. An vielen Kreuzungen im Stadtkern werden die Radwege mit, roten Schutzstreifen markiert. An den Kreuzungen der Brandenburger Straße zu Lietzes Weg, zur Moosfennstraße und zur Kölner Straße ist die neue Kennzeichnung bereits erfolgt. Weitere Kennzeichnungen sollen noch im Herbst entlang der Bundesstraße B1 in den Kreuzungsbereichen Brandenburger Straße, Lietzes Weg, Kugelweg und Moosfennstraße angebracht werden.

Darüber hinaus werden derzeit – ergänzend zum Verkehrsentwicklungsplan – in einer verkehrstechnischen Untersuchung konkrete Maßnahmen untersucht, um den Radverkehr in der Brandenburger Straße und in der Potsdamer Straße sicherer zu machen. In diesem Zusammenhang spielte eine Baustelle des Wasser und Abwasser Zweckverbandes in den Herbstferien eine Rolle. Wegen Leitungsarbeiten wurde in der Potsdamer Straße ein Einrichtungsverkehr stadtauswärts eingerichtet. Das mit der verkehrstechnischen Untersuchung beauftragte Büro hat in diesem Zeitraum in der Praxis analysiert, welche Auswirkungen eine solche Regelung auf den Kraftfahrzeug- und Radverkehr in Werder hat. Ein weiteres Projekt aus dem Maßnahmenkatalog ist eine Radwegverbindung zwischen Werder und Kemnitz. Hierzu hat die Stadtverwaltung einen Variantenvergleich erstellen lassen, der jetzt von den Stadtverordneten beraten werden kann. Vier Varianten werden darin vorgeschlagen, die alle den Stadtbahnhof als Ziel haben. Im Kemnitzer Ortsbeirat wird eine Variante favorisiert, die von der Kemnitzer Dorfstraße / Kemnitzer Chaussee in die Dahlienstraße mündet und dann entlang des Eisenbahnwegs bis zum Bahnhof führt. Nach dem Variantenbeschluss durch die Stadtverordneten wird die Stadt versuchen, Fördermittel zu akquirieren, bevor der Radweg im Detail geplant und umgesetzt werden kann. (wsw)

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