Werder (Havel) OT Glindow, 13. September 2021 – Man weiß gar nicht, wohin man zuerst schauen soll. In jeder noch so kleinen Ecke findet sich ein Stück Geschichte. Erinnern Sie sich noch daran, wann Sie das letzte Mal im Apfelhotel in Glindow zu Gast waren? Unser letzter Besuch ist zugegeben schon viele Jahre her. Doch wandelt man heute durch die alten Gemäuer, scheint die Zeit in der Glindower Chausseestraße 92 stehen geblieben zu sein.
Doch kaum wähnt man sich an die „guten alten Zeiten“ zurück erinnert und schwelgt in nostalgischen Erinnerungen, streifen Objekte das Blickfeld, die nicht so recht in das altmodische Interieur passen möchten. Modernste Computer reihen sich auf langen Tischen aneinander und wirken in dem ursprünglichen Charme des ehemaligen Gastraumes geradezu skurril. Das Knarren des in die Jahre gekommenen Fußbodens ergibt gemeinsam mit dem monotonen Surren der Technik eine ungewöhnliche Melodie.
„Das Gebäude stand etwa zwei Jahre leer, bevor wir es jetzt wiederbeleben“, erklärt uns Mathias Neubert bei einem Rundgang. Gemeinsam mit zwei weiteren Investoren möchte er wieder Leben in die geschichtsträchtigen Gemäuer bringen.
Erbaut wurde das Haupthaus um 1900, der Umbau stammt aus den 1950er-Jahren. Nachdem Hotel und Gasthaus zwei Jahre leer standen, musste einiges repariert, saniert und modernisiert werden. Den Großteil dieser Arbeiten übernimmt der 37-Jährige in Eigenleistung. Doch wofür der ganze Aufwand?
„Uns schwebt hier so etwas wie das Rechenzentrum in Potsdam vor – nur in schön“, verrät Mathias Neubert lachend. Der Glindower möchte Kreative aus der Region an einem Ort vereinen, wo jeder seinem individuellen Tun nachgehen kann und sich in die kreative Gemeinschaft einbringt.
Im ehemaligen Apfelhotel finden freischaffende Künstler, Studenten, Unternehmer, Projektleiter, Influenzer u.ä. einen Ort, der Atelier, Gewerberäume, Co-Working-Spaces, Kursräume, Werkstatt, Arbeitsplätze sowie voll ausgestattete Zimmer bietet.
„Uns ist die Mischung der einzelnen Mieter wichtig“, erklärt Mathias Neubert. „Irgendwie hat ja jeder von uns ein Talent oder eine Affinität, die der Gemeinschaft zugute kommt. So wie Moritz z.B., der eine Werkstatt hier mitnutzt und parallel zu seinem Schaffen auch beim Werkeln auf dem Gelände hilft. Bisher haben wir fünf Mieter, perspektivisch wären bis zu 15 Mieter toll.“
Die ehemaligen Hotelzimmer sind zum Teil noch original eingerichtet. Bei einem Blick in die Badezimmer erwartet man eigentlich, kleine Shampoofläschchen und flauschige Bademäntel zu entdecken. Ob auf den Kopfkissen noch ein Betthupferl liegt? Schade, dass es das Apfelhotel und das Gasthaus Granny Smith nicht mehr gibt. Doch wenn hier an dem Ort, der so vielen Werderanern bekannt ist, etwas Neues entsteht, das kreative Menschen zusammenbringt, dann ist das doch eine schöne Zukunftsperspektive. (wsw)