Perfektes Wetter, lange Schlangen, gute Stimmung

Das waren die ersten Baumblütenfesttage 2023

Werder (Havel), 28. April 2023 – Trotz drei Jahren Zwangspause wusste Petrus am ersten Baumblütenfesttag, dem 22. April, genau, was zu tun ist: Er ließ die Sonne von einem wolkenlosen Himmel in voller Pracht strahlen und sorgte so – zumindest was das Wetter anging – für einen erstklassigen Start in die Festwoche.

Eingeläutet wurde das Fest traditionell mit dem Baumblütenball am Vorabend auf der Bismarckhöhe. Die knapp 400 Gäste tanzten in feinster Garderobe zu den Hits von Schlagersängerin Michelle und der Partyband Right Now. Die letzten Gäste verabschiedeten sich gegen 2.30 Uhr, um am nächsten Morgen hinter großen Sonnenbrillen versteckt beim Umzug der Vereine der Stadt dabei zu sein. 

An dem Festumzug waren etwa 60 Gruppen beteiligt. Die geschmückten Wagen samt unzähliger Protagonisten schoben sich gemächlich durch die Menge und ließen keinen Zweifel daran, wie sehr uns allen das Baumblütenfest gefehlt hat. Klaus-Dieter Bartsch alias „Bartschi“ lief zu Hochtouren auf, moderierte souverän und begrüßte fast alle Vorbeiziehenden mit Namen. 

Und auch Doreen Vogler, die amtierende Baumblütenkönigin, winkte lachend aus dem geschmückten Cabrio, bevor sie zur obligatorischen Runde über Fest, Höfe und Gärten aufbrach. Natürlich machte sie auch auf dem Marktplatz halt, wo sich regionale Gastronomen unter dem Motto „Blüteninsel“ präsentierten. Zugegeben es war voll am ersten Samstag, aber ein Biss in einen Wasserbüffel-Taco vom Fritz am Markt entschädigte für die Wartezeit. 

Beim ersten Blick auf die Regattastrecke ließ sich kein nennenswerter Unterschied zu den vorangegangenen Blütenfesten erkennen. Der Uferstreifen war voll – die Menschen saßen gemütlich auf der Wiese, genossen die Sonne und den Wein. Wahrscheinlich waren die einen oder anderen Angereisten etwas verdutzt, dass keine Bühne mehr für musikalische Unterhaltung sorgte – die Stimmung war dennoch gut und entspannt.

Auch auf dem Hohen Weg tummelten sich am ersten Baumblütenfestwochenende zahlreiche Gäste. Vor den Gärten der Obstbauern entlang des Weges gab es meterlange Schlangen und auch beim Anstehen an den verschiedenen Ständen mussten die Besucher Geduld mitbringen. 

Zwar wurde im Vorfeld über das neue Konzept unter dem Motto „Tradition mit Herz erleben“ informiert, doch vielleicht hat diese Information nicht die weit entfernten Gäste erreicht. Beim Geldabheben am Bankautomaten wunderten sich nebenan zwei junge Herren aus Berlin, wo denn nun das Fest genau sei.

Dennoch reisten am ersten Baumblütenfesttag deutlich weniger Menschen mit der Bahn nach Werder. Im Jahr 2019 waren es am ersten Festtag noch gut 25.000 Besucher, die vom Bahnhof Richtung Festgelände pilgerten, in diesem Jahr waren es knapp 15.000 Besucher weniger. 

„Wir sind näher an den Wünschen der Werderaner, darum geht es uns. Wir wollen weg von einer Massenveranstaltung, hin zu einem kleineren, traditionsbewussten und bürgernahen Fest. Das ist für einige Besucher durchaus ein schmerzhafter Prozess. Deren Kritik halten wir aus. Auf berechtigte Kritikpunkte werden wir mit unserer kommunalen Veranstaltungsgesellschaft VGW bei den nächsten Festen reagieren. Wir sind mit dem ersten Baumblütenfest nach dreijähriger Pause nicht am Ziel, aber auf einem sehr guten Weg“, so Christian Große am Sonntag des ersten Festwochenendes.

Die Meinungen über das neue Konzept sind zwiegespalten: In den sozialen Medien wird sich Luft gemacht über die langen Wartezeiten für Bratwurst & Co. Viele Familien haben enttäuscht und „unterrummelt“ das Fest frühzeitig wieder verlassen. Besonders die kleinsten Gäste und deren Eltern suchten zum Teil erfolglos nach Unterhaltungspunkten, aber daran lässt sich für die folgenden Jahre sicher etwas ändern. 

Wieder andere freuten sich darüber, die Werderkulisse bei schönstem Wetter und in einer angenehmen Atmosphäre zu genießen. Und in den Obstgärten entlang des Panoramawegs waren die Stimmung und das Baumblütenfest-Feeling so gut wie eh und je. 

Der Durst der Besucher nach leckeren Tropfen ist ungebrochen – dies zeigte sich auch an den Obstweinbeständen und den zwar teils gestressten aber beim Blick in die Kasse auch lächelnden Produzenten, die bereits am Nachmittag des 22. Aprils sichtlich minimiert wenn nicht sogar ausverkauft waren. 

Doch auch der „Hunger“ nach Unterhaltung möchte bei solch einem Fest gestillt werden. Welche „Leckerbissen“ man den Besuchern hierfür serviert, werden die nächsten Feste zeigen. So ganz mit leerem Magen feiert es sich nämlich schlecht. 

Die Musikveranstaltungen auf der Bismarckhöhe zeigten, was möglich ist, wenn sich gut gelaunte Menschen an einem der schönsten Orte der Stadt zum gemeinsamen Tanzen und Spaß haben treffen. 

Und auch der Werdertag am 26. April, der erstmals auf der Bismarckhöhe stattfand, kam bei den Besuchern gut an. Hier waren die Werderaner größtenteils unter sich, genossen ein Gläschen Obstwein oder Bier, man grüßte sich, unterhielt sich angeregt und lachte gemeinsam. 

Auf der Bühne zeigten die Vereine aus der Blütenstadt, darunter der Blütenchor der CvO, die Pirates, der KCW und der GCC, ihr Können und wurden von den kleinen und großen Gästen gebührend gefeiert. 

Was das erste selbstorganisierte Fest bringt, wieviele Besucher aus der Ferne kommen, das hätte wohl nur ein Blick in die Glaskugel verraten können. Und was man am Ende daraus macht, hängt von jedem selbst ab – denn allen Mensch recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. (wsw)

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