
Werder (Havel), 2. August 2017 – Für viele Menschen gehört das Blutspenden zu einem ganz normalen Vorgang – die regelmäßige oder auch einmalige Gabe kann einem oder mehreren anderen Menschen das Leben retten. Um die Wichtigkeit einer Blutspende wissen schon Schulkinder.
Hierzulande noch relativ unbekannt, gilt das aber auch für unsere vierbeinigen Lieblinge. Die Bluttransfusion kann bei Operationen, bei langwierigen Erkrankungen, nach schweren Unfällen oder auch bei Vergiftungen das Leben eines anderen Vierbeiners retten. Und eigentlich ist der Vorgang ganz unkompliziert. Über Blutspenden beim Hund sprachen wir mit Dr. Inga Vetrella-Paare von der Tierarztpraxis in den Havelauen.
Blutspenden bei Hunden – wie stehen Sie dazu?
Ich finde das ganz wichtig. Blutspenden können lebensrettend im Falle einer starken Blutung, beispielsweise nach einem Unfall, nach Blutverlust oder bei bestimmten Erkrankungen sein. Jeder, der seinen Hund liebt, sollte über Notfälle nachdenken, die ja auch seinen Hund irgendwann treffen können.
Künstliche Alternativen, also synthetisches Blut, gibt es für Tiere nicht?
In der Tiermedizin benutzen wir frisch entnommenes Vollblut, gelagertes Vollblut, Erythrozyten (EC-Konzentrat) oder Plasma. Künstlich herstellen kann man Blut nicht.
Wird der Hund vor der Spende einem gründlichen Gesundheitscheck unterzogen? Und ist der dann kostenlos?
Die Spenderhunde werden vor einer Spende selbstverständlich gründlich untersucht. Dabei wird dann auch eine Blutprobe genommen. Nach der Analyse wissen nicht nur wir als Tierärzte, sondern auch die Besitzer, ob der Hund gesund ist und überhaupt Blut spenden kann. Für den Besitzer des Hundes entstehen keinerlei Kosten.
Wie oft ist dann eine Spende möglich?
Frühestens alle sechs Wochen darf ein Hund Blut spenden.
Wie lange dauert der Vorgang des Spendens?
Das geht relativ schnell, nur ungefähr 20 Minuten. Und das sind nur 20 Minuten, die das Leben eines Artgenossen retten! Dafür muss der Hund nicht einmal sediert werden.
Wo wird das Blut entnommen?
An der Halsschlagader. Dafür wird nur eine kleine Stelle rasiert.
Wieviel Blut wird entnommen?
Die Menge ist abhängig vom Gewicht des Tieres, circa 300 bis 500ml können es sein.
Kann eine Blutspende dem spendenden Hund schaden? Gibt es Nebenwirkungen?
Nein. Wenn der Spender gesund ist, gibt es keine Nebenwirkungen. Und nach dem Spenden gibt es immer ein paar Leckerlis mehr, um den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen.
Ab welchem Alter dürfen Hunde Blut spenden? Gibt es Hunde, die nicht geeignet sind?
Ja, Hunde die jünger als 18 Monate oder älter als 10 Jahre sind, sollten nicht spenden. Das Mindestgewicht für einen Spenderhund sollte circa 25 kg sein.
Ist die Rasse des Hundes für das Spenden entscheidend?
Nein, jeder Hund darf spenden, wobei wir natürlich Rücksicht auf den Gesundheitszustand nehmen müssen. Tiere die aus dem Ausland kommen, müssen, bevor sie Blut spenden dürfen, erst auf sogenannte ‚Reisekrankheiten‘ untersucht werden.
Wieviele Blutgruppen gibt es bei Hunden?
Es gibt sechs Hauptgruppen und 12 Untergruppen. Hunde weisen keine natürlichen Antikörper gegenüber anderen Blutgruppen auf – man darf bei der erste Transfusion das Blut übertragen und in der Regel verträgt der Empänger es. Trotzdem ist es empfehlenswert, zu kontrollieren ob Spender und Empfänger kompatibel sind.
Darf der Besitzer während der Spende bei seinem Hund bleiben?
Der Besitzer sollte sogar beim Spender bleiben, so bleibt der Hund ruhig, und wir können ohne Sedation das Blut abnehmen.
Kann das gespendete Blut bei Ihnen in einer „Blutbank“ aufbewahrt werden, um dann im Ernstfall zum Einsatz zu kommen, oder müssen die Blutspenden sofort verbraucht werden?
Wir könnten das Blut auch aufbewahren, aber eine Direktspende ist uns persönlich lieber, da wir dann Sicherheit zur Blutqualität haben. Frostschäden usw. werden dadurch vermieden.
Darum wäre es wünschenswert, wenn wir hier in Werder und der Umgebung eine Spenderkartei aufbauen könnten, um im Notfall darauf zurückgreifen zu können … Interessenten können sich gern bei uns melden, wir besprechen dann alles. Per E-Mail unter info@tierarzt-havelauen.de oder telefonisch 0151-46783842. Sie können für weitere Informationen auch gern bei uns in der Praxis vorbeischauen. Wir freuen uns auf Sie.
Wir sprechen die ganze Zeit über Hunde – gilt das alles auch für Katzen?
Auch bei Katzen gibt es die Möglichkeit der Blutspende, die Mengen an Blut, die entnommen werden dürfen, sind dem Gewicht des Spender anzupassen. Katzen müssen vor dem Spenden sediert werden. (wsw)