Werder (Havel)02.März 2022- Steffi Schick ist 41 Jahre alt und Fußball ist schon seit 15 Jahren ihre große Leidenschaft. Seit dem sie sich im Jahr 2018 dazu entschied einen Lehrgang zur Schiedsrichterin zu machen, hat sie schon viele spannende Spiele in Werder (Havel), Glindow und Umgebung gepfiffen.
So auch am 12. Februar 2022. An diesem Tag pfiff sie bei einem Freundschaftsspiel zweier Fußballvereine aus der Region. Leider war die Begegnung an diesem Tag nicht so freundschaftlich wie sonst, sondern eskalierte. Schon zu Beginn ihrer Tätigkeit als Schiedsrichterin wurde sie vereinzelt mit respektlosen Bemerkungen konfrontiert, jedoch markierte das Spiel am 12. Februar ein für Sie einschneidendes Erlebnis ihrer Laufbahn.
Aus der Beschreibung der Situation geht hervor, dass die Stimmung zunächst immer angespannter wurde und Mitglieder einer Mannschaften anfingen zu schubsen. Anschließend wurde der Ton auch ihr gegenüber immer rauer. Beleidigungen folgten Drohungen in Richtung anderer Spieler und es wurden Bestechungsvorwürfe gegenüber der Schiedsrichterin geäußert. Auch wenn sie während ihrer Arbeit viele positive Erfahrungen gemacht hat, sorgen Erlebnisse wie diese für einen unangenehmen Beigeschmack.
„Es ist nicht nur der verbale Umgang, der sich ändern sollte, manchmal mangelt es bei den Spielstätten auch an entsprechenden Räumlichkeiten für die Schiedsrichter“, so Steffi Schick. Eine angemessene Grundversorgung, wie zum Beispiel die Bereitstellung von Wasserflaschen, ließen ebenfalls zu wünschen übrig. In ihren Augen fehle es an Anerkennung für die Arbeit, die sie und andere Schiedsrichter ehrenamtlich leisten. Denn auch wenn sie nur in ihrer Freizeit pfeift, ist dieses Hobby nicht frei von Aufwand.
An manchen Wochenenden ist sie bis zu fünf Stunden für ein Spiel unterwegs. Diese An- strengungen in Kombination mit mangelnder Wertschätzung führe Ihrer Auffassung nach dazu, dass immer weniger Menschen die Arbeit als Schiedsrichter machen möchten. „Ich glaube, dass es früher oder später dazu kommen wird, dass es nicht mehr genug ehrenamtliche Schiedsrichter*innen für die Menge an Spielen geben wird, die innerhalb und außerhalb der Fußballsaison statt finden“, so Steffi Schick.
Aktuell arbeite sie an eigenen Ideen, um mehr Frauen für das Pfeifen oder Fußball allgemein zu begeistern. Der Frauenanteil, sowohl bei den Teams als auch unter Schiedsrichtern, sei noch sehr gering und weiter ausbaufähig.
„Trotz der aktuellen Lage bin ich immer noch fest dazu entschlossen die Fußballspiele für die vielen Vereine und Mannschaften zu pfeifen.“, schaut Steffi positiv in die Zukunft und hofft auf bessere Bedingungen und vor allem einen fairen Umgang der Mannschaften untereinander und gegenüber den Schiedsrichter*innen. (wsw)