Werder (Havel), 24.November 2022 – Die DRK-Tagespflege in Werder ist ein Ort, an dem Senioren die Chance haben, ihren Tag mit interessanten Aktivitäten zu füllen und dabei neue Menschen kennenzulernen. Viele Menschen in fortgeschrittenem Alter haben mit dem Gefühl der Einsamkeit zu kämpfen und genau dem soll hier aktiv entgegengewirkt werden. Für die Gäste des Deutschen Roten Kreutz gab es am Freitag, dem 11. November, ein besonderes Programm. Die Werderaner Pädagoginnen Dorothea Slodowy und Christine Rasch spielten mit schauspielerischem Können und einem breiten Portfolio an verschiedenen Volksliedern die Erzählungen der Rentner als Theaterstück nach. Entwickelt wurde die Form des Erzähltheaters von Dorothea Slodowy, die die Grundidee des Playbacktheaters aus den USA modifiziert und für Senioren sowie an Demenz erkrankte angepasst hat.
Im Aufenthaltsraum war bereits alles aufgebaut, was das Team vom Musikalischen Erzähltheater benötigt. Unter den Anwesenden war auch Ursula Nonnemacher von der Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Die 65-Jährige ist seit dem 20. November 2019 die Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg. Passend zum Sankt-Martins-Tag spielten Dorothea Slodowy und Christine Rasch zum Einstieg die Geschichte vom Sankt Martin, der seinen Mantel zerriss, damit sich ein frierender Mensch mit einer der beiden Hälften wärmen konnte. Nächstenliebe und Unterstützung sollte dann auch das Thema des Vormittags in der DRK-Tagespflege sein. So wurden die älteren Damen und Herren aufgefordert zu erzählen, wann ihnen im Leben geholfen wurde. Doch es sollten auch die Geschichten von denen, die selbst anderen geholfen haben, ein offenes Ohr finden. Mit schauspielerischer Hingabe wurden die herzzerreißenden Erzählungen als kurzes Theaterstück aufgeführt.
„Das ist ein Übungsprozess“, antwortete Slodowy auf die Frage, wie sie es schafft, ihre im- provisierten Stücke aufzuführen, als hätte sie es bereits mehrere Tage geprobt. Im Anschluss an die Darstellungen Slodowys folgte von Christine Rasch ein Lied, das passend zu den Aufführungen ausgesucht wurde. Sie berichtet, dass sie zu Hause ein ganzes Regal mit Ordnern voll mit verschiedenen Liedern hat. „Es hat mir ausgesprochen gefallen“, so Ursula Nonnemacher, nachdem das letzte Stück gespielt wurde. Auch wenn der Vormittag in der DRK-Tagespflege das Gefühl vermittelte, das alles in bester Ordnung sei, hat der Standort in Werder noch mit den Folgen der Coronapandemie und der Energiekriese zu kämpfen. Die Einrichtung hat nicht genug Tagesgäste, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Besonders wegen denr steigenden Lebenshaltungskosten könne sich nicht jeder den Selbstkostenanteil für einen Besuch in der Tagespflege leisten und es würde schwer fallen, neue Senioren zu gewinnen, erzählt Marianne Koltzer, stellvertretende Fachbereichsleiterin der Sozialen Dienste im DRK-Kreisverband Potsdam/Zauch-Belzig. Jeder ältere Mensch bezahlt rund 22 Euro pro Tag für den Besuch im Seniorentreff. Sie wünscht sich, dass der Betrag halbiert werden könne, damit sich ein größerer Teil der älteren Bevölkerung einen Aufenthalt bei der Tagespflege leisten kann. Gleichzeitig leidet der Standort selbst unter immer höheren Unterhaltskosten für die Räumlichkeiten in Werder.
Der von der Bundesregierung veranlasste Pflege-Rettungsschirm für die Tagespflege ist bereits im Juni letzten Jahres und trotz weiterhin schwieriger Lage ausgelaufen. Laut Ursula Nonnemacher müsse die Tagespflege auch weiterhin gestärkt werden. Die DRK-Tagespflege in Werder (Havel) ist von Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr geöffnet und bietet auch einen Fahrdienst. Dieser bringt Interessierte zu den Räumen in die Eisenbahnstraße 6 und fährt sie auch wieder nach Hause. (wsw)