Vor 100 Jahren erhielt Albert Einstein den Nobelpreis

Werder(Havel), 10.November 2022- Wer kennt ihn nicht, unseren Albert! Und das bezieht sich nicht nur auf Caputh, wo er in seinem Sommerhaus drei Jahre glücklich sein konnte und wo ihn wirklich jeder kennt. Man sagt, es gäbe Leute, die sich seinetwegen für unseren Ort als Wohnsitz entschieden haben…

Egal, blicken wir 100 Jahre zurück: Im Mai 1919 bestätigt eine Sonnenfinsternis Einsteins Relativitätstheorie und ein halbes Jahr später erscheint die offizielle Anerkennung durch die Royal Astronomical Society in London. „Das Ergebnis ist eine der höchsten Errungenschaften des menschlichen Denkens“, heißt es darin. Das ist die Geburtsstunde des Mythos Einstein, er wird zum Superstar. Einstein weiß offenbar, welchen Wert seine Arbeiten für die Wissenschaft haben. Er vereinbart 1919 bei seiner Scheidung, dass das Preisgeld für den ihm in Bälde ganz sicher zuzusprechenden Nobelpreis direkt an seine Ex Frau gezahlt werden soll. Doch das politische Klima in Deutschland ändert sich, der Antisemitismus wächst. Einer von Einsteins stärksten Gegnern, Philipp Lenard, Physikno- belpreisträger 1905, erdreistet sich zu bemerken: „Die ganze Einstein-Theorie ist typischer Judenbetrug!“ Doch Einstein wird immer populärer. Er unternimmt mit seiner jetzigen Frau Elsa, übrigens seine Cousine, Vortragsreisen in alle Welt. Im März 1921 lernt er auf einer Schiffsreise in die USA Chaim Weizmann kennen, einen bedeutenden Chemiker und ab 1949 erster israelischer Staatspräsident. Sie unterhalten sich viel und später sagt Weizmann: „Auf der Überfahrt hat mir Einstein täglich seine Theorie erklärt, und bei der Ankunft war ich überzeugt, dass er sie verstanden hat!“ Die Situation in Deutschland wird für Einstein immer gefährlicher. Als der jüdische Außenminister Walther Rathenau 1922 ermordet wird, raten ihm viele seiner Freunde, das Land zu verlassen. Er begibt sich auf eine Vortragsreise nach Japan über Indien, Singapur und China, obwohl er deutliche Hinweise bekommen hat, dass seine Anwesenheit in Europa im November wünschenswert sei. Und wirklich: Am 9. November 1922 wird die Nobelpreisverleihung an Albert Einstein offiziell verkündet.

Und was macht Einstein? Er fährt nicht hin! Seit 1910 war er immer wieder für den Nobelpreis nominiert, und 1921 sollte es endlich Wirklichkeit werden. Aber die Jury kann sich nicht einigen, der Termin verstreicht und so erhält er den Preis erst 1922 rückwirkend für 1921, und zwar für seine 1905 veröffentlichte Entdeckung des Photoelektrischen Effekts.

Ist das ein Kompromiss, um sich an der so kontrovers diskutierten Relativitätstheorie vorbeizuschleichen und Einstein trotzdem den Preis verleihen zu können? Doch das bleibt nicht das einzig Merkwürdige! Die Verleihung gerät zu einer Posse: In Abwesenheit eines Preisträgers nimmt üblicherweise der Botschafter seines Heimatlandes den Preis entgegen. Es melden sich der deutsche Botschafter und der Schweizer Gesandte. Schließlich ist Einstein Schweizer! Er besitzt gar keinen deutschen Pass! Besagter Preisträger bekommt von alldem nichts mit. Er ist erst im März 1923 wieder in Deutschland. Hier werden ihm Urkunde und Medaille durch den schwedischen Gesandten überreicht. Am 11. Juli hält Einstein in Anwesenheit des Königs und 2000 Zuhörern seinen „Pflicht-Nobel-Vortrag“ in Göteborg – und zwar nicht über den Photoelektrischen Effekt, sondern über die Ausschnitt aus „Die Reisen des Albert Einstein“, Öl auf Leinwand, 100 x 100 cm, Maler: Olaf Thiede, Potsdam Relativitätstheorie! Ob das überhaupt jemandem aufgefallen ist? Alles in allem lässt sich im Nachhinein sagen: Danke, Albert, du bist und bleibst der Held der Caputher und unser Idol, wenn auch in den vergangenen hundert Jahren kaum einer wirklich verstanden hat, was du uns mit der Relativitätstheorie beibringen wolltest.

Weißt du eigentlich, was meine Oma mir erzählte? Nein? Deine Frau hatte für das bevorstehende Pfingstfest bei ihr Spargel gekauft und es kam noch zu einer kleinen Plauderei. „Frau Professor, bitte nehmset mir nich übel, wenn ick Sie ma wat zuflüstere. Die Caputher zerreißen sich die Mäuler über die Haare von Ihrem Mann! Dabei ham wa doch janz inne Nähe nen juten Barbier, der is och janich so teuer! Könnse ihn denn nich überreden, da ma hinzujehn?“ „Ach, Frau Teichmann, Sie glauben doch nicht etwa, dass mein Mann zu einem Friseur geht? Stellen Sie sich doch bloß mal vor, was passieren würde, wenn der die abgeschnittenen Haare aufhebt und später für gutes Geld an den Mann bringt! Aber Sie haben recht, ich muss mich mal wieder um seine Haare kümmern!“

Oma war sprachlos, entschuldigte sich bei der Fast-Nachbarin und wünschte ihr ein schönes Pfingstfest. Am Abend erzählte sie das Erlebte ihrem Mann und schloss mit den Worten:„- Bisher hab ick immer jedacht, nur Einstein ist en biscken verrückt, aber jetzt denk ick, die Olle iset och! Wer würde sich denn Einsteins Zotteln koofen? Da ist doch jeder froh, wenna se nich anfassen muss!“ Ach Oma… schade, dass wir nicht ein paar Einstein-Löckchen haben… Dann könnte es uns nämlich jetzt völlig egal sein, wie teuer die Heizkosten und der Sprit in Zukunft noch werden! (ch)

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