Werder (Havel), 4. Oktober 2019 – Einige von uns fahren jeden Tag durch die Straße, wohnen vielleicht sogar in ihr und wissen gar nicht, welch großartiger Mann hinter dem Straßennamen steckt. Wir haben mit Klaus Hugler über Adolf Wilhelm Ferdinand Damaschke gesprochen und von dem Publizisten und Religionspädagogen (unter anderem am Ernst-Haeckel-Gymnasium) Wissenswertes über den berühmten Namensgeber erfahren.
Herr Hugler, man weiß recht wenig über Adolf Wilhelm Ferdinand Damaschke. Können Sie uns kurz etwas über ihn erzählen?
Adolf Damaschke wurde kurz vor der Gründung des Kaiserreiches im Berliner Scheunenviertel geboren, als Sohn eines Tischlers, der bald seine Werkstatt aufgeben musste, weil er den Begleiterscheinungen des damaligen wirtschaftlichen Aufschwungs zum Opfter fiel. So lernte er die soziale Not am eigenen Leibe kennen. Er wurde Lehrer, vergaß aber nie seine Herkunft. Die sogenannte soziale Frage stand im Mittelpunkt seines Lebens, am Anfang als Lehrer und später als politisch wirkender Mensch.
Adolf Damaschke war nicht nur Pädagoge, Sozialrefromer und Schriftsteller, sondern vor allem ein Bodenreform-Pionier. Die Idee einer an sozialethischen Prinzipien orientierten Bodenreform bestimmte sein Leben. Können Sie uns das näher erläutern?
Der Kerngedanke seiner Bestrebungen lautete: Der Boden ist keine Ware! Ich habe es einmal erweiternd so gesagt: Die “Ware Leben” ist nicht das wahre Leben! Das lässt sich in jegleiche Richtung erweitern, z. B. ein Funktionär in der Schule kann niemals ein Seelenführer für einen individuellen Menschen sein u.s.w.
Über 100 Straßen, Wege und Plätze in Deutschland tragen bis heute seinen Namen. Wissen Sie, wie lange es die Adolf-Damaschke-Straße schon in Werder (Havel) gibt und warum gerade diese Straße seinen Namen trägt?
Ja, denn in dieser Straße hatte Adolf Damaschke sein Refugium. Näheres wird am 24. Oktober verraten. Die ungeduldigen Menschen können es in meinem Buch über Adolf Damaschke nachlesen. Dort ist es sehr genau beschrieben, sogar mit einem Bild vom betagten Bodenreformer Damaschke, der im Garten an der Seite seines Enkels, der noch heute lebt zu sehen ist.
Wann lebte Adolf Damaschke in Werder und gibt es Überlieferungen, wie er als Berliner sein Leben auf dem Land erlebte?
Seit 1907 hatte er sein Grundstück in Werder, und wie er dort lebte ist ebenfalls in diesem Buch nachzulesen. Es dürft ebenfalls am Abend im Oktober in der KVHS zur Sprache kommen.
Welche Bedeutungen hatte Adolf Damaschke für Werder (Havel)?
Die, die wir – Sie und ich – ihm geben. Allerdings unterschätzt das öffentliche Werder den Wert der Ideen Damaschkes, und hat kaum eine Vorstellung von der “Nutzanwendung” und dem Gebrauchswert seiner Ideen für unsere Zeit, geschweige denn, von der Aktualität und Brisanz, die seinen Ideen innewohnt.
Am 24. Oktober findet in der Kreisvolkshochschule in Werder (Havel) ein Adolf-Damaschke-Abend statt. Worauf dürfen sich die Besucher freuen?
Sagen wir es einmal so: Auch ich bin ein Besucher des Abends, und ich freue mich nicht nur auf die Fragen der anderen Besucher im allgemeinen, sondern bin besonders auf die Fragen der beiden Damen gespannt, die in diesen Tagen mein Buch lesen und ihre Gedanken und Fragen mitbringen werden. In jedem Falle dürfte es für jeden einzelnen Besucher etwas zum Weiterdenken geben.